Das Stammladengeschäft des Inselbäckers im Oberland auf Helgoland ist seit Jahresbeginn geschlossen, der Ofen in der Backstube im Gewerbegebiet im Südhafen ist kalt. Die Insulaner hoffen weiterhin auf einen Handwerksbäcker, der sich auf der Urlaubsinsel niederlässt. Foto: Kramp
Das Stammladengeschäft des Inselbäckers im Oberland auf Helgoland ist seit Jahresbeginn geschlossen, der Ofen in der Backstube im Gewerbegebiet im Südhafen ist kalt. Die Insulaner hoffen weiterhin auf einen Handwerksbäcker, der sich auf der Urlaubsinsel niederlässt. Foto: Kramp
Backofen bleibt aus

Helgoland: Pläne für die Bäckerei platzen wie schlecht gebackener Käsekuchen

von Wiebke Kramp | 09.11.2025

Helgoland bleibt weiter die Insel der Aufbackbrötchen. Aktuell scheiterten Bemühungen der Gemeinde Helgoland und eines Hamburger Bäckermeisters, den Backofen wieder anzuheizen. Aber eine neue Idee könnte doch noch für ein Happy End sorgen.

Der Ofen ist aus. Fast schon seit einem Jahr gibt es auf Helgoland keine Brötchen, kein Brot und keinen Kuchen aus einer Bäckerei. Zwischenzeitlich zeichnete sich jedoch eine Nachfolge für den in Insolvenz geratenen Inselbäcker ab. Ein aus Hamburg stammender Bäckermeister, der auf der Hochseeinsel verbandelt ist, wollte hier einsteigen. Aber nach aller Zuversicht, platzte  auch diese Lösung nun wieder wie ein falsch gebackener Käsekuchen. Aktuell wird eine neuerliche Variante ins Spiel gebracht, die vielleicht den Ofen wieder anfachen kann.

"Kaum ein anderes Thema bewegt Insulaner und Gäste so, wie der zurzeit fehlende Bäcker", stellte Bürgermeister Thorsten Pollmann im Rahmen einer Einwohnerversammlung zur aktuellen Entwicklung der Insel fest und zeichnete diesbezüglich ein düsteres Bild: "Ohne Bäckerei geht hier auf unserer Insel ein Stück Lebensqualität verloren."

Aktive Bemühungen um Nachfolge

Seit zwei Jahren bemühten sich der Helgoländer Bürgermeister und Bürgervorsteher Gunther Nagel aktiv, dass es auf Helgoland weiterhin eine Handwerksbäckerei gibt, nachdem die Bäckerin bekannt gegeben hatte, nicht mehr weiterzumachen. Später geriet sie in die Insolvenz . Die Gemeinde Helgoland entschloss sich Mitte des Jahres, die beiden zur Bäckerei gehörenden Objekte - darunter die Backstube im Hafengelände - zu kaufen und sie an den interessierten Bäckermeister Mario Peterscheck zu verpachten.

Bank stellte kurzfristig Nachforderungen

Am 27. November habe es den entsprechenden Notartermin gegeben, erläuterte Bürgermeister Pollmann auf der Einwohnerversammlung. Allerdings habe dann die Bank "erschreckender Weise kurzfristig Bedenken angemeldet, und es sei vom Pächter eine höhere Eigenkapitalquote gefordert worden. Aufgrund ihrer eigenen desolaten Haushaltslage könne die Gemeinde Helgoland nicht einspringen. Pollmann verhehlte in diesem Zusammenhang nicht seine Enttäuschung, dass es Institutionen und Behörden gebe, "denen unsere besondere Insellage egal ist". Ausdrücklich dankte er Mario Peterscheck für dessen Engagement, aber meinte: "Wenn nicht in den nächsten Tagen ein Investor auftaucht, sehe ich schwarz …"

Kann Crowd Funding eine Lösung sein?

Allerdings brachte Pollmann eher in einem Nebensatz mit dem Stichwort Crowd Funding eine nicht ausgereifte Idee als neue Variante ins Spiel. Darunter versteht man eine Finanzierungsmöglichkeit, bei der eine Vielzahl an Menschen (Crowd) über das Internet jeweils kleine Geldbeträge spendet, um ein Projekt realisieren zu können.

Bäckermeister sehr enttäuscht

Die Enttäuschung bei Mario Peterscheck war deutlich spürbar, als er auf der Versammlung zu den Insulanern sprach und seine Situation erklärte. Der 52-jährige Bäckermeister stammt nach eigenen Angaben aus einer Hamburger Bäcker- und Konditorenfamilie und hat weltweit Bäckereien beraten und aufgebaut. Seine Partnerin ist Helgoländerin. Seit 2024 sei er auf der Insel mit dem Ankauf der Bäckerei beschäftigt gewesen und habe mehrere Angebote abgegeben, erläuterte Peterscheck. "Aber wir haben uns leider nicht einigen können." Schließlich sei die Gemeinde ins Spiel gekommen, um ihr Vorkaufsrecht geltend zu machen. Bei ihr habe er sich um die Pacht der Bäckerei beworben. Zu seinem Bedauern sei letztlich die Fremdfinanzierung nicht geglückt. "Das Kapitel ist für mich heute geschlossen. Ich habe es die letzten Tage durchgerechnet." Als 52-Jähriger sehe er sich nicht in der Lage, die nötigen Investitionen in den nächsten zehn bis 15 Jahren zu refinanzieren, beschrieb der Bäckermeister sein Dilemma. Weiterhin sicherte er den Insulanern jedoch seinen Einsatz für Backwaren und Konditoreiprodukte zu.

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Wiebke Kramp

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

wkramp@no-spamcuxonline.de

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