
Scharfe Kritik an der geplanten Schließung der Grundschule Neuenkirchen-Nordleda
Die im Raum stehende Schließung der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Grundschule stößt in Neuenkirchen und Nordleda auf großes Unverständnis. Kritik kommt nicht nur aus der Politik, der Schule und von den Eltern.
Die Sitzungsvorlage ist 23 Seiten dick und der Sprengstoff, den sie enthält, steht bereits auf der ersten Seite: "Der Samtgemeindebürgermeister wird mit der Schließung der Grundschule Hinrich-Wilhelm-Kopf mit den Standorten Neuenkirchen und Nordleda beauftragt und leitet das Verfahren zur Aufhebung der Schule gemäß Paragraf 106 des niedersächsischen Schulgesetzes ein." Ein Satz, der in den Gemeinden Neuenkirchen und Nordleda wie die sprichwörtliche Bombe eingeschlagen ist. Die Bewohnerinnen und Bewohner können nicht fassen, dass "ihre" Schule geschlossen werden soll.
Hintergrund der vorgeschlagenen Aufgabe der Schule ist die finanziell angespannte Situation der Samtgemeinde Land Hadeln. Weil sich der Gemeindeverband die teuren Umbauten der Schulen für den Ganztagsbetrieb nicht leisten kann, soll die Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule auf die Streichliste gesetzt werden.
Dagmar Diers ist erschüttert: "Die Schließung der Grundschule wäre ein herber Schlag für Neuenkirchen", sagt die Bürgermeisterin der 1300-Einwohner-Gemeinde. Die Schülerzahlen seien stabil und die Betreuungszeiten auf 15 Uhr ausgeweitet worden, insofern sei die Schließung nicht zu rechtfertigen. "Ich sehe die Schule als einen wichtigen Standortfaktor", erklärt Dagmar Diers, "insbesondere für junge Familien, die in Neuenkirchen leben und bleiben möchten."
Stärkere Unterstützung von Bund und Land gefordert
Ihr Kollege Uwe Blohm, Bürgermeister von Nordleda, sagt klipp und klar: "Ich bin gegen Zentralisierung." Er halte nichts davon, die "Kleinsten der Kleinen" aus den Dörfern zu größeren Leuchtturm-Schulen zu transportieren. Die Dorfschulen seien wesentlicher Bestandteil des gemeindlichen Lebens in den kleinen Kommunen. "Was haben wir denn noch auf dem Land, wenn jetzt auch noch die Schule dichtmacht?", fragt Blohm. Er nimmt die Samtgemeinde allerdings auch in Schutz und fordert vom Land und vom Bund eine stärkere Unterstützung bei der Umsetzung des Rechtsanspruchs auf einen Ganztagsplatz in der Grundschule ab Mitte 2026. "Wenn so etwas beschlossen wird, müssen auch die notwendigen Mittel zur Verfügung stehen."
Torsten Ayecke hat aus der Zeitung von den Schließungsplänen erfahren. Der Schulleiter der Grundschule Sietland in Ihlienworth leitet die Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule derzeit kommissarisch für den erkrankten Olaf Mohr mit. Zum Verwaltungsvorschlag will sich Ayecke nicht äußern: "Bisher gab es vom Schulträger leider noch keinerlei Informationen an die Schule." Ein Treffen sei für den kommenden Freitag geplant.
Lars Mittelstädt von der Außenstelle Cuxhaven des Landesamts für Schule und Bildung Lüneburg sieht "aus schulfachlicher Sicht keinen Anlass", die Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule mit ihren 84 Schülerinnen und Schülern zu schließen. Mittelstädt zieht den Vergleich zur Grundschule Lüdingworth. Dort würden lediglich 47 Kinder unterrichtet, dennoch starte die Schule in wenigen Monaten mit der Ganztagsbetreuung. Teure Umbauten mit Mensen und Aufenthaltsräumen seien häufig gar nicht notwendig, argumentiert Mittelstädt, der bereits 40 Grundschulen auf dem Weg zum Ganztagsbetrieb begleitet hat. "90 Prozent der Ganztagsschulen haben keine Mensa."
Die Schließung der Grundschule wäre "katastrophal für unseren Ort", findet die Schulelternratsvorsitzende Eike Antje Buhr aus Neuenkirchen. Diese schöne, heimelige Schule dichtzumachen, würde ein Loch in die Gemeinschaft reißen. Buhr kritisiert die Informationspolitik der Samtgemeinde. Zwar habe es immer wieder Gerüchte über eine Schulschließung gegeben, aber keine klaren Ansagen. Es sei Angst und Schrecken verbreitet worden. "Dieses Rumgeeier ist furchtbar."