
Trotz der Erlaubnis: Warum nicht alle Clubs im Kreis Cuxhaven öffnen
KREIS CUXHAVEN. Eigentlich dürfen Clubs und Diskotheken wieder öffnen. Doch nicht alle Betriebe im Kreis Cuxhaven ziehen mit. Vor allem eine Regel ist ihnen ein Dorn im Auge.
Das Cuxland tanzt wieder. Niedersachsens Clubs und Diskotheken dürfen öffnen - nach mehreren Monaten Zwangspause aufgrund der hohen Corona-Infektionszahlen. Doch einige Betriebe lassen ihre Türen immer noch zu. Denn die Regeln sind trotz der jüngsten Lockerungen weiterhin streng.
Mit den aktuellen Corona-Vorschriften sind einige Betreiber von Tanzlokalen noch nicht glücklich. Seit vergangenem Freitag dürfen Clubs und Diskotheken theoretisch wieder öffnen. Bedingung: Es gilt die 2G-Plus-Regel.
Wer nicht gegen das Coronavirus geimpft oder von einer Infektion genesen ist, darf nicht rein. Wer noch keine dritte Impfung hat, benötigt zusätzlich einen negativen Test. Wessen zweite Impfung maximal 90 Tage her ist, braucht ebenfalls keinen Test. Das betrifft auch Menschen, deren Infektion maximal 90 Tage zurückliegt. Im Gegensatz zu anderen Bereichen gelten diese Corona-Vorgaben auch für Jugendliche unter 18 Jahren.
Maskenpflicht beim Tanzen
Damit nicht genug. Eine weitere Regel stößt den Club-Betreibern sauer auf: die FFP2-Maskenpflicht, die auch für die Tanzfläche gilt. Nur im Sitzen darf die Mund-Nasen-Bedeckung abgenommen werden.
Aufgrund der Maskenpflicht bleibt "Janssens Tanzpalast", die größte Diskothek der Region, geschlossen. "Wir hoffen und wünschen uns, dass die Maskenpflicht in Clubs zum 20. März abgeschafft wird", erklärt Jannik Heinsohn, Pressesprecher des Lüdingworther Lokals. "Dann würden wir auf jeden Fall wieder mit dabei sein und für unsere Gäste öffnen."
Die aktuellen Regeln gelten bis 19. März. Wie es danach weitergeht, ist noch unklar. Ähnlich wie das "JTP" verfährt der Musikladen Heinbockel, den einige junge Menschen aus dem Cuxland gerne ansteuern. Der Musikladen werde seine Türen erst wieder öffnen, wenn die Maskenpflicht fällt, teilt die Angestellte Erna Suhr mit.
Nur schwer zu kontrollieren
"Mit Maske am Stehtisch stehen, dort sein Getränk zu sich nehmen, auf die Tanzfläche gehen und dann die Maske tragen, halte ich für sehr schwierig", zweifelt auch Dirk Wöhler, Präsident des Berufsverbands Discjockey gegenüber der Deutschen Presse-Agentur an der Umsetzung. Gerade wenn Alkohol ins Spiel komme, seien Menschen weniger gehemmt. Und für die Betreiber sei dies sehr schwer zu kontrollieren.
Das erste Tanz-Wochenende hat Timo Domeyer, Geschäftsführer des "Paulaner Kellers" schon miterlebt. Er hatte die Türen seines Lokals in der Ortsmitte Duhnens auch in den vergangenen Monaten mit der 2G-Plus-Regel geöffnet - und die Tanzfläche abgesperrt. In der Tat müssten die Gäste hin und wieder an die Maskenpflicht erinnert werden, berichtet Domeyer aus der Praxis. Doch nach kurzem Hinweis würden sich die Gäste auch daran halten.
Betreiber für die Maskenpflicht
Domeyer plädiert dafür, die Maskenpflicht aufrechtzuerhalten. "Wir dürfen das Virus jetzt nicht auf die leichte Schulter nehmen", betont er mit Blick auf die weiterhin hohen Infektionszahlen. Beim Feiern bestehe enger Kontakt zwischen vielen Personen. "Wir müssen die Infektionen ja nicht unnötig fördern."
Silke Schoon Abal-Nunez, Betreiberin der Cuxhavener Diskothek "Flair", befürchtet, dass auf Dauer immer mehr Feierwütige den Weg nach außerhalb suchen. Denn in den Nachbar-Bundesländern Hamburg und Bremen gilt keine Maskenpflicht beim Tanzen. Schoon Abal-Nunez hofft, dass ab 20. März nur noch 2G gilt und die Maskenpflicht fällt, sei allerdings skeptisch, dass es auch wirklich zu einer Änderung der Regel kommt.
Tanzen ist Party-Volk wichtig
Von dem ersten Wochenende, an dem es wieder erlaubt war, das Tanzbein zu schwingen, ist Schoon Abal-Nunez aber positiv überrascht. Sie habe nicht damit gerechnet, dass unter den Feiernden "Tanzen so wichtig ist. Es wurde völlig gut angenommen", erklärt die "Flair"-Betreiberin begeistert. "Alles ist super gelaufen." Die Gäste seien mit den Corona-Regeln einverstanden gewesen und hätten sich daran gehalten. Auch die Maskenpflicht sei ihnen überwiegend egal gewesen.
Ein Problem hatte die "Flair"-Betreiberin in der 2G-Plus-Regel gesehen - unbegründet, wie sich jetzt herausgestellt habe. Nur die wenigsten Gäste hätten einen negativen Corona-Test gebraucht. Stattdessen hätten die meisten Besucher den notwendigen Nachweis über eine Impfung oder eine überstandene Infektion vorgelegt. "Viele sind eben doch schon geboostert oder durch eine Genesung abgesichert", registrierte Schoon Abal-Nunez, die ihr Lokal ebenfalls in den vergangenen Monaten geöffnet hatte, indem sie Stühle und Tische auf die Tanzfläche gestellt hatte.
"Leute wollen abschalten"
Jetzt stellte sie das Motto "Hauptsache tanzen, Hauptsache feiern" bei ihrem Publikum fest. Daran änderte auch der Ukraine-Krieg nichts. Sie sei zuvor skeptisch gewesen, ob die Gäste in der jetzigen Zeit ausgelassen feiern könnten. Unter einigen Club-Besuchern sei das Ukraine-Thema kurz angesprochen worden. "Aber die Leute wollen abschalten", stellte sie fest.
Diese Einstellung nahm auch Timo Domeyer im "Paulaner Keller" wahr. Die Betroffenheit sei einigen Gästen anzumerken gewesen. "'Wir tanzen und woanders müssen Leute sterben'", habe er von einem Gast gehört - aber auch den Tenor: "'Irgendwie müssen wir ja weitermachen.'"
Die Party-Regeln
Diskotheken, Clubs und Shisha-Bars können wieder öffnen. Es gilt im Innen- wie Außenbereich die 2G-Plus-Regel. Zutritt haben also nur Geimpfte und Genesene.
Besucher, die nicht geboostert sind, und deren Impfung oder Genesung mehr als 90 Tage zurückliegt, brauchen zusätzlich einen negativen Corona-Test. Zudem müssen die Gäste drinnen und draußen überall FFP2-Masken tragen - außer an ihrem Sitzplatz.