
Deal in Cuxhaven: Alpha Real Estate-Wohnungen verkauft - Vision vom "Kapitänsviertel"
Schon Ende Oktober war der Immobiliendeal in Süderwisch beschlossene Sache, an diesem Montag wurde eine neue Gesellschaft nur fürs Cuxhaven-Geschäft ins Handelsregister eingetragen. Der Käufer spricht schon vom neuen "Kapitänsviertel".
Die Bewohner der einstigen Alpha Real Estate-Wohnungen in Süderwisch dürften staunen: Ihr Wohnviertel wird im Netz schon umbenannt. Bereits seit dem 30. Oktober befindet sich der 281 Wohnungen umfassende Bestand in den Straßen Matthias-Claudius-Weg, John-Brinckman-Weg, Süderwisch und Brockesweg in Händen der K 1 Holding (Mannheim).
Überschrift: "Deal Day"
Unter der Überschrift "Deal Day" verkündete das Unternehmen auf seiner Homepage: "Das 1969 erbaute Ensemble umfasst eine Wohnfläche von insgesamt 22.138 Quadratmetern. Das Kapitänsviertel bietet 281 Wohneinheiten, drei Gewerbeeinheiten und 210 Stellplätze. Die durchschnittliche Wohnungsgröße beträgt 79 Quadratmeter."
Nettomieteinnahmen sollen steigen
Die K1 Holding kündigt gleichzeitig ihren Plan an, die Nettomieteinnahmen von derzeit 1,5 Millionen Euro pro Jahr auf 1,8 Millionen Euro zu steigern. Dazu heißt es: "Diese Akquisition unterstreicht das Engagement von K1 Holding im deutschen Wohnimmobilienmarkt und das Vertrauen in die Entwicklung der Stadt Cuxhaven."
Verbindet sich dahinter ein indirekter Hinweis auf ein in Cuxhaven waberndes Gerücht, nach dem mit diesem Geschäft auch Windkraftunternehmen angesprochen werden sollen, die die Wohnungssuche für ihre künftigen Mitarbeiter selbst in die Hand nehmen wollen?

Luftbild macht Standort am Meer schmackhaft
Ein Luftbild des Viertels soll künftigen Interessenten offensichtlich bereits den Standort am Meer schmackhaft machen, an dem "Immobilienentwicklung" betrieben werden soll. Wer vor zwei Jahren den Prozess des Übergangs an die Alpha Real Estate beobachtet hat, wird Ähnlichkeiten in der blumigen Art der Beschreibung entdecken können.
"Maritime Atmosphäre und ruhiges Wohnen"
Zu lesen ist auf der Homepage, dass das "Kapitänsviertel" mit seinen "281 hochwertigen Wohneinheiten" maritime Atmosphäre und ruhiges Wohnen vereinige, in unmittelbarer Nähe zur Nordsee und zur Natur gelegen sei und mit seinen zahlreichen Grünflächen und Spielbereichen in idyllischer Wohnatmosphäre zum Entspannen und Verweilen einlade - "perfekt für Familien und Ruhesuchende".
Beschreibung lässt Mieter staunen
Bewohnerinnen und Bewohner der Wohnungen, die mit Schimmel, überlaufenden Abflüssen, feuchten Kellern und im achtstöckigen Hochhaus am John-Brinckman-Weg einem häufig defekten Fahrstuhl kämpfen, dürften sich die Augen reiben. Immerhin sieht sich das Unternehmen als Projektentwickler; demnach müsste, um den beschriebenen Idealzustand zu realisieren, erheblich investiert werden. Selbst nicht im Quartier wohnende Cuxhavener empfinden die Situation auch wegen des hohen Leerstands, der den angespannten Wohnungsmarkt spürbar belastet, als Trauerspiel.

An den Realitäten vorbei
Auch die wahrscheinlich an einem Schreibtisch im über 600 Kilometer entfernten Mannheim kreierte Bezeichnung "Kapitänsviertel" lässt Alteingesessene staunen, haben sich doch die Kapitäne einst in Deichnähe, also etwa im Lotsenviertel, der Neuen Reihe oder der Hamburg-Amerika-Straße, niedergelassen.
Neue Gesellschaft im Handelsregister
Am 16. Dezember (vergangenen Montag) wurde die zur K1 Holding gehörende CUX Residential Portfolio GmbH ins Handelsregister des Amtsgerichts Mannheim eingetragen - Zweck: "Erwerb, Verwaltung und Veräußerung von Immobilien, insbesondere von Wohnimmobilien in Cuxhaven, Deutschland, sowie alle Maßnahmen, zur Erreichung dieses Zwecks erforderlich oder nützlich sind". Das Stammkapital beträgt 25.000 Euro.
Geschäftsführer Jochen Dirk Müller ist ebenfalls Geschäftsführer der K1 Holding, die sich selbst als "erfahrener Spezialist für Projektentwicklung und Vermögensmanagement" bezeichnet. Mit im Spiel sind auch die türkische Nef Real Estate sowie die "CUX Residential Investments Sàrl" in Luxemburg, Kapital: 12.000 Euro. Jochen Dirk Müller ist außerdem Geschäftsführer zahlreicher weiterer miteinander verflochtener Firmen in der Kapitalmarkt- und Immobilienbranche, zumeist in Mannheim, bekanntlich auch Sitz der insolventen Alpha Real Estate.
Mieterinnen und Mieter bislang ahnungslos
Die Mieterinnen und Mieter sollen Informationen unseres Medienhauses zufolge bislang mit keinem Wort über den Immobiliendeal informiert worden sein. Den Käufer erwarten jede Menge Altlasten wie die Abwicklung der Nebenkostenabrechnungen der vergangenen Jahre und die Rückzahlung der Mietkautionen an alle, die damit bei der untergetauchten Alpha Real Estate auf Granit gebissen hatten.
