Der Umschlag und die Lagerung von Windenergieanlagen benötigt viel und immer mehr Platz. Bereits heute werden in Cuxhaven in großem Umfang Turmsegmente, Rotorblätter und Getriebehäuser für alle namhaften Hersteller umgeschlagen - doch die Kapazitätsgrenze ist erreicht. Foto: Fischer
Der Umschlag und die Lagerung von Windenergieanlagen benötigt viel und immer mehr Platz. Bereits heute werden in Cuxhaven in großem Umfang Turmsegmente, Rotorblätter und Getriebehäuser für alle namhaften Hersteller umgeschlagen - doch die Kapazitätsgrenze ist erreicht. Foto: Fischer
Häfen sind die "Engpässe"

Die Uhr tickt: "Ohne den Ausbau des Cuxhavener Hafens wird Deutschland abgehängt"

von Tim Larschow | 26.01.2024

Warum die Hafenerweiterung in Form der Liegeplätze 5 bis 7 so dringend notwendig ist, ist klar, aber was passiert, wenn der Bund nicht bald handelt? Das sagt die Cuxhavener Hafenwirtschaft zu möglichen negativen Folgen für Cuxhaven und Deutschland.

Die Häfen sind das "Nadelöhr" für den Ausbau der Windenergie an Land und auf See und spielen eine Schlüsselrolle in der Strategie der Bundesregierung, ihre Klimaziele zu erreichen. Im Hafen Cuxhaven ist man sich einig: Es müssen zusätzliche Hafenkapazitäten geschaffen werden. Bis 2027 würden mindestens 50 Hektar fehlen.

Cuxhaven verfügt als einziger deutscher Hafen über eine bestehende Ausbaugenehmigung - es geht um zusätzliche Flächen von 38 Hektar. Für die Liegeplätze 5 bis 7 werden 300 Millionen Euro benötigt, das Land Niedersachsen und die Privatwirtschaft haben jeweils 100 Millionen Euro zugesagt - im Rahmen der bisher angestrebten Drittelfinanzierung fehlen aber noch 100 Millionen vom Bund. Der aber verweigert bisher, unter Verweis auf die angespannte Haushaltslage, einen Zuschuss in dieser Höhe. Berlin  müsse nun Farbe bekennen, heißt es, denn wenn die neuen Liegeplätze nicht gebaut würden, hätte dies fatale Folgen. 

Der Flächenbedarf der niedersächsischen Windhäfen ist groß

Rund 80 Prozent der benötigten Rotorblätter für Windkraftanlagen kommen über Cuxhaven. Die vorhandenen Hafenkapazitäten seien aber bereits ausgelastet, sagt Michael de Reese, Vorsitzender der Hafenwirtschaftsgemeintschaft Cuxhaven. "Wir haben bereits im vergangenen Jahr eine Studie erstellen lassen, um den Flächenbedarf für die niedersächsischen Windhäfen zu ermitteln. Daraus geht hervor, dass wenn Cuxhaven nicht ausgebaut wird, 45 Prozent des deutschen Offshore-Ausbaus nicht stattfinden werden. Und dabei ist der Ausbau an Land noch gar nicht berücksichtigt", so de Reese.

Die Liegeplätze 5 bis 7 sind von grundlegender Bedeutung

Ohne die neuen Liegeplätze würde sich auf Dauer eine Stagnation einstellen, weiß auch Marc Itgen, Wirtschaftsförderer der Stadt Cuxhaven: "Und das kann im schlimmsten Fall auch einen Rückgang bedeuten. Die Liegeplätze 5 bis 7 sind elementar für die weitere Entwicklung des Hafens und der Stadt." Der Wirtschaftsförderer gibt zu bedenken: "Wenn Titan Wind mit den Monopiles in Produktion geht, stehen auch diese Flächen nicht mehr zur Verfügung. Wir sehen das ja jetzt schon bei Siemens, dass Produkte auf die Cuxport-Flächen gebracht und dort zwischengelagert werden, bevor sie weitertransportiert werden. Bei Siemens steht die Produktion nie still."

Output hat sich im vergangenen Jahr verdoppelt

Im vergangenen Jahr wurden in Europa 4,2 Gigawatt an Offshore-Windenergieleistung installiert. Bis zum Ende des Jahrzehnts muss die Branche ungefähr die fünffache Menge pro Jahr ins Wasser bringen, um die Klimaschutzziele zu erreichen und die Energieversorgung in Europa zu sichern. "Für dieses gigantische Wachstum bauen wir als Hersteller aktuell unsere Kapazitäten aus, wir haben unseren Output im vergangenen Jahr verdoppelt und stellen aktuell im Werk Cuxhaven bis zu 200 neue Mitarbeiter ein. Der Branche fehlt aber aktuell noch die Infrastruktur, um die rasant steigende Zahl von Projekten auch abwickeln zu können. Ein Installationshafen in Cuxhaven wäre insbesondere für die deutschen Projekte ein wichtiger Schritt, um Engpässe zu vermeiden", sagt der Cuxhavener Werksleiter von Siemens Gamesa, Kristoffer Mordhorst.

Auswirkungen auf die Wasserstoffproduktion

Auch der Cuxhavener Unternehmer Jochen Kaufholt, der mit seiner Wasserstoffproduktion, der geplanten Wasserstofftankstelle und den auf Wasserstoffantrieb umgerüsteten Versorgungsschiffen ein Vorreiter auf diesem Gebiet ist, wünscht sich eine schnelle Umsetzung für den Bau der neuen Liegeplätze. "Wir können nicht länger warten. Wir werden abgehängt von Häfen wie Esbjerg (Dänemark) und Eemshaven (Niederlande), die bereits handeln. Die großen Unternehmen werden nicht warten, bis wir es hinbekommen. Die entscheiden sich dann einfach für einen anderen Standort in Europa - und das sind langfristige Entscheidungen", sagt Kaufholt.

Und auch für die Wasserstoffproduktion in Deutschland wären die Folgen dramatisch: "Wenn wir Wasserstoff in der Menge produzieren wollen, wie es die Ziele der Bundesregierung vorsehen, wenn wir die Mobilität umstellen wollen, dann brauchen wir Wasserstoff, und zwar grünen", sagt Kaufholt und ergänzt: "Ohne Offshore-Windenergie gibt es keinen grünen Wasserstoff - und hier steht und fällt alles mit der Infrastruktur."

Die Uhr tickt für die Energiewende

Für die Erweiterung der Hafenkapazitäten in Cuxhaven gebe es einen gültigen Planfeststellungsbeschluss, dieser verliere aber seine Rechtskraft bis Februar 2025. Bis Ende Mai müsse die Finanzierung stehen, weil danach noch Ausschreibungen notwendig seien, so die Verbände. Ein neuer Planfeststellungsbeschluss würde mehrere Jahre Verzögerung bedeuten, sagte de Reese.

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Tim Larschow

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

tlarschow@no-spamcuxonline.de

 

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