Wissenschaftler und Behörden arbeiten zusammen, um die Anzahl und Verbreitung der Wölfe im Kreis Cuxhaven zu erfassen. Foto: Heinl/dp
Wissenschaftler und Behörden arbeiten zusammen, um die Anzahl und Verbreitung der Wölfe im Kreis Cuxhaven zu erfassen. Foto: Heinl/dp
Wolfsbeobachtung

Wie viele Wölfe leben im Kreis Cuxhaven? Einzigartiges Projekt soll Klarheit bringen

von Egbert Schröder | 28.01.2025

Sie sind gekommen, um zu bleiben: Wölfe. Und ihre Zahl wird sich wohl auch im Cuxland erhöhen. Oder etwa nicht? Im Kreis Cuxhaven läuft ein Projekt, um Klarheit durch ein "Monitoring" zu bekommen - bislang einzigartig in Niedersachsen.

Die auch in Niedersachsen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegene Zahl von Wölfen in unterschiedlichsten Regionen polarisiert. Was auf dem Land nicht nur für Landwirte durch diverse Risse von Nutztieren wie Rindern oder Schafen (oder auch bei Pferden) statistisch, sondern auch emotional und in Zahlen Spuren hinterlässt, regt viele Städter nicht auf. Dort streift dann und wann vielleicht mal ein "einsamer Wolf" durch die Straßen und sorgt für Schlagzeilen - mehr aber auch nicht. Auf dem platten Land sieht es anders aus.

Raoul Reding ist bei der niedersächsischen Landesjägerschaft für das "Wolfsmonitoring" in Niedersachsen zuständig und kümmert sich dort um die Meldungen auf Wolfsvorkommen im Land. Und die häufen sich und werden aus unterschiedlichen Quellen gespeist. Ein Blick in die Statistik genügt. Pro Jahr werden rund 10.000 (tatsächliche oder angebliche) Wolfssichtungen gemeldet. Die Zahl wächst ebenso wie die behördlich gesicherten Hinweise auf die Anwesenheit oder Begegnungen mit dem Raubtier, das sich anfänglich über die Lüneburger Heide im Laufe der Jahre mehr und mehr in Niedersachsen ausgebreitet hat.

"63 Territorien"
im Kreis Cuxhaven

Beim Gros im Cuxland handele es sich um Rudel (56 Tiere).  Reding spricht für den Landkreis Cuxhaven von insgesamt "63 Territorien". Rudel seien dominierend. Hinzu kämen nach den bislang vorliegenden Hinweisen vier Wolfspaare und drei sogenannte "residierte Einzelwölfe" - also Tiere, die allein durch das Cuxland streifen.

Spricht Reding über die bislang festgestellte Ausbreitung, dann richtet sich der Blick aber nach vorn, denn da sich diese Tierart ihren benötigten Lebensräumen gut anpassen könne, sei - auf Landesebene - mit einer weiteren Ausbreitung im Land zu rechnen. "Da wären wir angesichts des zur Verfügung stehenden Lebensraumes erst bei der Hälfte von dem, was im Lebensraum in dieser Region möglich wäre", sagte er am Montag bei der Vorstellung des kreisweiten Monitoring-Pilotprojektes im Hause der Naturschutz-Stiftung des Landkreises Cuxhaven, die in der Nähe der Moorbahn in Wanna-Ahlenfalkenberg ihr Domizil hat.

Bleibt die Frage, wie viele Tiere es überhaupt im Cuxland gibt? Und da setzt das Wolfsmonitoring-Projekt an, das  der Landkreis Cuxhaven als die treibende Kraft in Kooperation mit dem Umweltministerium, dem NLWKN-Wolfsbüro, der Jägerschaft auf Landesebene, den Jägerschaften vor Ort und auch der Stadt Cuxhaven in Gang setzen will.

Sie setzten ihre Unterschrift unter die Vereinbarung des Wolfsmonitoring-Projektes im Cuxland, das in dieser Form einzigartig in Niedersachsen ist (v.l.): Dr. Ingrid Wiesel (Leiterin des Wolfsbüros des "Niedersächsischen Landesbetriebes für "Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz" (NLWKN), Hans-Jörg Schrader (Niedersächsisches Umweltministerium), Helmut Blauth (Vizepräsident der niedersächsischen Landesjägerschaft), Friedhelm Ottens (Erster Kreisrat des Landkreises Cuxhaven), Peter Ebach (2. Vorsitzender der Jägergemeinschaft Wesermünde-Bremerhaven), Andreas Schwanke (Vorsitzender der Jägergemeinschaft Land Hadeln / Cuxhaven) und Andreas Eickmann (Stadtbaurat der Stadt Cuxhaven) sorgten in Wanna für die formale Grundlage des Vorhabens. Foto: Egbert Schröder

Wildtier-Fotofallen
besonders effektiv

Da Wildtier-Fotofallen mit Abstand die meiste Aussagekraft über das Vorkommen bestimmter Tierarten haben, sollen kreisweit rund 30 dieser Geräte in Wald und Flur installiert werden. Durch derartige Fotoaufnahmen werden - so hat es sich gezeigt - rund 50 Prozent der Wolfsmeldungen dokumentiert. Erst danach folgen (individuelle) Sichtungen, Nutz- und Wildtierrisse und die Losungen von Wölfen.

Kreis-Dezernent Friedhelm Ottens, der am Montag seine Unterschrift unter eine Projektvereinbarung setzte, begrüßte die enge Zusammenarbeit zwischen kommunalen und übergeordneten Behörden und Jägerschaft auf Landes- und Kreisebene. Künftig würden rund 30 Wildtierkameras in Kreis und Stadt installiert, um anschließend klären zu können, wo sich tatsächlich Wölfe aufhalten und in welchem Umfang. 

"Arbeitskreis Wolf"
schon seit 2017

Dass dies nicht nur eine Statistik für die Behörden ist, hatte er deutlich unterstrichen. Bereits 2017 sei auf Cuxland-Ebene der "Arbeitskreis Wolf" entstanden, da die Klage über die Zunahme der Wolfspopulation und deren ungebremste Zunahme angewachsen sei.

Die bislang erfolgten Regelungen zum Abschuss von Problem-Wölfen seien jedoch allenfalls "Teilerfolge". Ein "vernünftiges Monitoring" sei dringend notwendig. Was sich daraus ergibt? Das wird man erst in einigen Monaten nach der Auswertung der Informationen beurteilen können.

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Egbert Schröder

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

eschroeder@no-spamcuxonline.de

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