Die CNV zieht um: Welche verborgenen "Schätze" die Redaktionsmitglieder wiederfanden
Der Umzug der Cuxhaven-Niederelbe Verlagsgesellschaft (CNV) vom Kaemmererplatz an die Abschnede markiert nicht nur einen physischen Wechsel, sondern auch eine Reise in die Vergangenheit - die durch wiedergefundene Gegenstände deutlich wird.
Nach Jahrzehnten am Kaemmererplatz hat die Cuxhaven Niederelbe Verlagsgesellschaft (CNV) ihre vertrauten Räume verlassen und ist an die Abschnede umgezogen. Mit der Veränderung begann nicht nur ein neues Kapitel. Der Umzug bot auch die Gelegenheit, Schränke, Schubladen und verstaubte Kellerregale zu öffnen. Dabei kamen längst vergessene Erinnerungsstücke zum Vorschein: kleine und große "Schätze", die sich über viele Jahre angesammelt hatten und stumm von Redaktionsalltag, Tradition und besonderen Momenten erzählten. Einige dieser Fundstücke konnten die Redaktionsmitglieder nicht zurücklassen - und sie erzählen, warum genau diese Dinge unbedingt mit umziehen mussten.

Jens-Christian Mangels: Das Batteriefach ist angeknackst und wurde mit Tesafilm notdürftig geflickt, die kleine Kassette lässt sich nur noch im Schneckentempo zurückspulen und der Pausenschalter klemmt: Das Dictaphone, Modell 3225 (Made in China), hat wahrlich schon bessere Zeiten erlebt. Ich habe das graue Aufnahmegerät, das vermutlich seit dem Ende der 1990er-Jahre in meinem Besitz ist, in der hintersten Ecke meines Büroschranks wiedergefunden - völlig verstaubt und aus der Zeit gefallen. Aber wegwerfen? Nein, auf keinen Fall. Zu viele Erinnerungen hängen an dem 139 Gramm schweren Apparat. Unzählige Interviews habe ich damit aufgezeichnet. Mit Politikern und Wissenschaftlerinnen, mit Unternehmern und Autorinnen. Mit Sängerin Blümchen und Fußballer André Hahn, mit Tagesschau-Sprecherin Dagmar Berghoff und Schauspieler Jürgen Prochnow. Das Diktafon mag ja seine besten Tage hinter sich haben - heute zeichnen wir unsere Gespräche in der Regel mit dem Smartphone auf -, aber für den Elektroschrott ist mir der kleine, analoge und treue Wegbegleiter zu schade. Und zu "Bares für Rares" bringe ich ihn auch nicht.

Ulrich Rohde: Vielleicht liegt es an den stillen Tagen im November, aber die Fundstücke, die ich beim Aufräumen vor dem Umzug vom Pressehaus am Kaemmererplatz in die Abschnede wiedergefunden habe, stimmen mich allesamt ein wenig melancholisch. Denn sie sind Erinnerungen an Menschen, die nicht mehr unter uns sind.
Da ist die Helgoländer Lotsenmütze meines verstorbenen Altverlegers Herbert Huster, die ich bewahre, seitdem der Verlagsstandort der Niederelbe-Zeitung in der "Herbert-Huster-Straße" aufgegeben wurde.
Da ist auch das Weihnachtsspielzeug mit einem Weihnachtsmann, der sich auf Knopfdruck mit rasanter Geschwindigkeit zu drehen beginnt und wie eine Blüte öffnet, um den Blick auf einen kleinen Schneemann freizugeben. Dabei erzeugte das Ding auch noch weihnachtliche Geräusche. Leider ist dieses wunderbar nutzlose Spielzeug aus chinesischer Fertigung nicht mehr voll funktionstüchtig. Deshalb weiß ich nicht mehr, welche Melodie abgespielt wird. Ich habe das Stück von unserem ehemaligen NEZ-Geschäftsführer Jürgen Harms, der leider auch schon viele Jahre nicht mehr lebt. Er hatte an solchen kleinen Gags immer viel Freude. Von ihm habe ich auch eine nicht angebrochene Schachtel Roth-Händle-Zigaretten, ich glaube, es war seine letzte.
Und als letztes Fundstück möchte ich eine große Teetasse mit Blumendekors nennen, die mich an meine vor mehr als zehn Jahren verstorbene, liebe Kollegin Frauke Heidtmann erinnert. Ihr verdanke ich meine Einstellung zu unserem Beruf als Journalisten.

