
Elbferry Cuxhaven-Brunsbüttel: Ist die Fähre doch noch nicht Geschichte?
CUXHAVEN/BRUNSBÜTTEL. Die "Greenferry I" ist zurück in Norwegen, den Mitarbeitern der Fährgesellschaft Elbferry ist gekündigt, die Fahnen wehen auf Halbmast. Doch aufgeben kommt für einige Bürger und auch die Rathäuser noch nicht in Frage.
Das Thema Elbferry ist Geschichte. Alle gut gemeinten Aufrufe zur Rettung der Fährgesellschaft haben nicht gefruchtet. Die 53 Mitarbeiter erhielten die Kündigung. Die Flaggen am Fähranleger in Brunsbüttel wehen seither auf halbmast. Das Unternehmen befindet sich in der Abwicklung , das Schiff, die "Greenferry I", haben die Eigentümer nach Norwegen zurückgeholt, wo es in der Nähe von Haugesund aufzuliegen scheint. Doch viele Bürger brennen nach wie vor für "ihre Fähre" und wollen sich mit dem Aus der Verbindung nicht abfinden.
Cuxhaven hat weiter Interesse an Elbefähre
Dazu gehören auch die Verwaltungschefs beider Ex-Fährstädte. Oberbürgermeister Uwe Santjer hat sich von Anfang persönlich für die Fähre engagiert. Nun sucht er nach einem politischen Schulterschluss, mit dem eine Fortsetzung der Linie möglich werden kann. "Unser Interesse an der Fähre ist groß. Wir sind in Abstimmung für einen runden Tisch mit Bürgermeister Schmedtje und beiden Landräten", hieß es gestern vom Pressesprecher Marcel Kolbenstetter. Ziel sei es, sich jetzt richtig aufzustellen und die geeigneten Schritte zu besprechen. "Die Initiativen aus der Bevölkerung begrüßen wir sehr, diesen Schwung wollen wir aufnehmen und für das Projekt nutzen", ergänzte Kolbenstetter. Auf Brunsbütteler Seite hat sich die Politik mit einer Resolution an das Bundesverkehrsministerium in ähnlicher Weise positioniert.
Brunsbüttel will öffentliche Förderung
Auch in der Bürgerschaft gibt es Initiativen für die Fährverbindung. Der Brunsbütteler Reinhard Gross hat seit Ende Dezember mehr als 3200 Unterschriften für eine Petition gesammelt, mit der er sich bei der schleswig-holsteinischen Landesregierung für den Neustart einsetzt. "Die Fähre bietet eine gute Anbindung. In Cuxhaven ist man sofort auf der A 27", sagt Groß. Die Fähre Glückstadt-Wischhafen hingegen sei schlechter angebunden, sie sei nur mit Bundesstraßen verknüpft. Zudem gebe es häufig lange Wartezeiten. Außerdem werde die Fährlinie durch das Baggern des Hafens von Wischhafen de facto staatlich subventioniert, erklärte Groß mit Blick auf die Debatte darüber, ob eine staatliche Beteiligung an der Linie Brunsbüttel-Cuxhaven unfair gegenüber der Glückstädter Verbindung wäre.
Bürger sammeln Unterschriften für Elbferry
Auch auf der Cuxhavener Seite formieren sich die Unterstützer. Ulrike Heuberger hat sich entschlossen, eine Bürgerinitiative zu gründen mit dem Ziel, Gleichgesinnte für die Fährverbindung zu aktivieren und zu vernetzen. Die alleinstehende 64-Jährige lebt zwar erst seit knapp eineinhalb Jahren in Cuxhaven, hat aber im vergangenen Sommer so gute Erfahrungen mit der "Greenferry I" gesammelt, dass sie sich nicht mit deren schnellem Ende abfinden will. "Ich bin selbst ein paarmal mit der Fähre gefahren, ebenso wie Freunde und Familienmitglieder, und es war jedes Mal ein tolles Erlebnis", erinnert sich die Neu-Cuxhavenerin. Nun sammelt sie in Cuxhaven Unterstützer für die Petition.
Initiative aus Brunsbüttel
Ob sie mit ihrer Initiative wirklich etwas erreichen kann, wisse sie natürlich nicht, aber gemäß dem Slogan, wer nicht kämpft, hat bereits verloren, will sich die frühere Mittelfränkin für die ihrer Meinung nach wichtige Verbindung einsetzen. Zu erreichen ist sie unter der Mailadresse: u-heuberger@web.de.
Appell an Bundesverkehrsministerium
Eine kämpferische Haltung scheint auch im Rathaus von Brunsbüttel zu herrschen: "Wir sollten alles versuchen, um das Bundesverkehrsministerium dazu zu bringen, in die Prüfung einzusteigen, ob die Fähre Bestandteil der öffentlichen Daseinsvorsorge ist. Aus meiner Sicht ist das so", sagte der Brunsbütteler Bürgermeister Martin Schmedtje (parteilos) während einer Hauptausschusssitzung am Dienstagabend. Er habe sich bei der Formulierung Hilfe von der Entwicklungsgesellschaft Westholstein geholt. "Es ist wichtig, darüber zu diskutieren, solange das Feuer noch heiß ist", zitiert die Dithmarscher Landeszeitung den Bürgermeister.
Dauerhafter Fährbetrieb von wichtiger Bedeutung
Der vertritt die Auffassung, dass es sich bei der Fährverbindung zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen um eine notwendige Verkehrsverbindung und damit um eine Daseinsvorsorge im Sinne des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union handele. Durch diese rechtliche Einordnung sei der Staat zur Finanzierung dieser Verkehrsinfrastruktur verpflichtet. Dem dauerhaften Fährbetrieb werde eine "besondere Wichtigkeit und Bedeutung" zugemessen, die Einstellung der Verbindung sei ein "großer, nicht aufzufangender Verlust für die Region beiderseits der Elbe", heißt es in dem Resolutionsentwurf.
Linie von Reederei unabhängig gefordert
Die Verbindung würde auch zukünftig vom regionalen bis internationalen Verkehr genutzt werden. Eine verlässliche Verbindung sei bei der Elbferry für alle Nutzer so entscheidend gewesen, dass auch zukünftig eine Linie unabhängig von der finanziellen Leistungsfähigkeit einer Reederei bestehen müsse.