
"Ein Gehfehler": Elftklässlerin vom Gymnasium Otterndorf über das Gendern (Kommentar)
Gendern ist in den Schulen, Hochschulen und Verwaltungen Bayerns verboten. Das hat das Kabinett am Dienstag beschlossen. Wie eine Elftklässlerin vom Gymnasium Otterndorf über das Gendern denkt, teilt sie deutlich in einem Kommentar mit.
Ein Kommentar von Rebekka von Glahn, Schülerin am Gymnasium Otterndorf (11. Klasse) und Praktikantin in der Redaktion der Cuxhaven-Niederelbe Verlagsgesellschaft:
Das Gendern - oder die "geschlechtergerechte Sprache", wie es formell so schön heißt - ist in aller Munde. Aktuellen Schwung bekommt die Debatte, nachdem Bayern das Gendern an Schulen, Hochschulen und in der Verwaltung verboten hat. Und auch auf dem Papier ist das Gendern weit verbreitet. Ob mit Sternchen, Unterstrich, Doppelpunkt oder anderen Schreibweisen: Gegendert wird, was das Zeug hält.
Über das Gendern an sich kann man ohnehin schon streiten, doch in Bezug auf Schulen hat das Thema eine noch größere Strahlkraft: Darf in Klausuren gegendert werden? Und wenn ja, wie? Tja, es gibt Schulen, an denen die Lehrkräfte gegenderte Substantive als Rechtschreib- beziehungsweise Zeichensetzungsfehler anstreichen - und das völlig zurecht, wenn Sie mich fragen. Oder haben Sie in diesem dicken, gelben Buch schon mal etwas von Schüler*innen, Lehrer:innen oder vielleicht ReferendarInnen gelesen?
Fest steht also schon einmal: Gendern ist ein grammatikalischer, rechtschreib- und zeichentechnischer Fehler. Ein gesellschaftlich anerkannter zwar, aber Fehler bleibt Fehler. Und mal ehrlich: Eine Augenweide ist diese Schreibweise doch wirklich nicht.
Wie auch immer, ich will ja nicht allzu hart sein. Es klingt zwar wie ein Gehfehler beim Sprechen, aber der Gedanke dahinter zählt ja, nicht wahr? Dass jeder sich angesprochen fühlt, ist doch der Sinn hinter dem ganzen Theater. Funktioniert das denn? Ich kann nur für mich sprechen und ich persönlich fühle mich ebenso angesprochen, stünde in den offiziellen Schreiben "Schüler" und nicht "Schülerinnen und Schüler" oder gar "Schüler*innen".
Ob sich die Mensch*innen nun angesprochen fühlen oder nicht, müssen sie selbst entscheiden. Das hat, meiner Meinung nach, nichts mit der Schreibweise zu tun. Wer also seine schriftliche Sprache mit überflüssigen Sternchen und Doppelpunkten oder Unterstrichen verunstalten möchte, der sollte dies sowohl tun als auch lassen können. Schließlich kann man doch niemandem vorschreiben, was er, sie oder divers sagt oder schreibt und noch viel weniger, wie dies getan wird - solange es fehlerfrei bleibt.