Teures Parken am Cuxhavener Strand: Patienten und Personal zahlen drauf
CUXHAVEN-DÖSE. Strandnah liegt der Betrieb von Martin Gojny in der Kurparkallee in Döse zwar. Aber seine Patientinnen und Patienten haben mit Freizeitspaß erstmal nichts am Hut.
Am Tag danach ist Martin Gojny immer noch bedient. Erst aus der Zeitung hat er erfahren, was vor den Toren seines Betriebs in der Kurparkallee passieren soll - doppelte Parkgebühren, dazu eine ganzjährige Gebührenpflicht. "Es ist unbegreiflich, dass niemand vorab mit den Anliegern und Betrieben gesprochen hat", sagt der Altenwalder und denkt dabei auch an alle weiteren Gewerbetreibenden in den betroffenen Zonen, an seine Patientinnen und Patienten - und an sein Mitarbeiterteam.
Doppelt so teuer und in fünf zusätzlichen Monaten
"Ich beschäftigte 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - was meinen Sie, wie die heute Morgen aus der Wäsche geschaut haben." Zum Hintergrund: Der Rat der Stadt hat am vergangenen Donnerstag eine neue Parkgebührenordnung beschlossen, die für strandnahe Parkplätze und Straßen in Döse, Duhnen und Sahlenburg für April bis Oktober eine Verdoppelung der bisherigen Parkgebühren vorsieht und erstmals auch eine Gebührenpflicht von November bis März (wenn auch mit geringeren Beträgen als in der Hauptsaison).
Künftig jeden Monat zahlen
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die in den betroffenen Gebieten arbeiten, können zwar wie bislang zum Pauschalpreis von 20 Euro im Monat eine Dauerparkkarte erwerben - jedoch müssen sie das künftig auch in den fünf Monaten tun, in denen das Parken bislang kostenlos war.
Um Freizeit geht´s hier nicht
Strandnah ist auch der Betrieb von Martin Gojny in der Kurparkresidenz an der Ecke Nordfeldstraße/Kurparkallee. Aber den Patientinnen und Patienten dort ist nicht nach Freizeitspaß: Sie wollen in Gojnys Reha-Zentrum, dem unter anderem eine Krankengymnastikpraxis und mehrere Einrichtungen für ambulante Rehabilitation und Reha-Nachsorge angegliedert sind, nach Operationen oder Unfällen wieder gesund werden, andere nutzen Präventionsangebote und das gesundheitsorientierte Fitnesstraining.
"Unsere Patienten haben mit dem Tourismus überhaupt nichts zu tun", gibt Martin Gojny zu bedenken. Für einige der Angebote, die er auch in Kooperation mit Berufsgenossenschaften und Rentenversicherungen sicherstellt, ist er weithin - bis an die Grenzen Stades und Bremerhavens - der einzige Anbieter.
Teure Reha-Zeit
Ein Transport per Taxi werde den meisten Betroffenen dabei nicht gewährt, gibt er zu bedenken. Doch eine Tages-Parkgebühr von acht Euro sei diesen bei einer vierwöchigen Reha mit täglicher Anreise schlichtweg nicht zuzumuten: "Das bekommen sie nirgendwo erstattet."
Beschäftigte aus dem ganzen Kreis
Gojny denkt aber auch an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Mit Beschäftigten aus Cuxhaven könne er seinen Personalbedarf schon lange nicht mehr decken, erklärt er. Eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln sei für Angestellte zum Beispiel aus Beverstedt, Bremerhaven oder Dorum illusorisch, vor allem, wenn dann auch noch Kinder pünktlich abgeholt werden müssten. Er habe zwar Beschäftigte, die es angesichts der galoppierenden Teuerung demnächst mit dem 9-Euro-Ticket versuchen wollten, so Gojny, aber das sei nur für wenige praktikabel.
Viele Hausbesuche
Außerdem sei das Auto unerlässlich für die Hausbesuche, die sich über die ganze Stadt erstreckten: "Und wir versorgen fast ausschließlich einheimische Patienten."
Natürlich kann er alle geforderten Betriebsparkplätze nachweisen und noch einige darüber hinaus. Außerdem stellt er seinen Beschäftigten mehrere Dauer-Parkkarten zur Verfügung, aber: "Nun soll ich dafür auch in den fünf Monaten bezahlen, die bisher kostenfrei waren."
Im Winter meist leer
Und das, obwohl - das weiß er aus eigener Erfahrung - in den Monaten November bis März in Döse nun wirklich kein Mangel an Parkraum bestehe und an einen Park & Ride-Service, der die Pkw am Kreishaus aufhalte, überhaupt nicht zu denken sei, sowieso nicht an Werktagen.
Gerechtigkeit im Blick haben
Gojny hätte sich ebenfalls gewünscht, dass bei der Entscheidung auch ein Blick auf die Wettbewerbsgerechtigkeit der Betriebe im ganzen Stadtgebiet geworfen worden wäre: Parkgebühren seien in der heutigen Zeit durchaus ein Entscheidungskriterium bei der Wahl der Physiotherapiepraxis: "Im Ahoi-Bad (wo ebenfalls therapeutische Leistungen und Sport angeboten werden, d. Red.) müssen die Kundinnen und Kunden im Parkhaus nichts bezahlen", stellt er fest.
Er hofft, dass nun doch noch ein Dialog in Gang kommt, in dem die Bedenken der Betriebe aufgegriffen und Lösungsmöglichkeiten erörtert werden.
UVC: Sinn der Gebühren zweifelhaft
Noch habe kein Mitgliedsbetrieb eine Beschwerde an den Unternehmensverband Cuxhaven (UVC) herangetragen, vermeldet Geschäftsführer Thorsten Scheer auf Anfrage.
Aus Sicht des Verbands hat der Jurist seine Schwierigkeiten mit der Erhebung der Gebühren insbesondere außerhalb der Saison und erklärt auch, warum: "Parkgebühren sind eigentlich ein Steuerungsinstrument. Sie sollen möglichst vielen Menschen ein Parken ermöglichen", erklärt er mit Blick auf die Innenstädte, wo befristete Parkzeiten dazu führen sollen, dass Fahrzeuge regelmäßig bewegt werden.
Wenn überhaupt keine Parkraumknappheit bestehe, handle es sich eher um einen Selbstzweck: Kein Steuerungs-, sondern ein Einnahme-Instrumentarium. Er betrachte diese Entscheidung daher eher kritisch.
Übrigens auch mit Blick auf den Tourismus: "Wer in
diesen Monaten Cuxhaven besucht und uns Geld bringt, sollte eher mit einem Blumenstrauß begrüßt werden."