Knöllchen in der Otterndorfer Innenstadt erhitzen die Gemüter
OTTERNDORF. Nur einmal kurz in die Apotheke und am Auto folgt die böse Überraschung: 20 Euro für fünf Minuten Parken am Straßenrand. Wegen einer vergessenen Parkscheibe wurde es für eine Leserin teuer. Das sorgte für Unmut.
Der Ärger über den Kontrolleur ist im Nachhinein groß. Bei Betroffenen, die sich an unsere Zeitung wendeten, kam durch ähnliche Situationen die Frage auf, ob die Parksituation in der Otterndorfer Innenstadt überhaupt noch zeitgemäß ist. In der ganzen Stadt gilt eine begrenzte kostenlose Parkzeit von einer Stunde. Die Leserin fürchtet, das könnte ein Grund für die viel beklagte Verödung der Innenstädte sein.
Kostenloses Angebot
Otterndorfs Stadtdirektor Frank Thielebeule sieht das ganz anders. Beschwerden zum Thema Parkscheibe in der Innenstadt seien ihm noch nicht zu Ohren gekommen. Thielebeule selbst hält das kostenlose Angebot für richtig. Wer bei dem Besuch in einem Geschäft oder Apotheke kein Ticket bekommen möchte, müsse ja nur eine Parkscheibe hinter die Windschutzscheibe legen.
Ausnahmegenehmigung
Und auch die vermeintlich nicht ausreichende Stunde habe einen Sinn. "So soll es möglichst vielen Besuchern der Stadt ermöglicht werden, einen Parkplatz zu finden", erklärt der Verwaltungschef. "Parken in der Innenstadt wird kostenlos bleiben. Parkautomaten wird es nicht geben", ergänzt Thielebeule. Wer mehr Zeit benötigt, um zum Beispiel ein Restaurant zu besuchen, kann den Parkplatz in der Wallstraße nutzen, dort sind zwei Stunden mit Parkscheibe kostenlos. "Für Trauungen gibt es sogar eine Ausnahmegenehmigung. Der Brautwagen bekommt von den Kontrolleuren kein Ticket", erzählt der Stadtdirektor.
Zu wenig Parkflächen
Das generelle Problem in der Innenstadt sei aber auch nicht die Parkscheibe, sondern die zur Verfügung stehenden Parkflächen, erzählt der Vorsitzende des Otterndorfer Wirtschafts- und Gewerbevereins (OWG) Peter Martin Stelzenmüller. Schon 2017 beklagte der OWG-Vorstand, dass es zu wenig Parkflächen im Innenstadtbereich gäbe und signalisierte damals mit der Stadt gemeinsam nach Lösungen suchen zu wollen.
Einnahmen durch Knöllchen
Durch die verteilten Strafzettel in Otterndorf nimmt die Stadt zwischen 45.000 und 48.000 Euro im Jahr ein. Das bestätigt Frank Thielebeule.
Diese Einnahmen würden das Gehalt von zwei Teilzeitbeschäftigten decken, die die Tickets verteilen. "Wenn ein Überschuss entsteht, fließt der in den Haushalt", erklärt Thielebeule.