
Fischsterben vor Cuxhaven und Otterndorf: Erste Ergebnisse der Untersuchung
KREIS CUXHAVEN. Erste Untersuchungsergebnisse zum Fischsterben in Nordsee und Elbe liegen vor. Sie werfen weiterhin Fragen auf zu den Funden vor Otterndorf und Cuxhaven.
Während zuvor das Umweltministerium in Hannover bezüglich des Fischsterbens vor Otterndorf und Cuxhaven die Veranwortung zum Landwirtschaftsministerium hinschieben wollte, ist nach Berichterstattung unseres Medienhauses Dynamik in die Angelegenheit gekommen. Jetzt gibt es Reaktionen aus dem Umweltministerium und die Bekanntgabe von Untersuchungsergebnissen.
Interessanterweise lagen keine Erkrankungen oder Vergiftungen bei den untersuchten Tieren vor. Baggerarbeiten in der Elbe werden jedoch nicht kategorisch ausgeschlossen, aber als Ursache für das Fischsterben für wenig wahrscheinlich gehalten.
Umweltministerium reagiert
Am Freitagmorgen (24. Juli) erfolgte die Antwort von Gunars Reichenbachs, Pressesprecher des niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, auf Nachfragen von CNV-Medien: "Das LAVES-Institut in Oldenburg stellt zusammenfassend fest, dass sich aus den durchgeführten Untersuchungen an den Jungheringen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schlussfolgern lässt, dass Infektionserkrankungen, Algentoxine, Sauerstoffzehrungen oder Nahrungsmangel als primäre Ursache für das Fischsterben im Bereich der Niederelbe nicht in Betracht zu ziehen sind."
Weiter heißt es: "Ob Baggerarbeiten zu dem Fischsterben in der Niederelbe geführt haben könnten, könne allein aufgrund der Befunde bei den aufgefundenen Jungheringen nicht beantwortet werden. Es könne lediglich die Einwirkung stumpfer Traumen unklarer Herkunft bei einem Teil der verendeten Jungheringe festgestellt werden. Nicht zu unterscheiden sei, ob festgestellte Formveränderungen ante oder post mortem- also vor oder nach dem Tode - aufgetreten seien.
Funde auch in Dänemark
Da ein ähnliches Phänomen bei Jungfischen bis in den Bereich Nordfriesland und Presseberichten zufolge auch in Dänemark aufgetreten sei, schienen Zusammenhänge mit Sedimentumlagerungen im Bereich der Niederelbe für relativ unwahrscheinlich, so Pressesprecher Reichenbachs, der dies aber "auch nicht völlig ausschließen" kann. Es gelte, dies in Zukunft sorgfältig zu beobachten.
Trotz der durchgeführten Analysen und Untersuchungen fordert Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer (SPD) weitere Aufklärungsarbeit: "Ich bin froh, dass eine Untersuchung gemacht wurde, der ausschlaggebende Grund für das Fischsterben ist jedoch nicht eindeutig ersichtlich. Und dies verdeutlicht auch die Komplexität der Thematik. Leider kann das Gutachten nicht endgültig ausschließen, dass nicht auch die Elbvertiefung zum Fischsterben beiträgt."
Unabhängig von der jetzigen Situation müsse die Elbe laut Santjer mit dem Wattenmeer noch intensiver überprüft, kontrolliert und die Tierwelt besser geschützt werden, damit ein solches Massensterben von Fischen zukünftig verhindert werden könne. Santjer nannte das Gutachten nur einen ersten Schritt: "Weitere müssen folgen."
Kein endgültiger Beweis
Das sieht auch Land Hadelns Samtgemeindebürgermeister so. "Nach Durchsicht des Berichtes besteht zwar kein endgültiger Beweis, dass das Fischsterben mit den Baggerarbeiten zu tun hat, aber gleichwohl wird eine Kausalität aufgezeigt. Es müssen weitere Untersuchungen folgen, damit darf jetzt nicht Schluss sein." Zahrte hält in diesem Zusammenhang einen von Fischer Zeeck geäußerten Vorschlag für überdenkenswert, auf Baggerschiffe unabhängige Biologen mitfahren zu lassen.
Eine Stellungnahme gab auch durch die Grüne Landtagsabgeordnete Eva Viehoff aus Loxstedt ab, die zudem Vorsitzende des Umwelt- und Landwirtschaftsausschuss des Kreistages ist: "Das gesamte Verhalten von Landesregierung und LAVES ist unerklärlich und nicht nachvollziehbar." So sei zumindest das Angebot der Amtshilfe aus dem Landkreis Cuxhaven von den Landesstellen abgelehnt worden. "Auch auf unsere Anfrage gibt es nur unbefriedigende Antworten. So ist es zum Beispiel unklar, warum das LAVES nur die angespülten Heringe untersucht und die zahlreichen anderen toten Fische und Meeressäuger einfach ignoriert hat. Wenn dann noch die Ministerien für Umwelt und Landwirtschaft die Verantwortung hin und herschieben ist das ein Skandal. Dieses Kompetenzgerangel muss ein Ende haben."
Unabhängige Ergebnisse
Die Fraktion der Grünen fordere die Landesregierung auf, sich nicht vom Bund beeinflussen zu lassen und endlich zu unabhängigen Untersuchungen und Ergebnissen zu kommen. Die Menschen in der Region hätten ein berechtigtes öffentliches Interesse, die Gründe für das Massensterben von Meerestieren zu erfahren. So seien noch ausstehende Untersuchungen an der Tiermedizinischen Hochschule Hannover schnellstens vorzunehmen. Viehoff: "Zum Schutz des Weltnaturerbes Wattenmeer, für die Existenz der Fischerei in Elbe und deutscher Bucht und für den regionalen Tourismus muss es endlich eine transparente Untersuchung und Veröffentlichung der Ergebnisse geben. Bis zur endgültigen Klärung müssen die Baggerarbeiten in der Elbe unterbleiben."