Freilandhühner (hier eine Aufnahme vom Biohof Adden in Altenbruch) müssen seit Ende vergangener Woche drinnen bleiben. Auslöser ist die sich ausbreitende Geflügelpest, wegen der das Veterinäramt eine kreisweit geltende Aufstallpflicht angeordnet hat. Foto: Sassen
Freilandhühner (hier eine Aufnahme vom Biohof Adden in Altenbruch) müssen seit Ende vergangener Woche drinnen bleiben. Auslöser ist die sich ausbreitende Geflügelpest, wegen der das Veterinäramt eine kreisweit geltende Aufstallpflicht angeordnet hat. Foto: Sassen
Hohes Ansteckungsrisiko

Geflügelpest im Kreis Cuxhaven: Landwirte halten den Atem an

von Kai Koppe | 22.11.2021

KREIS CUXHAVEN. Bis auf Weiteres müssen Landwirte ihr Geflügel im Stall lassen. Dadurch ist die Geflügelpest-Gefahr aber nicht gebannt.

"Man ist schon sehr angespannt": So fasst Bio-Landwirt Florian Moser aus Altenbruch die gegenwärtige Stimmung unter Geflügelhaltern in der Region zusammen. Grund: Die Geflügelpest hat vor wenigen Tagen das Cuxland erreicht. Eine Entwicklung, die absehbar schien und der man wenig entgegensetzen kann. Ein Impfstoff ist innerhalb der EU noch nicht zugelassen; "ausgeliefert", so Moser, seien die Tiere deshalb einem hochinfektiösen Virus.

Seit dem vergangenen Freitag gilt im gesamtem Kreisgebiet eine Aufstallungspflicht für Geflügel. Vorausgegangen waren zwei Infektionsfälle unter Wildenten, die nach Kreisangaben zu Monatsbeginn im Rahmen eines vor Ort durchgeführten Wildvogelmonitorings festgestellt wurden. Wie berichtet, gibt es im Landkreis inzwischen auch einen ersten Geflügelpest-Ausbruch unter Nutztieren: Ein Geflügelhalter in Hagen war gezwungen, seinen gesamten Bestand (nach unbestätigten Angaben mehr als 3500 Tiere) keulen zu lassen, nachdem die hochpathogene Variante der aviären Influenza in seinen Betrieb eingetragen worden war.

Veränderung stresst Hühner

In Reaktion auf den Fall hat das Kreisveterinäramt um den betroffenen Betrieb eine Sperr- und eine Überwachungszone gezogen; unabhängig davon hatte die Kreisverwaltung bereits am Mittwoch angeordnet, dass Geflügel (Hühner, Truthühner, Perlhühner, Enten, Gänse, Wachteln, Fasane, Rebhühner oder Laufvögel) im gesamten Landkreis im Stall beziehungsweise in überdachten Gehegen gehalten werden müssen.

Freilandhalter sind in besonderem Maße betroffen. Die Stalltechnik gibt es nach den Worten von Florian Moser zwar durchaus her, das Federvieh im Innenbereich unterzubringen - allerdings seien Hühner im wahrsten Sinne des Wortes Gewohnheitstiere. So reagierten seine Auslauf gewöhnten Legehennen im Regelfall sehr empfindlich darauf, wenn die Stall-Klappe zu bleibt.

Stresspegel steigt

"Der Stresspegel in der Herde steigt dann", erklärt Moser - ein Grund, warum Freilandhalter ihren Tieren in diesen Tagen eine Art Beschäftigungstherapie verordnen. Eckhardt Jäger (Steinau) berichtet von Musik und von Spielzeugen zum Picken: Mehr als 24.600 Hühnern versucht man auf dem Hof seiner Tochter, den Aufenthalt im Stall erträglicher zu machen. "Solange sie drinnen sind, kann ihnen nichts passieren", sagt Jäger zum Thema Infektionsrisiko. Auf die Halter kommt mit fortschreitender Aufstallungsdauer allerdings ein wirtschaftliches Problem zu, auf das auch Jägers Kollege aus Altenbruch hinweist. Dauert die Stallpflicht länger als 16 Wochen, werden die von den Legehennen gelieferten Produkte, die bislang als Freilandeier einen entsprechenden Marktpreis erzielten, zu Eiern aus Bodenhaltung deklariert - begleitet von entsprechenden Preiseinbußen bei der Vermarktung.

Landvolk: "Riesenproblem"

"Das wäre für uns ruinös", warnt Jäger. Er gibt zu bedenken, dass Freilandbetriebe im Unterschied zu vielen anders wirtschaftenden Betrieben in Vorleistung gegangen sind und befürchten müssen, dass eine ganze Hühner-Generation für die Freilandhaltung "verbrannt" sei.

"Für die hauptberuflich tätigen Halter ist das alles ein Riesenproblem", fasst Welf Quassowski, Landvolk-Geschäftsführer in Hadeln, zusammen und hat dabei nicht zuletzt Halter im Auge, die in den aus aktuellem Anlass ausgewiesenen Schutzradien liegen: Weder dürften sie ihre Tiere zum Schlachter fahren noch neu einstallen. Vor diesem Hintergrund hat Welf Quassowski wenig Verständnis für Hobbyhalter, die nicht für die Brisanz der Geflügelpest sensibilisiert sind. "Man wundert sich, wie viele das sind, die sich privat ein paar Hühner halten, das Thema aber nicht ernst nehmen."

Geflügelpest: Risiken und Verbreitung

Das Friedrich-Löffler-Institut beschreibt die Geflügelpest (auch Aviäre Influenza oder umgangssprachl. Vogelgrippe genannt) als virusbasierte Infektionskrankheit, die ihren natürlichen Reservoirwirt unter wild lebenden Wasservögeln hat. Geflügelpest ist hochansteckend und sorgt unter Hausgeflügel für schwere Krankheitsverläufe und eine hohe Mortalitätsrate.

Die Viren können auch auf den Menschen übertragen werden und dort schlimmstenfalls tödlich verlaufende Krankheiten auslösen. Der Vogelzug spielt bei der Verbreitung des Geflügelpest-Virus eine besondere Rolle.

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Kai Koppe

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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