Der gerissene Hengst lag tot auf der Weide. Foto: Privat
Der gerissene Hengst lag tot auf der Weide. Foto: Privat
Düstere Prognose zum Thema Wolf 

Stefan Aust nach Hengstriss in Stinstedt: "Frage der Zeit bis zum Menschenangriff"

von Vanessa Grell | 18.09.2024

Vor fast einer Woche fand Klaus Steffens einen Hengst tot auf seiner Weide. Der Pferdezüchter ist niedergeschlagen und fürchtet weitere Risse. Auch der "Welt"-Herausgeber Stefan Aust kennt diese Angst und äußert klare Ansichten zum Thema Wolf.

Auch Tage nach dem Riss hat Stinstedts Bürgermeister Klaus Steffens ein mulmiges Gefühl. "Wir fahren ständig unsere Weiden ab. Von morgens bis abends. Aber letztendlich wird auch das nichts bringen, denn der Wolf kommt meistens nachts", weiß der Pferdezüchter. Vor allem, dass der Wolf so dicht an seinem Haus war, beunruhigt Steffens. "Es ist einfach eine traurige Geschichte", bedauert der Pferdefreund. Er habe es nie für möglich gehalten, dass die Raubtiere einen Hengst "mal eben" mit einem Kehlbiss niederstrecken.

Noch keine abschließende Klarheit

Dass es wirklich der Wolf war, der den Hengst riss, sei bisher nicht abschließend nachgewiesen. Jedoch berichtet Matthias Eichler, Sprecher des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz: "Das Pferde-Rissbild (Kehlbiss, Zahnabstand, Bauchraum eröffnet) deutet auf Wolf als Verursacher hin."

Bis jetzt gab es laut Eichler in diesem Jahr in der Samtgemeinde Börde Lamstedt einen weiteren Riss mit der amtlichen Feststellung "Wolf". Während in der Hemmoorer Samtgemeinde kein Riss festgestellt wurde, gab es im Land Hadeln insgesamt acht nachgewiesene Risse durch den Wolf.

Wolfsabwehrzäune würden die Raubtiere nicht abhalten

Der Stinstedter Pferdezüchter ist sich sicher, dass auch ein Wolfsabwehrzaun nicht nütze. "Die interessieren den Wolf nicht, da springt er überhin. Das wissen hier auch alle, es will nur keiner hören", ärgert sich der Stinstedter. 

Seine Tiere jeden Abend in den Stall zu bringen, hält der Stinstedter für sinnlos. Denn die Pferde auf seiner Weide sind junge Hengste. Steffens erklärt: "Würden die Hengste in Boxen kommen, machen sie sich fertig. Sie sind viel zu aufgedreht."

Bisher sei der Wolf noch nicht wieder aufgetaucht

Mittlerweile wurden neun der übrigen 18 Hengste von ihren Besitzern abgeholt. Die Angst sei zu groß, dass der Wolf wiederkomme und noch mehr Schaden anrichte. Bisher habe Steffens den Wolf aber nicht mehr in der Nähe seiner Weiden gesehen.

Jetzt überlegt der Stinstedter, ob er die Hengstweide im kommenden Jahr wieder anbietet oder damit aufhört. Die Pferdezucht wolle er allerdings wegen des Risses so schnell nicht aufgeben: "Ich mache weiter, bis es nicht mehr geht. Und was den Wolf angeht, der soll meiner Meinung nach ins Jagdrecht aufgenommen werden. Nur so kann man es regulieren." Diese Meinung vertritt auch der frühere "Spiegel"-Chefredakteur und heutige "Welt"-Herausgeber Stefan Aust. Er hat zwar keine Pferde in Stinstedt stehen, dennoch hält auch er seine Tiere überwiegend auf Weiden außerhalb seines Anwesens. "Jeden Tag, wenn ich zu den Pferden fahre, habe ich Angst, dass eines meiner Tiere dort tot liegt", erzählt Aust, der auf seinem Gestüt, einem ehemaligen Forsthaus, in Armstorf, seit Jahren professionell Pferde züchtet.

