
Zeitverzögerte Corona-Tests in Cuxhaven? Erste Ergebnisse liegen vor
KREIS CUXHAVEN. Sorgt die Omikron-Variante dafür, dass Testapplikatoren von Antigentests erst zeitverzögert reagieren? Nach einer Probephase liegen erste Ergebnisse vor. Aber es hagelt auch Kritik am Landkreis Cuxhaven.
Der Verdacht des zeitverzögerten Anzeigens wurde in der vorigen Woche von der Corona-Teststation Kruse/Burkert geäußert, nachdem das Phänomen bei ihnen bemerkt wurde. Bei den betreffenden Probanden waren sämtliche anschließend vorgenommenen PCR-ähnlichen Nachtestungen positiv gewesen. Nach einer Probephase liegen jetzt Zahlen vor. Aber auch Kritik ist laut geworden.
Zwischen 40 und 60 Prozent liege der Anteil der Antigentests, die sich erst nach einer verlängerten Reaktionszeit positiv gezeigt hätten und mit einer anschließenden PCR-ähnlichen Testung bestätigt worden seien, erklärt der Arzt Manuel Burkert auf Nachfrage unseres Medienhauses. Allerdings räumte er ein, dass es sich dabei um eine sehr kleine Menge handele. "Wir sprechen hier von einer Größenordnung von sieben bis elf positiven Tests am Tag."
Manuel Burkert bedauert, dass nicht alle Teststationen im Cuxland das Ansinnen des Kreis-Gesundheitsamtes mitgetragen hätten. Daher lägen jetzt keine repräsentativen Zahlen vor.
Eine Bitte, keine Anordnung
Die eigene Auswertung zwischen dem 3. und 7. Januar habe allerdings ergeben, dass es im blauen Container nahe der "Alten Liebe" zu 21 positiven Test gekommen sei, das seien 6,3 Prozent aller Tests, damit liege man im Bundesdurchschnitt. "Wir bleiben dabei und blicken noch einmal verzögert auf die Ergebnisse - wohl wissend, dass unser Vorgehen nicht den Herstellerangaben entspricht", kündigt der Mediziner Burkert an, dieses bewährte Procedere unverändert zu lassen. Sämtliche Positivtests würden anschließend mit einem PCR-Äquivalent als Bestätigung weiterhin nachgetestet.
Es gibt noch keine neuen Erkenntnisse oder Herangehensweisen zu diesem Thema, sagt Stephanie Bachmann, Sprecherin beim Landkreis Cuxhaven. Die Empfehlung gelte auch weiterhin, zunächst nach der jeweils angegebenen Zeit auf dem Applikator nachzuschauen, aber anschließend noch mal einige Zeit abzuwarten, um dies zu überprüfen, erläutert Bachmann und ergänzt: "Sicher ist schließlich sicher." Das könne nicht schaden. Es sei allerdings eine Bitte des Gesundheitsamtes und keine Anordnung. "Wir haben nicht angewiesen, entgegen der Packungsbeilage zu handeln", betont die Sprecherin ausdrücklich.
Empfehlung "fahrlässig"
Kritik am Gesundheitsamt des Landkreises Cuxhaven übt hingegen Florian Riesling, Geschäftsführer der Stader Handelsfirma HR Trade GmbH, die neben Hygieneschutzartikeln auch Corona-Testkits vertreibt. Riesling hält die Empfehlung des Landkreises, die Tests erst nach etwa 20 Minuten auszuwerten, für fahrlässig. "Das geht nicht. Es handelt sich hier um die exakten Herstellerangaben für ein Medizinprodukt. Und da gelten 15 Minuten und nicht 20. Die Zeit ist genau einzuhalten, weil sonst Verunreinigungen und andere äußere Einflüsse dafür sorgen könnten, dass das Testergebnis verfälscht wird." Verstöße gegen die Herstellerangaben seien nicht akzeptabel und sorgten am Ende nur für Verunsicherung.
Ebenso wie in der Teststation von Kruse/Burkert hätten aber auch weitere Teststationen Rückspiegelung gegeben, dass ihnen die zeitliche Verzögerung aufgefallen sei, sagt Stephanie Bachmann. Zahlen konnte sie jedoch noch nicht in diesem Zusammenhang nennen. Solcher Art Erkenntnisse würden, so Bachmann, aber in die Bewertung von Antigentests fließen.
Ständige Evaluation
Das zuständige Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erstellt eine Liste mit Mindestkriterien von Antigen-Tests zum direkten Erregernachweis des Coronavirus, die ständig evaluiert werde. Die gegenwärtige Überarbeitung zeige offensichtlich, dass auch anderswo Abweichungen bemerkt wurden.
Manuel Burkert verweist in diesem Zusammenhang aktuell auf den Bundesgesundheitsminister. Karl Lauterbach hat eine Positivliste für Corona-Schnelltests angekündigt, die die neue Omikron-Variante gut erkennen. Zweck ist eine bessere Orientierung bei der Test-Auswahl.
Von Wiebke Kramp und Ulrich Rohde