
Menschenkette in Cuxhaven trotz hoher Corona-Inzidenz: Das sagen die Beteiligten
CUXHAVEN. Sturmtief "Nadia" hielt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die aus dem ganzen Landkreis nach Cuxhaven kamen, nicht davon ab, am Sonnabend friedlich und unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen an der Aktion für Respekt und Menschenwürde teilzunehmen. Gleichzeitig warben die Organisatoren fürs Impfen.
Die vom Bündnis für Respekt und Menschenwürde organisierte Menschenkette wurde vom Kaemmererplatz ausgehend gebildet und führte im Uhrzeigersinn über die Bahnhofstraße, die Meyer- die Wernerstraße, die Südersteinstraße, die Abendrothstraße und Rohdestraße. Neben den Teilnehmern aus dem ganzen Landkreis sorgten auch Bundestagsabgeordnete und Politiker aus der Landeshauptstadt dafür, dass das selbst gesteckte Ziel, die 2,4 Kilometer lange Kette, geschlossen wurde.
Friedliches Miteinander
Auf Plakaten, Transparenten und mit Kreide auf den Fußwegen haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Botschaften formuliert, so auch die Cuxhavenerin Britta Seidel. "Mir ist es wichtig, dass die Menschen wieder mehr Respekt und Toleranz füreinander haben", erklärt Seidel. Es gehe ihr nicht darum, jemanden wegen seiner Einstellung zum Impfen zu kritisieren. "Man sollte nicht mit dem Finger aufeinander zeigen", sagt die Cuxhavenerin. Sie appelliert an ein friedliches Miteinander und daran, auch andere Meinungen zu akzeptieren.
Wir sind pro Impfen
Thomas L. und seine Frau wollen mit ihrer ersten Teilnahme an einer Kundgebung ein Zeichen gegen die sogenannten "Sonntagsspaziergänger" setzen. "Durch diese Aktion können wir zeigen, dass die nicht die Mehrheit sind", erzählt Thomas L. Gerd und Karin Sepcke haben vorher noch nie an einer Kundgebung teilgenommen. Doch warum sind sie jetzt bei der Menschenkette dabei? "Wir müssen zusammenstehen und zeigen, dass wir mehr sind als die lauten Querdenker. Wir sind pro Impfen", so das Ehepaar.
Kritik aus sozialen Medien
In den sozialen Medien gehen die Meinungen zu der Aktion weit auseinander. Besonders auf Facebook wird in den Kommentarspalten viel diskutiert.
Leon Francise G. schreibt zum Beispiel: "Mit Solidarität oder Zusammenhalt hat das nichts zu tun." Bei einer so hohen Inzidenz im Landkreis müsse so eine Veranstaltung nicht sein.
Susanne Kasper B. nennt die Aktion unverantwortlich und Sven S. schreibt, dass es eine "gute Sache" sei, "wäre da nicht die hohe Inzidenz."
Masken und Abstand
Die meisten Teilnehmer der Veranstaltung machten sich darüber jedoch keine Sorgen. "Die Aktion ist längst überfällig" sagt Christian Hofmann. "Wir tragen alle eine Maske, halten Abstand sind an der frischen Luft. Das ist sicherer als im Supermarkt", ergänzt der Cuxhavener.
Mitveranstalter Gunnar Wegener sieht das genauso. "Alle tragen eine Maske und es ist genug Platz eingeplant worden", so der Chef der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Cuxhaven. "Jeder hält jeweils einem Corona-konformen Abstand von einer Schal-Länge", sagt Wegener.
Britta Seidel hingegen kann die Kritik an der Inzidenz zum Teil nachvollziehen. Sie selbst ist zwar Teil der Menschenkette, aber zu der Kundgebung auf dem Kaemmererplatz wolle sie nur gehen, wenn dort nicht zu viele Menschen sind.
Fazit der Polizei
Die Polizei Cuxhaven schätzt, dass knapp 1000 Personen an der Aktion teilgenommen haben. In einer Pressemitteilung der Stadt Cuxhaven ist sogar von 1250 Teilnehmern die Rede.
Aufgrund der langen Kette sei eine genaue Schätzung aber eher schwierig. "Es war alles friedlich, Abstände wurden eingehalten und Maskenpflicht beachtet", berichtet Stephan Hertz, Pressesprecher der Polizeiinspektion Cuxhaven. Lediglich einzelne Beobachter der Veranstaltung, die den Corona-Maßnahmen kritisch gegenüber stehen, hätten von den Beamten ermahnt werden müssen.
Kundgebung auf Kaemmererplatz
Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer zeigte sich begeistert von der Aktion. "Ihr seid großartig", bedankte sich Santjer bei der anschließenden Kundgebung auf dem Kaemmererplatz bei den Teilnehmern und den mehr als 70 Organisationen, Vereinen, Parteien, Verbänden, Firmen und Einzelpersonen, die im Vorfeld zu der Aktion aufgerufen hatten.
Erstimpfungen
Der Impfbus des mobilen Impfteams des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Wesermünde war im Auftrag des Landkreises Cuxhaven vor Ort. In der Deichstraße am Taxistand bei der "Hermine" am Schleusenpriel wurde zwischen 11 und 15 Uhr geimpft.
"Doch heute steht nicht das Impfen im Vordergrund", erklärt Florian Kaste, Koordinator der mobilen Impfteams des DRK-Wesermünde. "Heute heißt es: Flagge zeigen und informieren."
Durch das Impfangebot entschieden sich sogar mehrere Personen zu einer Erstimpfung, berichtet das Impfteam.
Katastrophenschutz
Unterstützt wurde die Aktion von der ehrenamtlichen Facheinheit für Information und Kommunikation vom Katastrophenschutz der Stadt Cuxhaven. Christopher Pietsch und Gerd Klemusch stellten die Stromversorgung des Impfbusses sicher.