Nach zwei Jahren Corona-Pandemie fällt es ins Auge, dass hier Masken fehlen. So wie bei der Kundgebung gegen Rechts im September 2018 wird es am 29. Januar nicht aussehen, wenn das Bündnis "Cuxhaven für Respekt und Menschenwürde" zu seiner nächsten Solidaritätsaktion aufruft. Foto: Potschka
Nach zwei Jahren Corona-Pandemie fällt es ins Auge, dass hier Masken fehlen. So wie bei der Kundgebung gegen Rechts im September 2018 wird es am 29. Januar nicht aussehen, wenn das Bündnis "Cuxhaven für Respekt und Menschenwürde" zu seiner nächsten Solidaritätsaktion aufruft. Foto: Potschka
Für Respekt und Menschenwürde

Aktionen zur Corona-Pandemie in Cuxhaven: Bündnis ruft zur Großveranstaltung auf

von Maren Reese-Winne | 14.01.2022

CUXHAVEN. "Wo können wir, die die Corona-Maßnahmen mitmachen, Flagge für Zusammenhalt zeigen?", fragen sich viele Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Cuxhaven schon lange. Das Bündnis für Respekt und Menschenwürde hat reagiert. 

Nach zwei Jahren Pandemie sind die Nerven am Anschlag; auch bei den weitaus meisten Bewohnerinnen und Bewohnern des Landkreises und der Stadt Cuxhaven, die trotz aller Belastungen die Schutzmaßnahmen mittragen, Aktivitäten einschränken und - so wie rund 150.000 andere im Kreis - freiwillig zum Impfen gegangen sind. Nun regt sich die bislang schweigende Mehrheit. Viele fragen sich seit langem, wo sie Flagge zeigen können für ihre Positionen: für Solidarität und gegen Hassbotschaften.

Jetzt wichtiger denn je

Dieser Gedanke hat Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer bewegt, als er Mitte Dezember - ermuntert auch aus der Bevölkerung - Partnerinnen und Partner des Bündnisses "Cuxhaven für Respekt und Menschenwürde" zusammenrief. "Wir haben dieses Bündnis 2018 gegründet, weil wir nicht wollten, dass sich die Gesellschaft spaltet - und gerade jetzt ist es wieder wichtig, zusammenzustehen", erklärt er.

Größte Herausforderung seit der Nachkriegszeit

Seiner Ansicht nach ist dies überhaupt die einzige Möglichkeit, Deutschlands größte Herausforderung seit der Nachkriegszeit zu überstehen: "Wir schaffen das besser im Schulterschluss als im Streit."

Diese Überzeugung soll in den nächsten Tagen und Wochen in verschiedenen Aktionen sichtbar werden - mit einem offenen Brief, mit einer öffentlichen Veranstaltung am 29. Januar und vielen kleinen Aktionen wie Statements in den sozialen Netzwerken.

Die beiden Bündnissprecher Uwe Santjer und Sven Wersien aus Cuxhaven registrieren natürlich die Unsicherheiten in der Bevölkerung, was die Pandemie und die Schutzmaßnahmen angeht. "Viele fragen sich, ob alles noch zusammenpasst", sagt Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer. "Und doch schaffen es die meisten, sich an die geltenden Regeln zu halten."

Inhalte verändern sich

Fast 150 000 der rund 198 000 Bewohnerinnen und Bewohner des Landkreises Cuxhaven hätten sich bislang freiwillig impfen lassen. Doch nicht zuletzt die Diskussion um die Impfpflicht gebe der Debatte eine von Ängsten und Widerständen getriebene neue Dynamik. Diese spalte Familien, Freundeskreise und Kollegien.

Am heftigsten aber werde sie im Netz geführt: "Die dort geäußerte Hetze zum Beispiel gegen Journalisten, Polizeibeamte, Politiker, Ärzte und Ehrenamtliche treibt mich um. Ich sorge mich, wo diese Debatte landet", so Uwe Santjer. "Wir sind nicht gegen alle, die Zweifel haben, aber es geht nicht, dass die Menschen wegen der Impffrage aufeinander losgehen."

