
Nach tödlichem Unglück im Kreidesee Hemmoor: Betreiber wehrt sich gegen "Todessee"-Vorwurf
KREIS CUXHAVEN. Nach dem tödlichen Tauchunglück im Kreidesee Hemmoor am Sonntag hat sich der Inhaber der Tauchbasis Kreidesee, Holger Schmoldt, zur möglichen Ursache geäußert und Vorwürfe zurückgewiesen.
Die eigenen Sicherheitsstandards, die Schmoldts Angaben zufolge bereits deutlich über den allgemein üblichen nationalen und internationalen Standards der Tauchdestinationen liegen, hält er für völlig ausreichend. "Unser Konzept basiert auf einer dreifachen Redundanz gegenüber dem normalen Standard. Eine weitere Anpassung bringt hier nichts mehr." Viel mehr müssten für sein Empfinden die internationalen Ausbildungsstandards weiter erhöht werden. Entsprechende Forderungen seinerseits seien bislang aber nicht gehört worden.
Fehler lag womöglich beim Taucher
In dem aktuellen Fall vom Sonntag vermutet Schmoldt, dass der verunglückte 50-Jährige das Tauchgerät vor dem Tauchgang nur unzureichend überprüft habe. "In einer Stresssituation kann dies zu fatalen Fehlern führen" so Schmoldt.
Vergleichsweise wenige Tote im Kreidesee
Dass der Kreidesee im Volksmund auch gern als "Todessee" bezeichnet wird, kann Schmoldt nicht verstehen. Dies sei völlig naiv und falsch. Seinen Angaben zufolge verunglückt etwa alle zwei Jahre ein Taucher tödlich im Kreidesee. Weltweit würde im Schnitt einer von 10 000 Tauchern jährlich sterben. Bei 35 000 Tauchern pro Jahr im Kreidesee müssten es demnach 3,5 tödliche Tauchunfälle pro Jahr sein. "Wir liegen hier somit weit unter dem Schnitt, wären aber natürlich froh, wenn es überhaupt keine Unfälle mehr geben würde" so Schmoldt.
14 Tauchunfälle seit 2017 im Kreidesee Hemmoor
Dies bestätigt die Polizeiinspektion Cuxhaven. "Zwischen 2017 und 2022 gab es insgesamt 14 aktenkundige Tauchunfälle im Kreidesee, bei denen vier Personen ums Leben gekommen sind - zwei davon in diesem Jahr", berichtet Polizeisprecher Uwe Sandrock. Die Unfallursachen in den genannten Fällen seien unterschiedlich gewesen. Ganz überwiegend habe es sich um individuelle Tauchfehler, gesundheitliche Probleme oder Probleme mit der technischen Ausrüstung gehandelt.
Körperliche Vorerkrankungen spielen eine Rolle
Auch Holger Schmoldt vermag in puncto Unfallursache für Tauchunfälle keine eindeutigen Angaben machen. Ihm sei jedoch aufgefallen, dass in jüngerer Vergangenheit häufig körperliche Vorerkrankungen eine Rolle gespielt hätten. "Hier spielt die Eigenverantwortung der Taucherinnen und Taucher eine große Rolle", sagt er.