Acht Jahre Zeit: Bürgerwünsche in Otterndorf kaum umgesetzt
OTTERNDORF. Das Leitbild "Unser Otterndorf 2020" war in den vergangenen Jahren Wegweiser und Entscheidungsgrundlage für die Entwicklung der Medemstadt. Mittlerweile ist das Zieljahr 2020 erreicht. Zeit, um Bilanz zu ziehen.
Welche Ziele wurden umgesetzt? Hinter welche Bürgerwünsche kann ein Haken gemacht werden? Und welche Ideen warten noch auf ihre Verwirklichung? Ein Überblick in Tops und Flops.
Ein Ruck ging durch Otterndorf, als die Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit Vertretern von Vereinen und Verbänden, aus Politik und Verwaltung über Stärken und Schwächen der Stadt diskutiert und daraus ein Leitbild mit dem Titel "Unser Otterndorf 2020" entwickelt haben. Acht Jahre ist das mittlerweile her. Zeit für ein neues Leitbild. Stadtdirektor Harald Zahrte hat vorgeschlagen, das Konzept auf den aktuellen Stand zu bringen. "Optimal wäre es, wenn von dem Partizipationsprozess mit den Bürgerinnen und Bürgern erneut ein Motivationsschub und eine Stärkung des Wir-Gefühls ausgehen würde", wünscht sich Zahrte.
Beteiligung trotz Corona
Auch Otterndorfs Bürgermeister Thomas Bullwinkel setzt sich für eine Erneuerung des Leitbilds ein - und zwar möglichst schon 2021: "Wir müssen klären, wie wir eine Bürgerbeteiligung mit Corona-Abstand gewährleisten können", sagt er. Bullwinkel glaubt, dass die Bürgerinnen und Bürger geradezu darauf warten, angesprochen zu werden, "wie sich Otterndorf entwickeln soll und darf."
Doch zunächst lohnt es sich, zurückzublicken: Welche Ziele und Wünsche aus dem Leitbild "Unser Otterndorf 2020" wurden erreicht? Und wo gibt es noch Nachholbedarf?
Und das wurde erreicht: Sowohl bei den Begegnungsmöglichkeiten im Zentrum als auch bei der Bahnhofsgestaltung gibt es noch viel Luft nach oben. Was die Anbindung zwischen Feriengebiet und Innenstadt betrifft, könnte der Vorschlag des Investors Sven Hollesen Otterndorf möglicherweise voranbringen. Er hatte eine Schiffsverbindung zwischen den beiden Bereichen ins Spiel gebracht.
Und das wurde erreicht: Stadtmarketing, Politik und Wirtschaft sind sehr bemüht, Leben in die Innenstadt zu bringen. Aber gefruchtet haben die Anstrengungen bislang nur wenig. Bekleidungsgeschäft und Fischladen fehlen nach wie vor, die Öffnungszeiten der Geschäfte sind inhomogen. Vielleicht bringt das neue Einzelhandelsgutachten neue Erkenntnisse und neuen Schwung.
Und das wurde erreicht: Klima- und Umweltschutz bleiben auch in Zukunft ein großes Thema. Im Fahrtwind des Leitbildprozesses hat sich die Otterndorfer Energie-Genossenschaft gegründet, die sich aktiv in die Stadtentwicklung einbringt und auf regenerative Lösungen drängt. Die Fahrradfreundlichkeit in Otterndorf ist ausbaufähig und die Elbvertiefung - trotz Proteste und Klagen - leider nicht aufzuhalten.
Und das wurde erreicht: An der Dringlichkeit des Themas hat sich nichts geändert. Die Arbeitsgruppe ist mehr oder weniger eingeschlafen, ein Neustart muss her.
Und das wurde erreicht: Der Wunsch nach einem Kino wird wohl ein Traum bleiben. Aber der "Kulturstrand" am Otterndorfer Deich hat gezeigt, dass auch Open-Air-Kino-Veranstaltungen reizvoll sein können. Der Kirchplatz rückt zunehmend als Veranstaltungsort ins Blickfeld, beispielsweise beim Festival "Aufm Platz" am kommenden Sonnabend. Schwung ins Otterndorfer Kulturleben bringt der Verein "Mahlwerk", der im Zuge des Leitbildprozesses entstanden ist.
Und das wurde erreicht: Der Skatepark kommt: 20 000 Euro für die Planungskosten wurden vom Rat vor wenigen Tagen bewilligt. Außerdem gibt es Ideen, das Jugendzentrum mit Hilfe von Fördermitteln moderner zu gestalten. Dennoch: Es fehlen nach wie vor Freizeit- und Ausgehmöglichkeiten für die Jugend.
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