
Mitten in der Corona-Welle: Großes Chaos an den Teststationen im Kreis Cuxhaven
KREIS CUXHAVEN. Die neue Corona-Verordnung sorgt noch immer für ziemliche Verwirrung und großen Aufwand an den Teststationen. Gleichwohl steigt die Corona-Inzidenz im Landkreis deutlich an, die befürchtete Sommerwelle ist offenbar angekommen.
"Es ist ein Dokumentationschaos ohne Ende", so beschreibt Jörg Spillner. Inhaber der Deichapotheke und Betreiber der benachbarten Coronateststation, die ersten Tage mit der neuen Corona-Verordnung. Seit Donnerstag vergangener Woche sind die kostenlosen Bürgertests passé, Anspruch auf kostenlosen Test oder einen bezuschussten mit drei Euro Eigenbeteiligung haben nur noch Personen, die bestimmte Kriterien erfüllen. "Das stößt auf viel Unverständnis", sagt Spillner. So hat beispielsweise Anspruch auf einen kostenlosen Test, wer einen Angehörigen im Pflegeheim besuchen möchte, dort lebt oder sich nach einer Corona-Infektion freitesten lassen möchte. Auch Angehörige von einer Infizierten Person haben einen Anspruch darauf. "Aber dafür brauchen wir die PCR-Testergebnisse als Nachweis und die hat nicht jeder, weil nicht alle Ärzte einen PCR-Test machen", beschreibt Björn Otte, Betreiber der Corona-Teststationen in der Samtgemeinde Hemmoor ein Dilemma.
Nachweise für kostenlose Corona-Tests
Wer nur drei Euro für einen Test bezahlen möchte, hat darauf beispielsweise einen Anspruch, wenn er am selben Tag eine Veranstaltung in einem geschlossenen Raum besuchen möchte. "Dafür müssen uns aber die Tickets vorgelegt werden und an die denkt nicht jeder, wenn er zur Teststation fährt", sagt Philippe Schoendorf, Betreiber des Corona-Testcontainers in der Innenstadt, der seit diesem Wochenende nicht mehr auf dem Kaemmererplatz sondern ein paar Meter weiter in der Bahnhofstraße neben der Commerzbank zu finden ist. Grund: "Die Stadt hat die Genehmigung nicht verlängert, weil der Kaemmererplatz anderweitig benötigt wird", so Schoendorf.
Viel Aufklärungsbedarf an Teststationen
Er verzeichnet, ebenso wie die Kollegen in Stadt und Landkreis, einen Rückgang der Kundenzahlen. "Ich schätze, wir haben etwa 25 bis 30 Prozent weniger Kundschaft, merken das aber tagsüber kaum, weil die Arbeitsbelastung so hoch geworden ist", sagt Otte. Seine Mitarbeiter müssten viel Zeit in die Aufklärungsarbeit der Kunden stecken. "Die Verwaltung nimmt inzwischen 60 Prozent des Prozesses in Anspruch", so Otte. Das nimmt auch Spillner aus Döse so wahr. "Wir reduzieren jetzt unsere Öffnungszeiten", zieht er die erste Konsequenz.
Für die Testbetreiber sei vor allem unklar, was von den Nachweisen später überprüft würde, sagen alle unisono. "Das ist also längst nicht so einfach, wie es sich in einer Talkshow bei Herrn Lauterbach anhört", sagt Spillner. Das sieht auch Manuel Burkert, Betreiber der "Cux-Test"-Stationen so: "Wir sind weit entfernt von einer einfachen, unbürokratischen Umsetzung." Ähnlich wie Schoendorf nimmt er eine Verunsicherung der Kunden wahr. "Die Mitarbeiter an unserer Hotline waren am Wochenende gut beschäftigt", erzählt er.
Corona-Inzidenz in Cuxhaven gestiegen
Das Chaos kommt aus Sicht der Testbetreiber ungünstig: "Die Corona-Sommerwelle nimmt uns in Cuxhaven mit", sagt Burkert angesichts zahlreicher positiver Fälle. Die Corona-Inzidenz lag im Landkreis Cuxhaven am Montag bei 974. "Damit sind wir schon im oberen Bereich im bundesweiten Vergleich", sagt Landkreis-Sprecherin Kirsten von der Lieht. Bundesweit lag die Inzidenz am Montag bei 670. "Wir haben gerade ein Plateu erreicht, vergangenen Montag lag die Inzidenz bei 864, vor zwei Wochen bei 652 und vor drei Wochen bei 516", nennt von der Lieth Zahlen. Zum Vergleich: Am 10. Juni lag die Inzidenz noch bei 357. Eine Ursache für den Anstieg vermag von der Lieth nicht zu machen. "Wir machen nicht mehr so viel Kontaktnachverfolgung, sondern erheben nur die Zahlen", so die Sprecherin. Sie weist aber noch einmal daraufhin, dass laut Absonderungsverordnung auf einen positiven Schnelltest ein PCR-Test folgen muss.
Nachweispflicht für kostenlose Coronatests
Wer seinen Anspruch auf einen kostenlosen oder Beitragsreduzierten Corona-Test (Drei Euro) geltend machen möchte, muss einen entsprechenden Nachweis vorlegen. Beispiel: Es reicht nicht, zu sagen, dass man am Abend auf den Abiball geht, man muss das Ticket vorlegen, um nicht den vollen Preis für den Corona-Test zahlen zu müssen.