Nach bisherigen Erkenntnissen befand sich die mutmaßliche Täterin drei Wochen in psychiatrischer Behandlung im Ameos-Klinikum Seepark Geestland - nachdem sie in Cuxhaven aufgefallen war. Foto: Scheschonka
Nach bisherigen Erkenntnissen befand sich die mutmaßliche Täterin drei Wochen in psychiatrischer Behandlung im Ameos-Klinikum Seepark Geestland - nachdem sie in Cuxhaven aufgefallen war. Foto: Scheschonka
Aus Psychiatrie entlassen

Messerangriff am Hamburger Hauptbahnhof: Täterin zuvor auch in Cuxhaven auffällig

26.05.2025

Nach dem Messerangriff am Hamburger Hauptbahnhof wird immer mehr zur Vorgeschichte der mutmaßlichen Täterin bekannt. Sie war nicht nur kurz vor der Tat aus der Psychiatrie in Debstedt entlassen worden - auch in Cuxhaven war sie negativ aufgefallen.

Nach dem Messerangriff am Hamburger Bahnhof steht die Stadt unter Schock. Es gibt eine Verbindung der mutmaßlichen Täterin nach Debstedt. Nach und nach werden mehr Einzelheiten zu den Vorfällen und zu der 39 Jahre alten Frau bekannt. Nach Informationen der Nordsee-Zeitung war sie erst einen Tag vor der Tat aus dem Ameos-Klinikum Seepark Geestland, einer psychiatrischen Klinik, entlassen worden.

Die Verdächtige ist für die Behörden keine Unbekannte. Die gebürtige Niedersächsin ohne festen Wohnsitz ist seit 2021 immer wieder polizeilich aufgefallen, wie ein Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums mitteilte. "Unter anderem erschien sie mehrfach auf Polizeidienststellen und zeigte dabei deutliche Anzeichen einer psychischen Erkrankung." Nach Medienberichten soll sie im Februar bereits am Flughafen Hamburg im Terminal 1 ein Mädchen (6) angegriffen haben.

Nach drei Wochen in Debstedt entlassen

Im vergangenen Jahr leitete die Polizei mehrere Strafverfahren gegen die Verdächtige ein, wie das Ministerium weiter mitteilte. Vor dem Messerangriff in Hamburg sei die 39-Jährige zuletzt Anfang Mai in Cuxhaven auffällig gewesen. Ein Gericht habe die Frau dann in eine Psychiatrie eingewiesen. Nach drei Wochen in Behandlung in Debstedt sei sie einen Tag vor der Attacke entlassen worden.

Die niedersächsischen Behörden haben nach eigenen Angaben keine Hinweise, dass die Verdächtige bei Einsätzen in der Vergangenheit schon mal ein Messer genutzt haben könnte.

Bevor jemand aus einer Psychiatrie entlassen wird, werden laut niedersächsischem Gesundheitsministerium verschiedene medizinische, rechtliche und soziale Aspekte abgewogen. Im Zentrum steht die Frage, ob der Patient oder die Patientin nach der Entlassung eine Gefahr für sich oder andere darstellen könnte. Im Fall der Verdächtigen hätten die Ärzte keinen Grund gesehen, die 39-Jährige weiter in der Klinik zu behalten. "Eine freiwillige Weiterbehandlung war nicht angestrebt", heißt es von den Behörden.

Nach Auskunft der Klinik habe es demnach zum Zeitpunkt der Entlassung keinen medizinischen Befund gegeben, der eine weitere Unterbringung gerechtfertigt hätte. Über ihre Krankheit macht das Ministerium zum Schutz der Persönlichkeitsrechte und wegen der ärztlichen Schweigepflicht keine weiteren Angaben. Laut "Bild" soll sie unter paranoider Schizophrenie leiden.

Das sagt Ameos zur Behandlung der mutmaßlichen Täterin

"Aufgrund der laufenden Ermittlungen und der ärztlichen Schweigepflicht können wir keine Einschätzung zu dem genannten Fall geben", sagt Anja Baum, Sprecherin von Ameos Nord.

Ameos-Vorstandsmitglied Michael Dieckmann betont: "Es passieren leider immer wieder solche oder ähnliche Vorkommnisse, wenn sich diese psychisch schwer erkrankten Menschen verfolgt oder bedrängt fühlen und sie die Situation, die Realität, in der sie sich gerade befinden, nicht korrekt einschätzen können." Für die Psychiatrie und für psychisch kranke Menschen seien solche Ereignisse höchst problematisch. "Sie behindern die gute Arbeit, die in den Krankenhäusern geleistet wird, und erschweren Integration und Aufklärung, weil sie Angst machen und kaum einzuordnen sind", betont Dieckmann. In solchen Fällen könne es sein, dass ein Patient noch Stunden vorher völlig unauffällig gewesen sei.

Auch vier Menschen aus Bremen unter den Opfern

Bei dem Messerangriff am Freitag auf dem Hamburger Hauptbahnhof sind auch vier Menschen aus Bremen verletzt worden. Bremens Regierungschef Andreas Bovenschulte und Innensenator Ulrich Mäurer (beide SPD) stehen mit den Behörden in Hamburg im Austausch. "Die Tat am Hamburger Hauptbahnhof hat mich zutiefst schockiert, zumal unter den vielen Verletzten auch vier Menschen aus Bremen sind", sagte Bovenschulte am Sonnabend. "Zum Glück erreicht uns heute die Nachricht, dass alle 18 Verletzten inzwischen außer Lebensgefahr sind. Ich wünsche allen Beteiligten, dass sie möglichst schnell wieder vollständig genesen." Auch Mäurer betonte: "Unsere Gedanken sind bei allen Betroffenen und ihren Angehörigen und Freunden, aber auch bei denen, die das alles dort mit ansehen mussten."

Diese Erkrankungen werden bei Ameos in Geestland behandelt

Das Ameos Klinikum Geestland ist ein Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Psychotherapie. "Es verfügt über das gesamte psychiatrische, psychosomatische und psychotherapeutische Versorgungsspektrum für Erwachsene", sagt Baum. "Dazu gehört auch eine geschützte, akutpsychiatrische Station. Durch den Versorgungsauftrag sichert die geschützte akutpsychiatrische Aufnahmestation für die Landkreise Osterholz und Cuxhaven die Behandlung der akutpsychiatrischen Notfälle." Behandelt werden Menschen, die an akuten psychischen Störungen erkrankt sind. Hierzu gehören unter anderem akute (schizophrene) Psychosen sowie Angst- und Panikstörungen. (mit dpa)

Dirk Bliedtner und Denise von der Ahé

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