
Niedersachsen: Pandemie führt zu Abgang von Pflegekräften
KREIS CUXHAVEN. In der Pflege fehlt es an Personal, dadurch drohen Intensivbetten nicht betrieben werden zu können. Dies ist in Niedersachsen bereits der Fall.
Durch fehlendes Personal können in Niedersachsen nicht alle Intensivbetten betrieben werden. Derzeit seien es 2095 Intensivbetten, obwohl rund 2350 zur Verfügung stünden, sagte die Grünen-Landtagsabgeordnete Meta Janssen-Kucz am Mittwoch im Landtag. "Es hat bislang keine strukturellen Verbesserungen gegeben", kritisierte die Oppositionspolitikerin in einer von ihrer Fraktion beantragten Aktuellen Stunde zum Thema Pflege. Jede dritte Pflegekraft würde regelmäßig über einen Ausstieg aus dem Beruf nachdenken.
Honorierung der Pflegearbeit bleibt durch Gewöhungseffekt aus
"In der ersten Welle haben die Menschen applaudiert, in der zweiten Welle gab es einen halbherzigen Bonus, der bei weitem nicht alle Pflegekräfte erreicht hat", sagte Janssen-Kucz weiter. Mittlerweile habe in der Corona-Pandemie in der Pflege ein Gewöhnungseffekt eingesetzt, eine starke Interessensvertretung fehle in diesem Bereich. Die Arbeitsbedingungen in der Branche sind seit Ausbruch der Pandemie schwierig.
Mögliche Versorgungsnot in Krankenhäusern
Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) sagte, es habe zu keinem Zeitpunkt in der Corona-Pandemie im Bundesland die Gefahr gegeben, dass Menschen in Krankenhäusern nicht ordentlich versorgt werden könnten. Sie verwies auf die Notwendigkeit, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Ein Großteil der auf Intensivstationen behandelten Menschen mit Covid sei nicht geimpft.
Pflegekräfte stark erschöpft
Die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Susanne Schütz, sagte: "Wir müssen feststellen, dass viele Pflegekräfte so erschöpft sind, dass sie ihrem Beruf den Rücken kehren. Und das tut bestimmt keine Pflegekraft leichten Herzens."
Corona-Patienten belasten Krankenhäuser stark
Niedersachsen hat in der Pandemie Patienten aus anderen Bundesländern aufgenommen. Mit Stand vergangene Woche Freitag waren es nach Angaben des Innenministeriums insgesamt 33 Menschen aus Sachsen, Thüringen und Bayern. In mehreren deutschen Bundesländern sind Krankenhäuser wegen vieler Corona-Patienten stark belastet und können zum Teil keine Menschen auf Intensivstationen mehr aufnehmen und müssen andere Regionen um Hilfe bitten.
Patienten litten unter Stellenabbau
An Niedersachsens Krankenhäusern werden indes nach Angaben der Ärztegewerkschaft Marburger Bund viele offene Stellen aus wirtschaftlichen Gründen nicht nachbesetzt. In einer Mitteilung vom Mittwoch warnte die Gewerkschaft deshalb vor einem "Ausbluten des Gesundheitssystems". Neben den verbleibenden Beschäftigten litten auch die Patienten unter dem Stellenabbau.
"Schluss mit Sparzwängen und Kostendruck"
"Es ist absurd, dass ausgerechnet in Pandemiezeiten der Druck weiter erhöht wird", erklärte Hans Martin Wollenberg, Erster Vorsitzender des Marburger Bundes Niedersachsen. Um die Sicherheit der Patienten aufrechterhalten zu können, müsse Schluss sein mit Sparzwängen und Kostendruck. "Zuerst muss es um die Menschen gehen, zuletzt um die Bilanzen", sagte Wollenberg.