Ungeklärte Fragen und Mängel führen in einigen Wohnblöcken der Alpha Real Estate - hier im Matthias-Claudius-Weg - zu Unmut. Foto: Reese-Winne
Ungeklärte Fragen und Mängel führen in einigen Wohnblöcken der Alpha Real Estate - hier im Matthias-Claudius-Weg - zu Unmut. Foto: Reese-Winne
Lage im Stadtteil Süderwisch

Nach Beschwerden über Wohnungen in Cuxhaven: Alpha Real Estate-Chef äußert sich

von Maren Reese-Winne | 09.08.2023

Immer mehr Beschwerden aus den Wohnungen der Alpha Real Estate Group im Cuxhavener Stadtteil Süderwisch werden laut. Von katastrophalen Zuständen ist die Rede. Auf die Vorwürfe reagiert jetzt der Geschäftsführer Peter Buhrmann.

Peter Buhrmann, CEO (Geschäftsführer) der Alpha Real Estate Group, hat auf Beschwerden aus Cuxhaven reagiert. Auch ihm gefalle vieles an der Lage nicht, hinter der aber keineswegs Taktik stecke: Die Mietverhältnisse seien sicher, betonte er.

Den Fall Cuxhaven hätte sich Peter Buhrmann, CEO der Alpha Real Estate Group, auch anders vorgestellt. Die schlechte Bausubstanz vieler der 281 Wohneinheiten im Stadtteil Süderwisch macht inzwischen auch der Zentrale in Mannheim zu schaffen, wo die Beschwerden nicht unbemerkt bleiben.

Auch in den vergangenen Tagen schilderten Anrufer wieder unserer Redaktion ihre vergeblichen Bemühungen, mit der Alpha Property Management (Immobilienverwalterin) in Kontakt zu kommen. Zu den an der Hotline versprochenen Rückrufen komme es nie, Anfragen per E-Mail würden mit dem Hinweis auf Datenschutz abgelehnt und auch ein per Einschreiben versandtes Schreiben sei unbeantwortet geblieben, berichtete eine Altenbrucherin.

Warten auf Rückzahlung der Mietkaution

Bei ihr geht es vorrangig um die Rückzahlung der Mietkaution für die Wohnung ihres verstorbenen Vaters im Matthias-Claudius-Weg; einen vierstelligen Betrag, den sie nicht einfach abschreiben will. "Wenn Sie an den Falschen geraten, wird auch mal einfach aufgelegt", ärgert sie sich und fragt ironisch, ob sie vielleicht erwägen sollte, selbst nach Mannheim zu fahren, um ihr Anliegen vorzubringen.

Dort jedoch verfolgt CEO (Geschäftsführer) Peter Buhrmann sehr genau, was in Cuxhaven passiert und ihn keineswegs freut. Am Telefon fand er am Mittwoch offene Worte für die Ursachen der unbestritten langen Wartezeiten und die schleppende Kommunikation. Auch ihm dauerten die Reparaturen viel zu lang, gerade in der Wohnung einer 93-jährigen Frau, den wir in der vergangenen Woche beschrieben hatten: Natürlich wünsche er keinem Mieter solche Bedingungen. "Die Reparatur ist längst beauftragt, aber man wartet nicht nur auf uns", erklärt er.

Mit knapper Personaldecke nicht zu bewältigen

Nicht nur der Mangel an Baumaterial, fehlende Handwerker und teure Preise träfen das Unternehmen mit voller Breitseite, sondern auch der eigene Personalmangel: Der Arbeitsmarkt gebe einfach keine Leute mehr her, auch nicht für das Callcenter, in dem zudem eine dauernde Fluktuation herrsche. Mit wenigen Leuten sei dort das Anrufaufkommen - rund 3800 Anrufe im Monat bei über 4000 Wohneinheiten bundesweit - nicht mehr zu bewältigen: "Ja, die Erreichbarkeit ist fürchterlich", gibt er zu und berichtet auch von überlaufenden E-Mail-Postfächern.

"Mehr ist nicht drin, wir tun unser Bestes"

In Cuxhaven sei das Unternehmen gleichwohl dabei, alle offenen Punkte abzuarbeiten, so schnell es eben gehe - "mehr ist nicht drin, wir tun unser Bestes", sagt er und bittet um Verständnis. Im Außenbereich (zu sehen sind ordentliche Rasenflächen, d. Red.) sei die Veränderung hoffentlich schon zu erkennen.

Das Hochhaus im John-Brinckman-Weg 5 ist das wohl auffälligste der Alpha Real Estate-Immobilien im Stadtteil. Foto: Reese-Winne

"Wir sitzen hier in einem Boot", spricht er die Mieter an, "keiner will hier etwas Schlechtes." Vor allem wolle er endlich die Bedenken vom Tisch haben, dass die Alpha Real Estate hier gezielt Wohnungen leerräumen wolle: "Wir wollen unsere Mieter halten und sind froh um alle, die ihre Miete hier zahlen", versicherte er am Mittwoch: "Sie brauchen sich keine Gedanken zu machen", versicherte er.

Der Zustand der erworbenen Wohnungen habe sich im übrigen als unliebsame Überraschung auch für ihn herausgestellt. Die ausgedehnte Schimmelproblematik und viele andere Schäden - geschuldet der jahrzehntelangen Versäumnisse in der Bauunterhaltung - hätten inzwischen eine gutachterliche Beurteilung nach sich gezogen und stellten die Alpha Property Management vor eine gewaltige Aufgabe. Die anfängliche Freude über ausbaufähige Wohnungen in attraktiver Lage ist inzwischen deutlich gedämpft.

Bauunterhaltung wohl lange ein Fremdwort

Natürlich sind die ausgedehnten Schäden nicht in wenigen Monaten Alpha Real Estate-Ära entstanden. Wahrscheinlich gehen der Schimmelbefall, schlechte Isolierung und unzureichende Leitungen schon auf die Einfach-Standards der Bauzeit (um 1969) zurück. Langzeitmieter scheinen sich schon längst mit herausfliegenden Sicherungen, Kältebrücken, dünnen und feuchten Wänden abgefunden zu haben. Schäden seien schon zu Zeiten der Vorbesitzer immer nur geflickt worden, berichten viele.

Der mangelnde Abfluss des Abwassers, ein typisches Problem, scheint diverse Keller zu betreffen. Unlängst kamen die Fäkalien in einem Block im Matthias-Claudius-Weg hoch. Angesichts einer ausbleibenden Reaktion der Hausverwaltung sollen einige Bewohner am Ende selbst die Sauerei beseitigt haben.

Zu schaffen mache die Funkstille vor allem den Älteren, vor allem, wenn es um Abrechnungssachen oder gar Mahnungen gehe, geben Bewohner zu bedenken.

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Maren Reese-Winne

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

mreese-winne@no-spamcuxonline.de

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