
Warum die Sorge vor einem Corona-Chaos in Kitas im Kreis Cuxhaven wächst
KREIS CUXHAVEN. In den Kindertagesstätten im Kreis Cuxhaven wird nun verstärkt auf Corona getestet. Dadurch könnte die Zahl der nachweislichen Infektionen schon bald deutlich steigen - mit spürbaren Auswirkungen.
Die vom Land bereitgestellten Corona-Selbsttests für Kita-Kinder sind eine Maßnahme, um Kinderbetreuung für möglichst viele zu ermöglichen, aber auch den hochansteckenden Corona-Virus-Varianten möglichst schnell auf die Spur zu kommen - so kann eine weitere Ausbreitung unterbunden werden. Eltern sind jetzt aufgefordert, die Testungen bei ihren drei- bis sechsjährigen Kindern zu Hause vor dem Kita-Besuch vorzunehmen.
Keine Selbsttests für Krippenkinder
Die Landesregierung will den Kommunen insgesamt drei Antigen-Schnelltests zur Anwendung durch Laien pro Kind im Kindergartenalter und Woche bis Ende des Jahres zur Verfügung stellen. Sie sollen von dort an die Kitas weitergegeben werden, heißt es seitens des niedersächsischen Kultusministeriums. Für Krippenkinder gilt das Angebot nicht. Das Kultusministerium empfiehlt daher, dass sich die Eltern von betreuten Kindern unter drei Jahren impfen lassen oder im Rahmen von Selbsttests regelmäßig testen sollten, um Infektionsketten im familiären Umfeld rechtzeitig zu erkennen.
"Sehr viele positive Tests"
In den 26 Kitas des DRK-Kreisverbandes Cuxhaven-Land Hadeln kommen die Lolli-Tests bereits zum Einsatz: "Leider haben wir schon sehr viele positive Lolli-Test, das ging am schon am Freitag los", sagt Joachim Büchsenschütz, Abteilungsleiter Kindertagesstätten beim DRK-Kreisverband. Allein am Montag dieser Woche hätten die Eltern fünf Fälle gemeldet, bei denen der Corona-Test positiv ausgefallen sei. Ein Cluster sei aber nicht erkennbar, es handele sich um vier Einrichtungen von der Börde Lamstedt bis Cuxhaven. Joachim Büchsenschütz zeigt sich ob des Ergebnis besorgt, mahnt aber noch zur Besonnenheit: "Diese Tests gelten ja als sehr empfindlich zum Beispiel gegen Säure - daher heißt es jetzt, die PCR-Testungen abzuwarten ob sich das so bestätigt."
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Hohe Impfquote beim Kita-Personal
Die Eltern nähmen das Test-Angebot überwiegend wahr, sagt der Kita-Fachgebietsleiter, "nur vereinzelt sagen Eltern, dass sie es nicht mitmachen". Die Impfquote bei den Mitarbeitenden in den DRK-Kitas bezeichnet Büchsenschütz als "sehr gut". Er persönlich fände es richtig, wenn alle Kinder - auch Krippenkinder regelmäßig getestet werden. Ganz ähnlich sieht Stefan Bruhns, Fachbereichsleiter Kindertagesstätten beim DRK-Kreisverband Wesermünde, die derzeitige Situation. "Warum sollten so junge Kinder eine andere Viruslast in sich tragen als Grundschulkinder, die auch regelmäßig getestet werden müssen?", fragt Bruhns. "Ich würde mir daher wünschen, dass nur Kinder mit einem negativen Corona-Test in die Einrichtungen kommen dürfen." So könne für alle Beteiligte eine möglichst hohe Sicherheit gewährleistet werden. "Die inzwischen von der Landesregierung bereitgestellten Selbsttests sind aber freiwillig, die Einrichtungen sind nicht einmal dazu verpflichtet, sich nach den Testergebnissen zu erkundigen."
