Nach Flugzeugabsturz: Wie geht es weiter mit der Sietland-Apotheke in Wanna?
WANNA. Nach dem tragischen Flugunglück und Tod der Apothekerin steht das ganze Sietland ohne Arzneiverkaufsstelle da.
Der Schock sitzt noch tief nach dem tragischen Flugunglück in Nordholz, bei dem eine 54-jährige Apothekerin und ihr Mann ums Leben kamen. Die Ursachen des Absturzes werden noch immer untersucht. In die Trauer mischt sich für viele Menschen im Sietland die Frage, wie es mit der Apotheke in Wanna weitergeht.
Beide Apotheken geschlossen
Auch drei Wochen nach dem verhängnisvollen Absturz des Sportflugzeugs in Nordholz herrscht Rätselraten über die Gründe für das Unglück. Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung aus Braunschweig untersucht, ob technische oder fliegerische Fehler den Absturz verursacht haben. Mit einem Zwischenbericht zur Unfallursache sei frühestens im September zu rechnen, sagte ein Sprecher.
Es ist ein traumatisches Ereignis, nicht nur für die Angehörigen und Freunde des Cuxhavener Paars, sondern auch für die Mitarbeiterinnen der verunglückten Pharmazeutin, die zwei Apotheken betrieben hatte - die Cuxland-Apotheke in Cuxhaven und die Sietland-Apotheke in Wanna. Von einem Tag auf den anderen verloren die Angestellten ihre Arbeit; beide Apotheken sind geschlossen.
Dinge erstmal regeln
An der Eingangstür in Wanna hängt ein Schild mit der Aufschrift "Wegen Trauerfall vorübergehend geschlossen." Noch ist völlig unklar, wie lange dieses "Vorübergehend" andauern wird.
Nicole Friedhoff, Bürgermeisterin der Gemeinde Wanna, hat mit einigen Mitarbeiterinnen der Sietland-Apotheke gesprochen. "Und natürlich haben wir geprüft, ob wir in irgendeiner Art und Weise helfen können. Das war für mich der erste wichtige Schritt." Erst im zweiten Schritt gehe es darum, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für die Apotheke zu finden. "Aber ich denke, dafür ist es momentan noch zu früh. Erst einmal muss sicherlich die Familie alles Weitere regeln und ich habe vollstes Verständnis, wenn sie hierfür die Zeit benötigen, die man nun mal braucht", sagt Nicole Friedhoff.
Apotheke versorgt Dörfer
Die Sietland-Apotheke versorgt nicht nur die rund 2200 Einwohnerinnen und Einwohner Wannas mit Medikamenten, sondern auch die Nachbardörfer, Ihlienworth, Odisheim oder Steinau - das ganze Sietland steht derzeit ohne Apotheke da. "Für Medikamente muss man nunmehr nach Otterndorf, Cuxhaven oder Bad Bederkesa fahren", erläutert die Bürgermeisterin. Gerade für ältere Menschen, die nicht mehr so mobil sind - eben jene Kunden, die einen viel höheren Arzneimittelbedarf haben als jüngere Personen - sei das ein Problem.
Betroffenheit im Dorf
"Ich habe aber gute Hoffnung, dass sich ein neuer Betreiber für die Apotheke finden wird. Aber es wird sicherlich einige Zeit dauern", glaubt Nicole Friedhoff und erinnert an das Jahr 2014, als nach dem Tod der früheren Apothekerin die Sietland-Apotheke schon einmal auf Messers Schneide gestanden hatte. Erst nach intensiver Suche und vielen Gesprächen hatte sich die Inhaberin der Cuxland-Apotheke bereit erklärt, den Apothekenbetrieb in Wanna weiterzuführen.
Für die Sietland-Gemeinde war das damals ein Glücksfall. In die Dorfgemeinschaft habe sich die Apothekerin schnell integriert, erzählt Nicole Friedhoff. Und auch in der Werbegemeinschaft "Roter Punkt" wirkte sie engagiert mit. Umso geschockter waren die Mitglieder, als sie vom plötzlichen Tod der Kollegin erfuhren: "Alle sind sehr bestürzt und die Gedanken sind bei dem Sohn und den Verwandten", sagt Werner Frank, Vorsitzender der Werbegemeinschaft.
Auswirkungen auf Notplan
Auswirkungen hat das Apotheken-Aus in Wanna übrigens auch auf den Notdienstplan. Für die Pharmazeuten in Hadeln und Cuxhaven heißt es, noch häufiger des Nachts für Notfälle aufzustehen. Kunden müssen weitere Wegstrecken zurücklegen.