
Sexueller Kindesmissbrauch: Großer Ermittlungserfolg für Polizei Cuxhaven
CUXHAVEN. Es ist ein Erfolg, der keinen Grund zur Freude bietet: Die Polizeiinspektion Cuxhaven hat mindestens sieben Beschuldigte ermittelt, denen unter anderem Besitz und Verbreitung von kinderpornografischem Material vorgeworfen wird. Die Beamten sprechen von sieben Opfern, die Staatsanwaltschaft bestätigt das noch nicht.
Das erste Mal aufmerksam geworden auf die Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch in Cuxhaven ist die Polizei Ende September 2020, nachdem die Beamten einen Mann aus Bremerhaven festgenommen haben, der die Tochter seiner Lebensgefährtin missbraucht und Videos der Tat ins Netz gestellt hatte. Das Amtsgericht Otterndorf sah die Tat als erwiesen an und verurteilte den Mann zu einer mehrjährigen Haftstrafe.
Weitere Beschuldigte ermittelt
Wie hoch diese ist, gab das Gericht bisher nicht bekannt, weil das Urteil noch nicht rechtskräftig ist. Es wurde Berufung eingelegt. Deswegen ist jetzt das Landgericht Stade für den Fall zuständig. Wann das Berufungsverfahren startet, ist laut Landgerichtssprecherin Petra Linzer noch nicht terminiert.
So oder so hat das Ermittlungsverfahren gegen den Mann offenbar weitere Kreise gezogen. "Wir können bestätigen, dass die Ermittlungen im Ursprungsverfahren zur Identifizierung weiterer Opfer und Beschuldigter geführt haben", teilt Cuxhavens Polizeisprecherin Melanie Pöpke schriftlich mit. Im März erklärte die Polizei noch, sie habe vier weitere Opfer und zwei weitere Beschuldigte ermittelt.
Cuxhavener Polizei ermittelt selbst
Inzwischen sind beide Zahlen gestiegen: Insgesamt habe die Polizei jetzt sieben Opfer identifiziert und sieben weitere Beschuldigte ermittelt, gegen die entsprechende Strafverfahren eingeleitet wurden - unter anderem wegen des Besitzes oder der Verbreitung kinderpornografischen Materials, so Pöpke. Teilweise lägen die Taten schon Jahre zurück.
Ihr Kollege Uwe Sandrock ergänzt, die Beschuldigten kämen aus Cuxhaven und dem Großraum Niedersachsen. "Die Polizei Cuxhaven führt die Ermittlungen mit Ausnahme eines Falles bislang selbst", so Sandrock.
Keine Angaben zum Täter
Da die polizeilichen Ermittlungen noch nicht abgeschlossen seien, sei noch unklar, inwieweit sich daneben eine Zuständigkeit anderer Dienststellen ergebe. Wo genau Opfer und Beschuldigte herkommen und wie alt die Opfer sind, beantwortet die Polizei nicht und verweist auf die zuständige Staatsanwaltschaft in Stade.
Staatsanwaltschaft bestätigt Ermittlungen
Deren Sprecher Oberstaatsanwalt Kai Thomas Breas gibt sich zugeknöpft. "Im Hinblick auf die äußerst sensible Thematik haben wir entschieden - insbesondere aus den Gründen des Opferschutzes - derzeit keine Auskünfte zu weiteren Ermittlungen im Zusammenhang mit dem beim Amtsgericht Otterndorf Verurteilten zu erteilen", teilt er schriftlich mit.
Bestätigen könne er lediglich weitere Ermittlungen im Umfeld des Beschuldigten. "Ausdrücklich nicht bestätigen kann ich die von Ihnen angenommenen sieben weiteren Opfer", so Breas.
Opferschutz höchste Priorität
Sandrock erklärt die Zurückhaltung der Polizei in der Öffentlichkeit ebenfalls mit dem Opferschutz. "Detailliertere Auskünfte zum Tatgeschehen, den Hintergründen oder Angaben der Opfer können dazu führen, dass Rückschlüsse auf die Identität der Opfer möglich sind."
Das würde das Leid der Betroffenen neben dem eigenen Erleben zusätzlich erhöhen und die Beteiligten gegebenenfalls in ihren Persönlichkeitsrechten verletzen. Zudem könne eine zu frühe Veröffentlichung die Ermittlungen gefährden.
Weiterer Fall im Visier
Neben den Beschuldigten im Zusammenhang mit dem bereits in Otterndorf verurteilten Mann, ermittele die Polizei Cuxhaven in einem weiteren Fall, teilt Polizeisprecherin Pöpke auf Nachfrage mit. Der zentrale Kriminaldienst ermittele wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Kindern in einem Fall mit räumlichem Bezug zu Cuxhaven. Auch hier nennt Pöpke keine Details. Nur so viel: "Ein Zusammenhang mit den Ermittlungen in vorstehender Sache ergeben sich nicht."
Insgesamt über 50 Taten in Cuxhaven
Im Jahr 2020 habe die Polizei Cuxhaven insgesamt 28 Straftaten wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern und 24 Taten wegen der Verbreitung, des Erwerbs, des Besitzes oder der Herstellung pornografischer Schriften bearbeitet, von denen die Polizei auf unterschiedliche Weise Kenntnis erhalten habe - etwa durch eigene Ermittlungen, Hinweise anderer Dienststellen oder von Betroffenen selbst.