
Cuxhaven: Ratsherr zaubert möglichen Rückkauf der Gorch-Fock-Schule aus dem Ärmel
Mit diesem Vorschlag rief FDP-Ratsherr Günter Wichert in der Ratssitzung Vertreter aus fast allen Fraktionen auf den Plan: Der Rat solle seine vor zehn Jahren getroffene "Fehlentscheidung" korrigieren und ein altes Schulgebäude zurückkaufen.
Je einhelliger die Ratssitzung begonnen hatten, desto kräftiger flogen mit fortschreitender Zeit die Fetzen. Als es um den Raumbedarf der Cuxhavener Grundschulen ging, die allesamt ganztagstauglich gemacht werden müssen, sorgte FDP-Ratsherr Günter Wichert für Trubel, als er einen Antrag zum Rückkauf des alten Gebäudes der Gorch-Fock-Schule aus der Tasche zauberte und den Ratsmitgliedern ihre vor zehn Jahren gefällte falsche Entscheidung vorwarf.
In drei Schulen in Cuxhaven ist es besonders eng
Die Tatsache, dass in Deutschland ab August 2026 (aufsteigend ab Klasse 1) ein Rechtsanspruch auf eine achtstündige Betreuung in der Grundschule besteht, zwingt die Stadt zum Handeln. Eine externe Beratungsfirma hat besonderen Handlungsbedarf (sprich: Raumnot) in drei Schulen - der Abendrothschule, der Süderwischschule und der Gorch-Fock-Schule - festgestellt.
Im 1. Quartal 2024 soll der Handlungskatalog stehen
Die Feinabstimmung mit den Handlungsmaßnahmen für jede Schule, so Dezernentin Petra Wüst, solle bis zum ersten Quartal 2024 vorgenommen und dann in die AG Schulentwicklungsplanung getragen werden. Sie verhieß auch einen "spannenden Blick" auf die Kosten, wobei diese zu 85 Prozent von Bund und Land getragen werden.
Einen dringenden Bedarf für die Gorch-Fock-Schule stellte Günter Wichert fest. Der Schule sei mit der Verlegung in ein Gebäude mit der damaligen Bleickenschule übel mitgespielt worden. "Wir haben uns von demografischen Daten leiten lassen. Die Verlegung war ein riesengroßer Fehler, den wir bis heute nicht korrigiert haben", so Wichert. Deshalb beantrage die FDP-Fraktion heute den Rückkauf des alten Schulgebäudes (früher Kiautschou-Kaserne, d. Red.) und die Rückverlegung der Schule.
"Kämpfen hier für alle Grundschulen, nicht nur für eine"
Dieser Beitrag rief Mitglieder fast aller anderen Fraktionen auf den Plan. "Wir kämpfen hier für alle Grundschulen und nicht nur um eine, da lege ich gesteigerten Wert drauf", entgegnete Ulla Bergen (SPD). Sie warf Wichert "Rückwärtsgewandtheit" und das Werfen von Nebelkerzen vor. Hier könne allenfalls ein Millionengrab entstehen; dieses als Lösung vorzugaukeln, sei lächerlich.
Unverschämt fand Rüdiger Kurmann (Die Cuxhavener) den Vorwurf, die Grundschulen seien schlecht aufgestellt. Dass statt des damals vorhergesagten Verfalls jetzt die Wirtschaft boome, sei ein Glücksfall. Aber eine Rückkehr in das kaputte Gebäude sei illusorisch. Schlimmer als die Entscheidung zur Abgabe des damaligen Schulgebäudes fand Kurmann die Entscheidung, dem Landkreis den Bau der neuen Oberschule Cuxhaven-Mitte, früher Bleickenschule, zu überlassen, statt selbst eine neue Grundschule zu errichten.
Entscheidung vom Zwang zur Entschuldung geprägt
Oberbürgermeister Uwe Santjer erinnerte daran, dass die Finanzlage der Stadt zur Zeit der Gorch-Fock-Schul-Entscheidung keinerlei Handlungsspielräume oder gar Investitionen ermöglicht habe. Einschneidende Entscheidungen wie diese seien überhaupt Voraussetzung für den Entschuldungsvertrag gewesen: "Wir sind den Weg gemeinsam gegangen, auch unter Schmerzen."
Als Sofortlösungen gibt es nur kleine Schritte
Natürlich sei der Aufschrei der Lehrkräfte berechtigt gewesen, natürlich seien die Arbeitsbedingungen nicht gut, dennoch werde immer noch hervorragende Arbeit geleistet. Der Oberschulneubau durch den Kreis sei Beschlusslage. Bis dahin brauche es für die Gorch-Fock-Schule Übergangslösungen: "Wir versuchen das in kleinen Schritten."
Den steigenden Schülerzahlen konnte der OB auch Positives abgewinnen: "Wir haben uns danach gesehnt, dass wir wieder mehr werden und neue Bauplätze ausweisen können."
Schulausschussvorsitzender Thomas Brunken (CDU) räumte ein, dass eine Schuldiskussion immer Emotionen auslöse: "Weil jeder von uns mit einer Schule in seinem Umfeld etwas verbindet." Dennoch sei der FDP-Antrag einfach nicht gut. Christine Babacé (Die Grünen) machte auf die enorme Schadstoffbelastung des Altbaus aufmerksam: "Wollen Sie die Kinder in giftige Räume schicken?"

Vorwürfe an Ratspolitik als respektlos empfunden
"Die Unverschämtheiten von Herrn Wichert treiben mich nach vorne", wütete Peter Altenburg von den "Cuxhavenern". Wichert, der damals gar nicht im Rat gewesen sei, trete respektlos auf. "Diese Schule war schwer belastet, und jetzt kommen Sie und sagen mir, dass ich etwas falsch gemacht habe?"
Oliver Ebken (SPD) gefiel die Art nicht, eben mal so einen Antrag hervorzuzaubern: "Das wird den Eltern, Lehrern und Schulen nicht gerecht!" Mit dem Blick auf den Baubedarf an allen Schulen sprach er aber auch beschwichtigende Worte: Angesichts der hohen Kostenbeteiligung von Bund und Land könne das auch eine Chance bedeuten.
Einzig Einzelvertreter Anton Werner Grunert sprang dem FDP-Ratsherrn zu Seite und brachte ein weiteres historisches Gebäude in die Diskussion ein, nämlich das der früheren Förderschule Lernen (Wichernschule; heute durch die Schule am Meer genutzt, d. Red.). Dieses Gebäude in der Grimmershörnkaserne müsse unbedingt für schulische Zwecke erhalten werden.