Der Journalist Stefan Aust vertritt eine klare Meinung zum Thema Wolf. Foto: dpa

"Es ist verantwortungslos, was hier passiert"

"Wir hatten eigentlich immer gedacht, wenn die Pferde in einer größeren Herde laufen, traut sich der Wolf nicht heran. Das scheint aber ein Irrtum zu sein", so Aust. Der Pferdezüchter baute um sein Gestüt herum einen Maschendrahtzaun, der einen halben Meter in die Erde eingegraben, zwei Meter hoch ist und obendrauf einen Stromdraht hat. Denn er ist sich ebenfalls sicher, dass Wolfsabwehrzäune nicht das halten, was sie versprechen: "Die ganzen Wolfszäune, die die Behörden vorschlagen, sind alle dummes Zeug. Das ist herausgeschmissenes Geld und nichts als die reinste Illusion." 

Es seien zu viele Wölfe für die Region

Das Elbe-Weser-Dreieck habe laut Stefan Aust eine Gesamtfläche von 4500 Quadratkilometern und das größte Naturschutzgebiet Amerikas, der Yellowstone-Nationalpark, 9000 Quadratkilometer. "In Amerika gibt es im Yellowstone-Park um die 120 Wölfe. Im Winter gehen die Verantwortlichen dort auf die Jagd und reduzieren die Population so, dass sie wieder auf 100 bis 120 Tiere sinkt. Wir haben im Elbe-Weser-Raum dreimal so viele Wölfe", ärgert sich Aust.

Hinzukommt, dass die Wölfe ihre Population laut des "Welt"-Herausgebers alle drei Jahre verdoppeln würden und sie keinen natürlichen Feind hätten. "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Menschen angegriffen werden. Da kann man die Uhr nach stellen", ist sich Aust sicher und ergänzt: "Und selbst dann würde die Politik nicht auf den Gedanken kommen, bei den Wölfen aufzuräumen, sondern würde die Wälder für Menschen sperren."

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

(1 Stern: Nicht gut | 5 Sterne: Sehr gut)

Feedback senden

CNV-Nachrichten-Newsletter

Hier können Sie sich für unseren CNV-Newsletter mit den aktuellen und wichtigsten Nachrichten aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven anmelden.

Die wichtigsten Meldungen aktuell


Bild von Vanessa Grell
Vanessa Grell

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

vgrell@no-spamcuxonline.de

Lesen Sie auch...
Telefonmast beschädigt

Unfall in der Börde Lamstedt: Lkw kippt in Graben - B495 stundenlang blockiert

von Redaktion

Ein 35-jähriger Lastwagenfahrer ist am Montag in Lamstedt-Hollnseth von der B495 abgekommen. Der Sattelzug blockierte daraufhin beide Fahrspuren. Der Fahrer blieb unverletzt - der Schaden ist jedoch erheblich.

Polizei hoffte auf Hinweise

Nach Vermisstenmeldung: 87-Jährige aus Lamstedt wohlbehalten aufgefunden

von Redaktion

Eine 87-jährige Frau aus Lamstedt wurde vermisst. Die an Demenz leidende Seniorin, die zuletzt mit einem E-Bike unterwegs gewesen war, sorgte für einen Suchaufruf. Inzwischen ist sie wieder aufgetaucht.

Wurf aus der Menge

Zwischenfall beim "Börde-Move" 2025 in Lamstedt: Ordner durch Wurf verletzt

von Redaktion

Ein Zwischenfall legt einen Schatten über den beliebten "Börde-Move" 2025 in Lamstedt, der auch in diesem Jahr wieder viel Anklang fand: Ein Ordner wurde von einem Gegenstand getroffen und dabei verletzt.

Machbarkeitsstudie

Alte Anlage technisch überholt: Bekommt die Börde Lamstedt ein neues Klärwerk?

von Ulrich Rohde

Sie gilt als technisch veraltet und unterdimensioniert: Die Lamstedter Teichkläranlage ist in die Jahre gekommen. Trotz einer Betriebsgenehmigung bis 2024 macht sich die Samtgemeinde Gedanken über die Zukunft.