
Großbrand mit Riesen-Schaden auf Heu-Hof in Nordleda: Betreiber niedergeschlagen
NORDLEDA. 173 Feuerwehrleute haben vernichtende Flammen in Nordleda bekämpft. Doch am Ende waren auch sie machtlos: Eine große landwirtschaftliche Halle wurde zerstört. Außerdem gab es mehrere Verletzte.
Ein Großfeuer hat in Nordleda für einen Millionenschaden gesorgt. Am Donnerstagnachmittag zerstörte der Brand auf dem landwirtschaftlichen Betrieb von Hans-Hermann Ropers und seinen Söhnen eine Halle samt Inhalt. Neben Heu war hier auch eine spezielle Trocknungsanlage untergebracht, die Ropers Senior vor acht Jahren angeschafft hatte - und die ihn zu einem über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannten Heuhändler machte.
Einige Zeit werde es dauern, bis er diesen Tag verarbeitet habe, erzählt Ralf Ropers, als er zwei Stunden nach den ersten Flammen auf die noch immer brennende Haupt-Halle blickt. Der Landwirt betreibt den Hof zusammen mit seinem Vater Hans-Hermann und seinem Bruder Heiko, der ihn anrief, als das Feuer ausbrach.
Hochwertige Technik
Ralf Ropers selbst war zu diesem Zeitpunkt nicht zu Hause. Wie hoch der Schaden ist, möchte er selbst noch nicht schätzen. In der etwa 25 mal 80 Meter großen Scheune war zwar nicht das meiste Heu gelagert. Aber es habe sich die gesamte hochwertige Technik in der Halle, die die gesamte Ware produziere, befunden - darunter Entfeuchter, Heutrockner mit Ventilatoren und die Computer-Steuerung sowie ein Deckenkran.
Um 15.43 Uhr ging der Notruf bei der Feuerwehrleitstelle in Bremerhaven ein. Als die erste Polizeistreife vor Ort eintraf, habe die Halle an der Cuxhavener Straße bereits in voller Ausdehnung in Flammen gestanden.
Zunächst wurden die sieben Freiwilligen Feuerwehren aus Nordleda, Wanna, Neuenkirchen, Lüdingworth, Otterndorf, Steinau und Ihlienworth alarmiert. Außerdem wurden die Cuxhavener Berufsfeuerwehr und die Langener Wehr mit jeweils einer Drehleiter zum Brandort beordert. Insgesamt waren 173 Einsatzkräfte vor Ort.
Sieben verletzte Personen
Auch Rettungswagen sowie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) wurden alarmiert. Sieben Menschen wurden leicht verletzt und aufgeteilt in die Krankenhäuser nach Otterndorf und Cuxhaven gebracht. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Rauchgasvergiftungen. Schwerverletzte gab es aber nicht, erklären die Einsatzleiter Matthias Papke und Horst Wendt, jeweils stellvertretender Gemeindebrandmeister Land Hadelns. Auch Ortsbrandmeister Daniel Weber und sein Stellvertreter Oliver Hein waren vor Ort.
Wegen des extrem starken Rauches, der über die Häuser zog, mussten Anwohner evakuiert werden. Gegen Abend brachte ein DRK-Bus Betroffene ins Dorfgemeinschaftshaus, das als Notunterkunft eingerichtet worden war.
Schwierige Löscharbeiten
Die Wasservorräte mehrerer Hydranten waren laut den Feuerwehr-Einsatzleitern nach etwa zwei Stunden weitestgehend aufgebraucht. Die Wasserversorgung war dennoch gewährleistet, weil parallel zur Cuxhavener Straße die Kirchspielwettern verläuft. Die Löscharbeiten gestalteten sich wegen des Windes schwierig, weil der Rauch die Sicht teilweise behinderte. Schließlich ging es auch darum, ein Übergreifen auf weitere Gebäude auf dem Areal zu verhindern.
Zudem bestand laut Einsatzleiter Papke zunächst Explosionsgefahr durch die Kälteanlage. Auch das Kältemittel stellte eine Gefahr für die Retter dar. Gegen 17.40 Uhr war das Feuer letztendlich unter Kontrolle. Dann begannen die Nachlöscharbeiten, für die ein Bagger das Brandgut und die Überreste der Scheune auseinanderzog.
Die Polizei teilte noch während der Löscharbeiten mit, dass "eine sehr hohe Schadenshöhe erwartet" werde. Auf Nachfrage unseres Medienhauses beliefen sich erste Schätzungen auf mindestens 1,5 Millionen Euro. Zur Brandursache wollte sich die Polizei nicht äußern. Umgehend würden die Brandermittler ihre Arbeit aufnehmen.
Die Geschichte des "Heukönigs"
Hans-Hermann Ropers ist Heu-Bauer aus Leidenschaft. Er wird auch "Heukönig" genannt. Auf seinem Hof in Nordleda produziert er auf 550 Hektar mehrere tausend Tonnen Heu im Jahr - ausschließlich in Bioqualität. Die Abnehmer sind Reiterhöfe, Tierparks und Zoos. Pferde und Alpakas zwischen Skandinavien und Süddeutschland bekommen sein Heu. Selbst Scheichs aus Dubai haben Ropers auf seinem Hof schon besucht, um Futter für ihre Kamele und Rennpferde zu ordern. Der Hamburger Tierpark Hagenbeck gehört seit über 40 Jahren zu den Kunden des Landwirts. Etwa 20 Mal im Jahr fährt die Familie Ropers oder einer der Angestellten die Hagenbeck-Tour.
Einzigartige Anlage
Vor acht Jahren setzte der umtriebige Heu-Händler aus Nordleda noch einmal alles auf eine Karte: Von einem österreichischen Unternehmen ließ er sich eine in der Elbe-Weser-Region einzigartige Heutrocknungsanlage bauen, später folgte noch der Einbau eines zusätzlichen Filters. Die Anlage machte Ropers unabhängig von der Witterung und ermöglichte es, während des gesamten Jahres und in konstant hoher Qualität trockenes Heu anbieten zu können.
"Da steckten viele Ideen, Arbeitszeit und Erinnerungen drin", trauert Ralf Ropers, als er auf die brennende Halle blickt. "Das ist die Lebens-Existenz."
Von Frank Lütt, Joscha Kuczorra und Jens-Christian Mangels