"Angst ist ein schlechter Berater"

"Angst ist ein schlechter Berater", ist er sich mit Sven Wersien einig. Die Angst aber mit Aggression und Wut zu verbinden, sei ein absolutes No-go.

Sven Wersien nimmt wahr, wie sich besonders deutlich im Internet zunehmend die Aggression gegen die Staatsmacht richtet: Wer sich öffentlich den Urhebern anschließe, unterstütze auch, was diese im Netz verbreiteten, warnt er. Bei Aufrufen zu Gewalt sei jede rote Linie überschritten. "Bevor Sie das unterstützen, überprüfen Sie, ob das wirklich das ist, was Sie wollen", so der Oberbürgermeister. "Wir befinden uns mitnichten in einer Diktatur", unterstreicht Sven Wersien, "und ich möchte, dass unsere Demokratie erhalten bleibt."

"Wir wollen die Demokratie stützen, wir wollen denen den Rücken stärken, die sich engagieren", von diesem Gedanken sind auch die rund 60 Bündnispartner getrieben, die dafür am morgigen Sonnabend mit einem großformatigen offenen Brief in dieser Zeitung einstehen werden. Die Stadt und der Landkreis Cuxhaven gehören zu den Unterzeichnern, dazu unter anderem Verbände, Institutionen und Betriebe aus Sozialwesen, Politik, Sport oder Wirtschaft.

Auf die Straße gehen

Die Organisatoren wissen, dass sie vorab nicht alle erreichen konnten, die auch gerne als Autoren unter diesem Brief gestanden hätten. Institutionen, Bürgerinnen und Bürger, die sich solidarisch erklären wollen, können dies über die E-Mail-Adresse respekt.cuxhaven@fuerdemokratiecuxhaven.de.

Für Sonnabend, den 29. Januar, 12 bis 15 Uhr, bereitet das Bündnis eine große Gemeinschaftsaktion in der Cuxhavener Innenstadt vor. Bürgerinnen und Bürger sind aufgerufen, friedlich auf die Straße zu gehen. In welchem Rahmen das genau passieren wird, wird mit Blick auf die Pandemieentwicklung gerade weiter abgestimmt.

Konzept wird genau geplant

"Jede Aktion wird corona-konform sein", versprechen die Organisatoren. Die Details sollen rechtzeitig vor der Veranstaltung bekannt gegeben werden. "Cuxhaven bleibt liebenswert", ist Uwe Santjer überzeugt: "Dafür haben wir Jahrzehnte gearbeitet." Die Zivilgesellschaft stehe auch in dieser Krisenzeit eng zusammen. Unzählige Bürgerinnen und Bürger engagierten sich für Nachbarn und Familie, im Beruf oder in Institutionen wie den Freiwilligen Feuerwehren oder in den Sozialverbänden.

Und diese Solidarität sei auch weiter erforderlich, betont Uwe Santjer mit Blick auf die sich ankündigenden Rekord-Fallzahlen und die hieraus möglicherweise resultierenden Ausfälle im Privat- und Arbeitsleben: "Wir brauchen ein höheres Engagement für unser Miteinander denn je. Alle müssen mithelfen, diese Situation aufzufangen."

In Kürze

Eine Großveranstaltung am 29. Januar (12 bis 15 Uhr) soll der Mehrheit, die die Corona-Maßnahmen mitträgt, die Gelegenheit bieten, Gesicht zu zeigen und für ihre Werte einzustehen.

Der Veranstaltungsrahmen soll und muss die Vorgaben der Corona-Verordnung in Bezug auf die Abstandsregeln erfüllen. Eine Menschenkette zum Beispiel könnte dies. Das Tragen einer FFP2-Maske ist im Moment bei Versammlungen im Cuxland erforderlich.

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Maren Reese-Winne

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

mreese-winne@no-spamcuxonline.de

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