Acht Jahre ist es her, dass in Otterndorf über die zukünftige Entwicklung der Medemstadt diskutiert wurde. Vieles aus dem Leitbild "Unser Otterndorf 2020" konnte bis jetzt nicht umgesetzt werden. Foto: Mangels
Acht Jahre ist es her, dass in Otterndorf über die zukünftige Entwicklung der Medemstadt diskutiert wurde. Vieles aus dem Leitbild "Unser Otterndorf 2020" konnte bis jetzt nicht umgesetzt werden. Foto: Mangels
Leitbild von 2012

Acht Jahre Zeit: Bürgerwünsche in Otterndorf kaum umgesetzt

von Christian Mangels | 16.09.2020

OTTERNDORF. Das Leitbild "Unser Otterndorf 2020" war in den vergangenen Jahren Wegweiser und Entscheidungsgrundlage für die Entwicklung der Medemstadt. Mittlerweile ist das Zieljahr 2020 erreicht. Zeit, um Bilanz zu ziehen.

Welche Ziele wurden umgesetzt? Hinter welche Bürgerwünsche kann ein Haken gemacht werden? Und welche Ideen warten noch auf ihre Verwirklichung? Ein Überblick in Tops und Flops.

Ein Ruck ging durch Otterndorf, als die Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit Vertretern von Vereinen und Verbänden, aus Politik und Verwaltung über Stärken und Schwächen der Stadt diskutiert und daraus ein Leitbild mit dem Titel "Unser Otterndorf 2020" entwickelt haben. Acht Jahre ist das mittlerweile her. Zeit für ein neues Leitbild. Stadtdirektor Harald Zahrte hat vorgeschlagen, das Konzept auf den aktuellen Stand zu bringen. "Optimal wäre es, wenn von dem Partizipationsprozess mit den Bürgerinnen und Bürgern erneut ein Motivationsschub und eine Stärkung des Wir-Gefühls ausgehen würde", wünscht sich Zahrte.

Beteiligung trotz Corona

Auch Otterndorfs Bürgermeister Thomas Bullwinkel setzt sich für eine Erneuerung des Leitbilds ein - und zwar möglichst schon 2021: "Wir müssen klären, wie wir eine Bürgerbeteiligung mit Corona-Abstand gewährleisten können", sagt er. Bullwinkel glaubt, dass die Bürgerinnen und Bürger geradezu darauf warten, angesprochen zu werden, "wie sich Otterndorf entwickeln soll und darf."

Doch zunächst lohnt es sich, zurückzublicken: Welche Ziele und Wünsche aus dem Leitbild "Unser Otterndorf 2020" wurden erreicht? Und wo gibt es noch Nachholbedarf?

Stadtgestaltung und Infrastruktur: Im Leitbild von 2012 wurde der Wunsch nach "mehr Begegnungsmöglichkeiten in der Innenstadt" formuliert. Das Bahnhofsumfeld wurde von vielen Bewohnern als unattraktiv empfunden. Als verbesserungswürdig schätzten die Teilnehmer einer Umfrage die "Anbindung des Strand- und Ferienhausgebietes an die Innenstadt" ein.

Und das wurde erreicht: Sowohl bei den Begegnungsmöglichkeiten im Zentrum als auch bei der Bahnhofsgestaltung gibt es noch viel Luft nach oben. Was die Anbindung zwischen Feriengebiet und Innenstadt betrifft, könnte der Vorschlag des Investors Sven Hollesen Otterndorf möglicherweise voranbringen. Er hatte eine Schiffsverbindung zwischen den beiden Bereichen ins Spiel gebracht.

Einzelhandel: Groß war (und ist) der Wunsch der Bürger nach einem Bekleidungsgeschäft in Otterndorf. Das war das eindeutige Ergebnis der Fragebogen-Aktion von 2012. Auch ein Fischladen wurde häufig genannt. Insgesamt wurde der Wunsch nach einer "lebendigeren Innenstadt" formuliert. Kritisiert wurden die uneinheitlichen Öffnungszeiten im Zentrum.

Und das wurde erreicht: Stadtmarketing, Politik und Wirtschaft sind sehr bemüht, Leben in die Innenstadt zu bringen. Aber gefruchtet haben die Anstrengungen bislang nur wenig. Bekleidungsgeschäft und Fischladen fehlen nach wie vor, die Öffnungszeiten der Geschäfte sind inhomogen. Vielleicht bringt das neue Einzelhandelsgutachten neue Erkenntnisse und neuen Schwung.

Umwelt & Energie: "Gewünscht ist ein schlüssiges, zukunftsfähiges Energiekonzept für Otterndorf", heißt es in dem Konzept von 2012. Der Fahrradfreundlichkeit wurde ein hoher Stellenwert beigemessen. Die Elbvertiefung bewerteten die Teilnehmer als Risiko für den Tourismus.

Und das wurde erreicht: Klima- und Umweltschutz bleiben auch in Zukunft ein großes Thema. Im Fahrtwind des Leitbildprozesses hat sich die Otterndorfer Energie-Genossenschaft gegründet, die sich aktiv in die Stadtentwicklung einbringt und auf regenerative Lösungen drängt. Die Fahrradfreundlichkeit in Otterndorf ist ausbaufähig und die Elbvertiefung - trotz Proteste und Klagen - leider nicht aufzuhalten.

Tourismus: Wie kann die Nebensaison gestärkt werden? Das war das große Thema in der Arbeitsgruppe "Tourismus": "Die Gruppe wird verschiedene Angebote erarbeiten, kalkulieren und dann einen Veranstalter suchen, der diese Angebote vermarktet", heißt es in dem Konzept von 2012.

Und das wurde erreicht: An der Dringlichkeit des Themas hat sich nichts geändert. Die Arbeitsgruppe ist mehr oder weniger eingeschlafen, ein Neustart muss her.

Kultur: Bei der Bürgerbefragung und dem Malwettbewerb für Kinder stand der Wunsch nach einem Kino ganz oben auf der Liste. Außerdem wurden "Open-Air-Veranstaltungsangebote im Sommer" und eine Musikkneipe als wünschenswerte Bereicherung genannt. Der Kirchplatz soll als Veranstaltungsort nutzbar gemacht werden, heißt es in dem Konzept.

Und das wurde erreicht: Der Wunsch nach einem Kino wird wohl ein Traum bleiben. Aber der "Kulturstrand" am Otterndorfer Deich hat gezeigt, dass auch Open-Air-Kino-Veranstaltungen reizvoll sein können. Der Kirchplatz rückt zunehmend als Veranstaltungsort ins Blickfeld, beispielsweise beim Festival "Aufm Platz" am kommenden Sonnabend. Schwung ins Otterndorfer Kulturleben bringt der Verein "Mahlwerk", der im Zuge des Leitbildprozesses entstanden ist.

Jugend: Das Otterndorfer Jugendangebot wurde im Leitbild als "nicht zufriedenstellend" bewertet. Ein attraktiveres Jugendzentrum und ein neuer Skatepark sollen her, steht in dem Konzept.

Und das wurde erreicht: Der Skatepark kommt: 20 000 Euro für die Planungskosten wurden vom Rat vor wenigen Tagen bewilligt. Außerdem gibt es Ideen, das Jugendzentrum mit Hilfe von Fördermitteln moderner zu gestalten. Dennoch: Es fehlen nach wie vor Freizeit- und Ausgehmöglichkeiten für die Jugend.

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Christian Mangels

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Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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