Sie ist zum Sanierungsfall geworden: Für die Klinik in Otterndorf ist jetzt ein neuer Insolvenzverwalter bestellt worden. Archivfoto: Kramp
Sie ist zum Sanierungsfall geworden: Für die Klinik in Otterndorf ist jetzt ein neuer Insolvenzverwalter bestellt worden. Archivfoto: Kramp
Klinik im Kreis Cuxhaven

Krankenhaus Land Hadeln in Otterndorf bekommt neuen Insolvenzverwalter

von Wiebke Kramp | 20.05.2021

OTTERNDORF. Die Neuigkeiten aus dem wegen der Corona-Pandemie in wirtschaftliche Schieflage geratenen Krankenhaus Land Hadeln reißen nicht ab.

Die eigenverantwortliche Insolvenz ist beendet worden, jetzt soll ein Insolvenzverwalter die Sanierung übernehmen. In einem Telefonat mit unserem Medienhaus betont Dr. Christian Kaufmann, Fachanwalt mit Erfahrung in Sachen Kliniksanierung: "Unser Ziel ist es, dass das Krankenhaus weiter betrieben wird. Es wird nicht abgewickelt, sondern das Gegenteil ist der Fall."

Offenbar mehrere Interessenten

Das zuständige Amtsgericht Cuxhaven hat am Mittwoch eine vorläufige Insolvenzverwaltung über das Vermögen der Krankenhaus Land Hadeln Otterndorf GmbH angeordnet - und es bestellte Dr. Christian Kaufmann von der national und international tätigen Pluta-Rechtsanwalts GmbH zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Dr. Kaufmann ist sich seiner Verantwortung bewusst: "Wir wissen, welche Bedeutung das Krankenhaus für die Region hat." Er setzt auf Investoren. Mehrere ernsthafte Interessenten für das 94-Betten-Haus scheint es bereits zu geben, Namen lässt sich der Insolvenzverwalter allerdings nicht entlocken, spricht aber davon, schnellstmöglich Gespräche mit potenziellen Investoren zu führen, die aus einem breiten Spektrum kämen. Aber auch auf weitere Angebote wartet er und will ausdrücklich einen "Ideenwettstreit" zulassen. Erste und zum Teil schon tiefergehende Gespräche seien bereits geführt worden. Dr. Kaufmann versteht sich in diesem Prozess als "objektive Person für diese Übergangszeit, die die Gläubigerinteressen vertritt und sich den Mitarbeitern verpflichtet fühlt".

Belegschaft ist informiert

Die Ärzteschaft und leitende Mitarbeitende habe er am Mittwoch über den aktuellen Stand informiert, teilte Dr. Kaufmann mit. Dabei will er eine wohlwollende Grundstimmung ausgemacht haben. Für Donnerstag sei eine Mitarbeiterversammlung anberaumt.

Für die 245 Mitarbeitenden bedeute die vorläufige Insolvenzverwaltung keine Veränderung. Die Gehälter seien weiterhin gesichert. Auch für die Patienten ändere sich nicht. Ihre Versorgung sei in vollem Umfang gewährleistet und werde unverändert fortgeführt.

Neue Verwaltungsspitze ist wahrscheinlich

Sanierungsexperte Kaufmann verfügt über Einblicke in die Probleme des Hauses, er war bereits als vorläufiger Sachwalter bei der bisherigen eigenverantwortlichen Insolvenz eingesetzt. Diese hatten die Geschäftsführer Eydt und Gawinski und ihr Fachanwalt am 23. März beantragt. Gläubigerausschuss und Gericht haben sich jedoch jetzt entschieden, über eine geregelte Insolvenz eine Lösung zu finden.

Es bleibt zu bezweifeln, dass die vor einer Woche benannte neue Verwaltungsdoppelspitze bleibt, die nach dem plötzlichen Weggang von Ulrike Kömpe von den bisherigen Geschäftsführern installiert wurde. "Wahrscheinlich macht es Sinn, den Reset-Knopf zu drücken", kündigt Dr. Kaufmann eigene Personalentscheidungen im Sanierungsprozess an.

Interesse an Austausch

Die Liquiditätskrise und Hoffnung auf Rettungsanker sind nach Kenntnis unseres Medienhauses Thema einer regelmäßigen Runde aus Ministerium, Landtagsabgeordneten sowie Samtgemeindebürgermeister und Landrat sowie Klinikverantwortlichen. Leider habe er als Sachwalter bisher nicht an den Gesprächen teilgenommen, sagt Kaufmann, aber er bekundet Interesse, künftig einbezogen zu werden.

Klares Bekenntnis zu Klinik aus Hannover

Landrat Kai-Uwe Bielefeld signalisiert "selbstverständlich jederzeit Gesprächsbereitschaft". Der Landrat verhehlt zwar nicht, dass er die eigenverantwortliche Insolvenz als bessere Perspektive gesehen habe, "aber jetzt setzen wir darauf, dass der Insolvenzverwalter Fortführungsinteresse zeigt". Auch wenn der Landkreis Cuxhaven selbst keine Handhabe habe, werde man die Entwicklung weiter begleiten. Dabei sei er sehr froh, dass das Sozialministerium in Hannover ein klares Bekenntnis zur Notwendigkeit des Otterndorfer Krankenhauses gebe.

"Krankenhaus ist von elementarer Bedeutung"

Land Hadelns Samtgemeindebürgermeister Harald Zahrte betont, dass alle politisch verantwortlichen Kräfte sich weiterhin einsetzen müssen, damit der Betrieb weiter gehen könne: "Es muss eine Lösung gefunden werden, das Haus aus der Insolvenz herauszubekommen. Das Krankenhaus Land Hadeln ist von elementarer Bedeutung für die medizinische Versorgung in unserer Region. Soweit wir es können, sind wir in der kommunalpolischen Pflicht, gute Lösungen zu finden."

"Brauchen keinen Resteverwerter"

Der Otterndorfer Claus Johannßen (SPD-Fraktionsvorsitzender im Kreistag) setzt sich seit Jahren für die Klinik ein. Seine Hoffnung an den Insolvenzverwalter: "Wir brauchen keinen Resteverwerter, sondern jemand, der ernsthaftes Interesse hat, dass unser Krankenhaus weiter betrieben wird." Schließlich habe es eine breite Verankerung in der Region und die Mitarbeitenden leisteten anerkannt gute Arbeit - viele davon schon seit Jahren.

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Wiebke Kramp

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

wkramp@no-spamcuxonline.de

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