
Gefährliches Wattwandern: So viele Personen werden in Cuxhaven von der DLRG gerettet
Ein Ausflug mit der Familie oder Freunden ins Wattenmeer kann schnell brenzlig werden. Allein in der vergangenen Woche kam es zu drei Rettungseinsätzen innerhalb von vier Tagen. Die DLRG äußert sich zu den Einsatzzahlen.
Beinahe wäre eine Wattwanderung vor Cuxhaven am Donnerstag für drei Menschen tödlich ausgegangen. "Es war sehr ernst", bilanzierte der Einsatzleiter der Feuerwehr Andre Domingues Stehrenberg. Seinen Angaben zufolge hatten die Urlauber aus Nordrhein-Westfalen am Prickenweg entlang durch das Watt von Duhnen nach Sahlenburg laufen wollen. Das Problem: Sie waren zur falschen Zeit losgelaufen und hatten sich vorab überhaupt nicht über die Gezeiten informiert. Sie waren von der einsetzenden Flut überrascht worden.
Schlickfelder in der Grimmershörnbucht von Cuxhaven
Auch am Wochenende gerieten innerhalb von gut 24 Stunden zwei Gruppen in der Grimmershörnbucht in Gefahr. Obwohl die "Bucht" nicht als Wattlaufgebiet ausgewiesen ist, hatten sich dort Gruppen am Samstag und Sonntag auf den Weg in Richtung Bauhafen gemacht und gerieten in ein Schlickfeld.
Einsätze wie diese sind keine Seltenheit mehr. Die "Schnell-Einsatz-Gruppe" der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), Ortsgruppe Cuxhaven, ist mit den Bereichen "Wasserrettung", "Watt- und Schlickrettung" in das Rettungssystem bei der Leitstelle Cuxhaven fest eingebunden.
Die Zahlen aus dem Einsatztagebuch der DLRG Cuxhaven
Im Schnitt kommt es zu 20 bis 30 Einsätzen pro Jahr. "Weitere Einsätze werden zum Beispiel je nach Anzahl der betroffenen Personen - ohne Nutzung der 'großen Rettungskette' mit Einbindung der DLRG durch die Berufsfeuerwehr oder Kräfte der Kurverwaltung geleistet", führt Jürgen Laudien, Einsatzleiter bei der DLRG Niedersachsen und für den Bezirk Cuxhaven-Osterholz zuständig, aus.
Neben der Berufsfeuerwehr sind die Freiwilligen Feuerwehren, die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), die Wasserschutzpolizei, die Nordseeheilbad Cuxhaven GmbH, die hiesige DLRG-Ortsgruppe und bei Bedarf auch der SAR-Hubschrauber der Marineflieger ein integraler Bestandteil der Rettungskette. Eine signifikante Veränderung der Anzahl der Einsätze sei laut Laudien aber nicht erkennbar. Das Einsatztagebuch für 2014 verzeichnet 20 Alarmierungen, 2017 waren es 25 und 2018 rückte man 19 Mal aus.
355 Badetote in Deutschland
Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland 355 Badetote. Davon entfielen 319 auf Flüsse und Seen. In der Ostsee kamen 16 Menschen ums Leben und in der Nordsee zwei. Für den Bereich der Küstenregion um Cuxhaven wurden im Zeitraum von 2000 bis 2023 insgesamt drei Badetote gemeldet, darunter ein medizinisch bedingter Todesfall in einem Bojenbad und zwei Ertrunkene, davon einer in einem Priel und der andere nach Überqueren eines Dammes im Elbfahrwasser.
Nach Angaben der DLRG beruht die Bilanz in Cuxhaven darauf, dass es an den Küsten ein hervorragendes Aufsichtssystem durch Rettungsstationen, Badeaufsichten und - wenn gefordert - eine perfekt funktionierende Rettungskette mit motivierten und engagierten Einsatzkräften gibt. Viele Gefahrensituationen würden einfach rechtzeitig erkannt, wodurch Rettungseinsätze erfolgreich abgeschlossen werden können.
Die Gefahr durch Schlickfelder nimmt in Cuxhaven zu
Nach Informationen der DLRG sei in den vergangenen Jahren die Anzahl von Schlickfeldern in vielen Wattbereichen gestiegen. Dort sinkt man bis zum Knie und teilweise auch darüber hinaus in den Wattboden ein. Hier besteht die große Gefahr, dass Wattgänger es nicht aus eigener Kraft schaffen, sich zu befreien. Die DLRG wird regelmäßig kontaktiert, um hilfebedürftigen Wattwandernden in solchen Situationen zu helfen.
Beim Wattwandern bewegt man sich auf dem trockengefallenen Meeresboden, einem besonderen Lebensraum, der wegen seiner räumlichen Ausdehnung weltweit einzigartig ist und daher zum UNESCO Weltnaturerbe ernannt wurde. Es ist also Respekt geboten. Vorsichtig handeln und die Regeln befolgen sorgen dafür, dass jeder Freude beim Wattwandern haben kann und sicher ist.