Meere, Seen und die Natur zu 100 Prozent elektrisch entdecken: Mit dem Gleiterboot „Eelex 8000“ und einem Elektromotor mit bis zu 170 Kilowatt ging es Richtung Kugelbake. Foto: Larschow
Meere, Seen und die Natur zu 100 Prozent elektrisch entdecken: Mit dem Gleiterboot „Eelex 8000“ und einem Elektromotor mit bis zu 170 Kilowatt ging es Richtung Kugelbake. Foto: Larschow
Energiewende auf dem Wasser

E-Boote vor Cuxhaven: Wie die klimaneutrale Schiff-Zukunft aussehen kann (mit Video)

von Tim Larschow | 22.08.2025

Leise, schnell, emissionsfrei: In Cuxhaven wurde bei einer Demonstrationsfahrt gezeigt, wie die Zukunft klimaneutraler Bootsantriebe aussehen könnte - und wo es noch an Infrastruktur fehlt. Die modernen E-Boote haben einen stolzen Preis. (mit Video)

Ein grauer Morgen über der Elbe. Dichte Wolken ziehen über den Himmel, eine frische Brise weht. In der City Marina Cuxhaven setzt sich ein unscheinbares Boot in Bewegung - fast lautlos. Kein Motorenbrummen, kein Dieselgeruch. Und doch schießt das Elektroboot, kaum hat es den Hafen verlassen, mit bis zu 30 Knoten - umgerechnet 55 Stundenkilometern - Richtung Kugelbake. An Bord staunen die Gäste: Die Beschleunigung sei "beeindruckend", heißt es später.

Die "Inka" aus Cuxhaven, zwar nicht für die Elbe geeignet, aber oft auf "Schleichfahrt" rein elektrisch im Hafen unterwegs. Foto: Larschow

Die Szene markierte den Höhepunkt einer Informations- und Demonstrationsveranstaltung, zu der am 22. August die Initiative E-MobiSS / ProWattfahrt des Mellumrat e.V. eingeladen hatte. Gefördert wurde das Projekt vom Landessportbund Niedersachsen (LSB), unterstützt auch von Küstenlandkreisen und dem Bundesverkehrsministerium. Im Mittelpunkt stand die Frage: Wie sieht die Zukunft klimaneutraler Bootsantriebe aus? Rund 25 Gäste - Vertreterinnen und Vertreter aus Wassersport, Hafenwirtschaft, Tourismus, Industrie- und Handelskammern sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger - waren nach Cuxhaven gekommen.

Klimaneutralität auf See keine Zukunftsmusik

Schon am Vormittag wurden im Hafenbecken verschiedene Antriebskonzepte präsentiert: ein Motorsegler mit Methanol-Brennstoffzelle als Hybridlösung, ein modernes Serienmodell von M-Yachts zum Probefahren und das private Elektroboot des Citymarina-Geschäftsführers Christian Linn. Die Firma Bouillet Energy installiert Ladesäulen für Elektroboote und berät Marinas auf dem Weg in die emissionsfreie Zukunft - sie stellte eine salzwassertaugliche Ladesäule vor. 

Maria Bouillet stellte Ladelösungen vor, die speziell auf die Bedürfnisse von Marinas und elektrifizierten Booten zugeschnitten sind. Foto: Larschow

Am Nachmittag vertieften die Teilnehmenden ihr Wissen in einer offenen Gesprächsrunde. Diskutiert wurde, wie Marinas entlang der niedersächsischen Küste den Übergang zu fossilfreien Antrieben gestalten können - und welche Chancen das für Naturschutz und Tourismus birgt. "Die Kombination aus Erleben, Informieren und Diskutieren hat eindrucksvoll gezeigt, dass klimaneutrale Freizeitschifffahrt keine Zukunftsmusik mehr ist", bilanzierte Projektleiter Christian Bahlke. Nun gehe es darum, eine durchgängige Infrastruktur entlang der Küste aufzubauen.

Ein Motorsegler mit Methanol-Brennstoffzelle als Hybridlösung. Foto: Larschow

Doch genau dort liegt das Problem: Während die Konzeptphase von Bund und Ländern gefördert wurde, fehlen bislang die Mittel für die Umsetzung - etwa für einen sogenannten Lade-Korridor im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer. Ohne ein politisches Signal, so die einhellige Meinung, werde die Vision nur auf dem Papier bleiben. "Die Technik ist seit 25 Jahren soweit, woran es wirklich scheitert, ist die Infrastruktur", sagte ein Vertreter von M-Yachts. Die Segler-Vereinigung Cuxhaven ist schon einen Schritt weiter. Hier steht Geld bereit, um die Bedingungen zu prüfen, Deutschlands erster "Green Harbour" zu werden, berichtete der SVC-Vorstandssprecher Jörn Pietschke. So sieht es in den Häfen im Cuxland aus. 

Ein Motorsegler mit Methanol-Brennstoffzelle als Hybridlösung. Foto: Larschow

Dass der Bedarf groß ist, unterstrich auch die touristische Perspektive. Mario Schiefelbein, Geschäftsführer der Tourismus-Agentur Nordsee (TANO), betonte die Relevanz des Themas und kündigte an, es in den Nationalparkbeirat einzubringen. Schließlich gehe es nicht nur um Technik, sondern auch um die Frage, wie sich Küstentourismus und Klimaschutz sinnvoll verbinden lassen.

Die "Inka" ist oft auf "Schleichfahrt" rein elektrisch im Hafen unterwegs. Foto: Larschow

So endete ein Tag, der deutlich machte: Elektromobilität auf dem Wasser steckt zwar noch in den Anfängen - aber sie ist längst keine ferne Zukunft mehr. Leise, emissionsfrei und eindrucksvoll schnell, wie die Demonstration vor der Kugelbake zeigte.

Elektroboote haben einen stolzen Preis

Doch Boote wie das Modell "Elex 8000" haben ihren Preis: Ab 249.000 Euro ist man dabei. Dafür bietet das acht Meter lange Boot eine Reichweite von bis zu 100 Seemeilen (185 Kilometer) und eine Geschwindigkeit von 30 Knoten (55 km/h). Die maximale Reichweite wird bei einer Marschgeschwindigkeit von fünf Knoten erreicht. Für Binnengewässer gibt es zudem eine kleinere Variante mit 6,5 Metern Länge, die ab 129.000 Euro erhältlich ist - und damit im Wettbewerb zu konventionellen Verbrennern mit vergleichbarer Leistung steht.

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Tim Larschow

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

tlarschow@no-spamcuxonline.de

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