Viel mehr als Regale voller Bücher: Was Otterndorfs Stadtbibliothek alles leistet
Nach Bekanntwerden des CDU-Antrags zur Schließung der Bibliothek in Otterndorf haben Bibliotheksleiter Julian Bursky und sein Team viel Zuspruch erfahren. In einem Pressegespräch stellt Bursky klar: Bibliotheken sind viel mehr als "Ausleihstationen".
Hinter Bibliotheksleiter Julian Bursky und den Mitarbeiterinnen Kerstin Winz und Diana Schmidt (Bundesfreiwilligendienst) liegen "aufregende, aber auch schöne Wochen", wie Bursky berichtet. "Wir werden gerade mit Wertschätzung überschüttet", sagt der Bücherei-Chef.
Nachdem der Antrag der Samtgemeinde-CDU-Fraktion zur Schließung der Otterndorfer Stadtbibliothek ans Licht der Öffentlichkeit gelangt ist, bekunden viele Otterndorferinnen und Otterndorfer, aber auch Bewohner der Nachbarorte, ihre Verbundenheit mit der Einrichtung in der Wallstraße. Sie wollen dafür kämpfen, dass "ihre" Bibliothek nicht geschlossen wird.

Unter anderem gibt es Überlegungen, einen Förderverein für die Otterndorfer Stadtbibliothek zu gründen. Sowohl Julian Bursky als auch Samtgemeindebürgermeister Frank Thielebeule halten das für eine gute Idee. "Das könnte eine Perspektive sein", sagt Thielebeule, der sich klar hinter die Stadtbibliothek stellt. "Ich würde meine Stimme nie für die Schließung der Bibliothek abgeben", stellt der Verwaltungschef klar. Zwar habe die Samtgemeinde temporär mit finanziellen Problemen zu kämpfen, "aber deshalb fangen wir nicht an, Einrichtungen zu schließen."
Drei PC-Arbeitsplätze für die digitale Recherche
Im Pressegespräch mit unserem Medienhaus verdeutlichte Bursky, welche wichtige Rolle die Bibliothek bei der Versorgung von Medien, der Förderung von Medienkompetenz, als Begegnungsort und Wegbereiterin für lebenslanges Lernen übernimmt. Nicht nur auf die rund 12.000 physischen Medien, darunter Bücher, Zeitschriften, DVDs, Blu-Rays und Hörbücher, können die Nutzerinnen und Nutzer für eine Jahresgebühr von zwölf Euro zugreifen (Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren lesen und leihen kostenfrei). Sie haben auch die Möglichkeit, mithilfe der Fernleihe Bücher deutschlandweit von anderen Bibliotheken zu bestellen und über die Onleihe Niedersachsen digitale Medien zu ordern. Digitale Akzente setzt die Stadtbibliothek auch mit dem freien WLAN, das im Gebäude an der Wallstraße angeboten wird. Drei PC-Arbeitsplätze für die digitale Recherche stehen für die Bibliotheksbesucher bereit.

Die Otterndorfer Stadtbibliothek ist außerdem seit 2023 an das Streaming-Portal "Filmfriend" angeschlossen. Dort können sich Mitglieder mit ihrem Bibliotheksausweis einloggen und mehr als 3000 Filme und Serien entdecken. Eine Besonderheit ist die Kooperation mit der Fahrbibliothek des Landkreises Cuxhaven. Alle Nutzerinnen und Nutzer der Stadtbibliothek Otterndorf haben die Möglichkeit, auf das umfangreiche Angebot der Fahrbücherei zurückzugreifen.
Eine große Rolle spielt in der Stadtbibliothek die Förderung und Stärkung der Lese- und Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen. "Vielen Kindern wird nicht mehr vorgelesen. Wir steuern dagegen an", erklärt Bursky. Sowohl das "Bilderbuchkino" für Kinder ab vier Jahren als auch der "Julius-Club" in den Sommermonaten für die etwas älteren Kinder sind beliebt und stets ausgebucht. Für Grundschulen und Kitas stellt die Bibliothek prall gefüllte Themenkisten zusammen. Aber auch ältere Menschen bekommen Hilfe, beispielsweise wenn sie verstehen wollen, wie die Onleihe funktioniert.
Julian Bursky hätte noch viel mehr Ideen, um die Stadtbibliothek in Otterndorf zu beleben, etwa mit speziellen Angeboten für Senioren oder Lesungen. "Aber das Budget wurde um ein Drittel gekürzt", sagt Bursky, der sich bislang mit einem Kommentar zu den Schließungsgerüchten zurückgehalten hat.
Und wie entwickeln sich die Nutzerzahlen? "Sie gehen jedenfalls nicht zurück", stellt Bursky klar. 885 Leseausweise sind aktuell im Umlauf, aber da hinter vielen Ausweisen ganze Familien stecken, sei die Nutzerzahl deutlich höher. Der Bibliotheksleiter schätzt sie auf weit über 1000. Etwa 500 der Nutzerinnen und Nutzer kommen aus Otterndorf, der Rest aus den umliegenden Gemeinden. 50 bis 60 Kunden kommen täglich in die Bibliothek, im Jahr sind es rund 16.500 Besuche.