
Hilferuf für Cuxhaven-Brunsbüttel-Fähre: Elbferry braucht Corona-Hilfe
CUXHAVEN/BRUNSBÜTTEL. Die Elbferry GmbH soll über den Winter kommen. Deshalb sendet der Geschäftsführer der Cuxhaven-Brunsbüttel-Fähre jetzt einen Hilferuf an den Landtag.
Heinrich Ahlers ist optimistisch, dass seine Fährgesellschaft, die Elbferry GmbH, spätestens im nächsten Jahr wirtschaftlich betrieben werden kann. Die Zahlen aus August und September seien vielversprechend und zeigten, dass die Verbindung gut angenommen werde und ein Bedarf bestehe. Das finanzielle Polster der GmbH sei aber noch zu dünn, um den Winter zu überstehen, weshalb eine zügige Überweisung des beantragten Coronaausfallgeldes dringend erforderlich sei.
Die Prüfung im Rahmen einer Härtefallregelung durch das Wirtschaftsministerium in Schleswig-Holstein dauert schon lange. Mit einem Hilferuf wandte sich der Geschäftsführer der Elbferry GmbH an die Mitglieder des Unterausschusses Häfen und Schifffahrt der CDU im Niedersächsischen Landtag. Schuld an der Misere sei vor allem der missratene Start der Fährverbindung im März dieses Jahres, der mitten in den Corona-Lockdown fiel.
Start beim Schiffsrecycler
Die CDU-Politiker waren auf Einladung von Thiemo Röhler zu Gast in Cuxhaven und nutzten die Gelegenheit, sich über die maritimen Aktivitäten zu informieren. Neben der Hafen- und Fischwirtschaft ging es auch um das neu angesiedelte Unternehmen Leviathan Technologies, das ein Verfahren zum umweltfreundlichen Schiffsrecycling in einem Pilotprojekt zur Anwendung bringen will. Den Anfang machen die Unternehmer Simeon Hiertz und Karsten Schumacher mit einer mobilen Anlage mit kleineren Schiffen auf dem Gelände der Firma Machulez im Neuen Fischereihafen von Cuxhaven.
Ihr Ziel ist es, später auch größere Schiffseinheiten zu zerlegen und die Metalle zu verwerten. Wo das stattfinden wird, war nicht Thema des Gesprächs. Das Interesse europäischer Reedereien an einer Alternative zum in Asien praktizierten Beaching sei groß, erklärten die Unternehmer.
Als Macher bekannt
Zurück zu Elbferry: Eine Menge Vorschusslorbeeren erhielt Geschäftsführer Heinrich Ahlers von Bernd-Carsten Hiebing, Sprecher des Ausschusses aus Haren an der Ems. Ahlers sei in Schifffahrtskreisen als Macher bekannt. Wenn es einer schaffen könne, die Brunsbüttelverbindung wirtschaftlich zu betreiben, dann er, lobte der CDU-Mann. Der Angesprochene wartete mit umfangreichem Zahlenwerk auf, das Hoffnung machte, dass dies gelingen könne. Allerdings nicht kurzfristig, sondern aller Voraussicht nach erst ab dem zweiten oder dritten Jahr. "Solange müssen wir durchhalten", sagte Ahlers.
Er machte auch keinen Hehl daraus, dass die Lkw, die eigentlich die wirtschaftliche Basis des Verkehrs bilden sollten, die Fähre noch nicht im erhofften Umfang nutzten. Die Gründe dafür seien vielfältig und nicht immer objektiv nachvollziehbar. Glücklicherweise sei die Kapitaldecke der Elbferry GmbH mit 2,3 Millionen Euro ausreichend, um fehlende Einnahmen aus den ersten drei Monaten auszugleichen. Allein in den ersten zwei Monaten habe die Gesellschaft rund 500.000 Euro zugebuttert.
700.000 Euro beantragt
Als Coronaausfallgeld seien insgesamt 700.000 Euro beantragt worden. Die monatlichen Fixkosten beliefen sich laut Ahlers insgesamt auf rund 500.000 Euro, wovon 200.000 Euro auf das Personal und 150.000 auf die Charter, 50.000 Euro für Mieten der Anleger und 80.000 Euro für Instandhaltung entfallen. Dazu kommen 200.000 bis 300.000 Euro Bunkerkosten für den Treibstoff LNG (Flüssiggas), der seit dem Start im März um das Zweieinhalbfache im Preis gestiegen sei. Deshalb verlange man derzeit von den Passagieren einen kleinen Bunkerzuschlag auf den Fahrpreis. Um die Kosten im Griff zu behalten, sieht der Winterfahrplan ab November wochentags nur noch vier statt fünf tägliche Abfahrten und am Wochenende nur noch drei statt vier vor.
Röhler und sein Parteikollege Hiebing versprachen, sich für die Fährverbindung einzusetzen, damit erstens schnell Coronaausfallgeld gezahlt wird und die Verbindung langfristig stabilisiert werden kann. Das könnte auch über eine Förderung der Fährlinie Cuxhaven-Brunsbüttel aus Mitteln des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) geschehen, eine Option für die sich der Wirtschaftsausschuss des Dithmarscher Kreistags bereits ausgesprochen habe, wie Heinrich Ahlers berichtete.