Hohe Quarantäne-Zahlen drohen
Er gehe stark davon aus, dass die Schnelltests in den Kitas dazu führen werden, dass die Zahl der Neuinfektionen innerhalb kurzer Zeit merklich ansteige. Was dies für die Kitas zur Folge haben kann, hat Bruhns bereits erleben müssen: Eines der Kinder der Nordholzer DRK-Kita "Küstenkind" hatte sich nachweislich mit Covid-19 infiziert, woraufhin nahezu alle Kinder der Kita in Quarantäne geschickt wurden. Dies sei dem in vielen Kitas vorherrschenden, offenen Betreuungskonzept geschuldet, gemäß dessen Kinder aller Gruppen untereinander in Kontakt miteinander treten dürfen. "Das Infektionsschutzgesetz gibt vor, dass bei einem Coronafall in der Kita mit offenem Konzept die ganze Kita in Quarantäne geschickt werden muss", berichtet Landkreis-Sprecherin Kirsten von der Lieth. "Das haben wir in Nordholz auch schon gemacht, dort waren zufällig zehn Kinder im Urlaub, für die war die Kita dann trotzdem noch geöffnet." Auch in mindestens zwei weiteren Kitas in Cuxhaven wurden in den vergangenen Tagen einzelne-Corona-Fälle nachgewiesen, woraufhin fast 150 Kinder in Quarantäne geschickt wurden.
Politik hält an Szenario A fest
Aber weshalb halten die Kindertagesstätten trotz der zuletzt stark steigenden Infektionszahlen am offenen Betreuungskonzept fest? "Das Szenario B, also eine Kohortenbildung, ist politisch aktuell nicht gewollt", sagt von der Lieth. "Die Träger könnten aber selbst entscheiden, ihr Hygienekonzept anzupassen und wieder kleinere Gruppen zu bilden."
Eltern in Sorge
Das sei in der Praxis jedoch alles andere als einfach umsetzbar, betont Bruhns. "Wenn wir kleinere Gruppen bilden, müssten wir beispielsweise unser Angebot der Früh- oder Spätbetreuung einschränken und würden zusätzliches Personal benötigen." Er könne daher nachvollziehen, dass viele Eltern von Kita-Kindern Sorge hätten, dass es zu weiteren Einschränkungen im Falle positiver Corona-Tests komme. Diese kämen in den DRK-Kitas insgesamt gut an, die meisten Eltern würden das Angebot begrüßen.
Viele Eltern begrüßen Testangebot
Das gilt auch für die DRK-Kita Otterndorf, dort unterstützt die Mehrheit der Eltern das Testangebot: "Die Rückmeldungen sind so, dass die allermeisten Eltern sagen, klar helfen wir da mit."
Noch keinen Erfahrungswerte sammeln konnten einige Kitas in Land Hadeln, weil die Test erst jetzt ausgeliefert werden. Erst am Montag trafen die Lolli-Tests über die Samtgemeinde Land Hadeln zum Beispiel in der neuen Awo-Kita "In den Gärten" ein und sollen in dieser Woche an die Eltern verteilt werden. "Das ist ja freiwillig, ich bin gespannt, wie es angenommen wird", so Kita-Leiterin Kimja-Sophie van den Berg.
Waldkindergarten wartet auf Tests
Im Waldkindergarten Wingst hat man die Tests noch gar nicht vorliegen. "Sie liegen aber bei der Samtgemeinde", weiß Leiterin Rita Crohn, die aber aufgrund der besonderen Situation nicht so den Bedarf der Tests sieht, wie in anderen Einrichtungen: "Woanders sind 25 Kinder in einem Raum, bei uns sind 15 Kinder an der frischen Luft." Wenn Kinder Krankheitssymptome zeigten, werde ohnehin darum gebeten, dass sie Zuhause bleiben, ebenso wenn es im Umfeld der Familie Coronaverdachtsfälle gebe. Dann werde auch um Testungen gebeten.