Bengta Brettschneider: Vinylplatten sind mittlerweile wieder hoch im Kurs. Alle großen Musikerinnen und Musiker setzen bei der Veröffentlichung neuer Musik neben Streaming-Diensten wieder auf die Schallplatte. Ein Exemplar aus dem Jahr 1988 - also weit vor meiner Zeit - fanden wir in den Schränken eines Büros am Kammererplatz. Der Longplayer "Lustig ist das Zigeunerschnitzel - Ein Pott Pürree" von "Janny du & ich" verspricht das gleichnamige Stimmungsmedley und weitere Lieder mit den Titeln "Ein Jäger ohne Hals" oder "Ich kenn' noch einen Kiffer in Berlin". Herausgebracht wurde die LP bei "Dino Music". Seit 1988 hat sich vieles getan - Ost- und Westdeutschland sind vereint, in Innenräumen darf nicht mehr geraucht werden und auch die Sprache hat sich verändert. Im Jahr 2012 begannen die ersten Städte, Unternehmen und Restaurants, das hier besungene Schnitzel aus Respekt umzubenennen.


Jan Unruh: Da war diese eine Kiste, die noch vom letzten Umzug unangetastet im Schrank stand. In ihr drin ein Sammelsurium aus Krimskrams vergangener NEZ-Tage. Alte Werder-Poster, Seminarunterlagen aus dem ersten Volo-Kurs und diese eine Autogrammkarte. "Für Jan", steht drauf. Signiert von einem "Popstar" aus dem Cuxland. Erinnerungen kommen hoch. Jenny Gerdts war damals unter den letzten acht Kandidatinnen der Castingshow, verpasste den Sprung in die Band denkbar knapp. Wir haben die junge Sängerin damals als Medienhaus auf ihrem besonderen Weg begleitet und mitgefiebert. Nicht, ohne uns ein Autogramm des "Fast-Popstars" zu sichern. Es hat sich gelohnt. 15 Jahre später weckt es schöne Erinnerungen. Viele Dinge aus der NEZ-Krimskramsbox habe ich beim Durchschauen weggeschmissen. Die kleine Autogrammkarte bleibt. Mindestens bis zum nächsten Umzug.

Jens Jürgen Potschka: In der hintersten Ecke einer Schublade, dort, wo sich Staub und Vergessen die Hand geben, lag es plötzlich wieder vor mir: mein altes Typometer. Metall, kühl in der Hand, unverwüstlich wie die Redaktionsdienste, in denen es mich begleitet hat. Ein Werkzeug aus einer Epoche, in der Layout noch nicht per Mausklick geschah, sondern auf großen Papierbögen - und mit viel Geduld.
Als Jungjournalist war ich damals nicht nur Schreiber, sondern über einen längeren Zeitraum auch Layouter. Wir "spiegelten" unsere Seiten, wie wir es nannten: Aufmacher oben, Mittelstück, Aufsetzer, Meldungsbeine, verlängerte Bildunterschriften, etc. - eine Choreografie aus Blöcken, Fotomotiven und Ideen. Und das Typometer war der Dirigent. Es maß, was heute digitale Raster sekundenschnell erledigen: Schriftgrößen, Zeilenabstände, den Mut eines Titels und die Zurückhaltung einer Meldung. Ein schlichtes Lineal - und doch das Präzisionswerkzeug der alten Zeitungsmagie. Nun liegt es wieder auf meinem Schreibtisch im neuen Medienhaus an der Abschnede. Ein kleines Stück Vergangenheit, das mich daran erinnert: Jede gute Seite beginnt nicht mit Software, sondern mit einem Auge fürs Wesentliche.

Joscha Kuczorra: Gerade einmal eineinhalb Jahre ist das Stoff-Teil alt, das Batterien in sich trägt. Und doch hatte ich schon wieder verdrängt, dass ich es besitze. Im Juni 2024 überraschte mich eine Kollegin, als sie mir kurz vor dem Start der Fußball-Europameisterschaft ein Fan-Utensil schenkte. "Tanzender Fan-Kaktus" nennt der Hersteller das grüne "Etwas". Der Kaktus, dem zwei Deutschland-Fahnen aus den "Armen" ragen, trägt ein weißes Shirt mit schwarz-rot-goldener Flagge. Doch er sieht nicht nur toll aus, sondern besitzt auch noch mehrere Fähigkeiten: tanzen, blinken, Fangesänge abspielen. Und das Beste: Die batteriebetriebene "Pflanze" hat auch noch eine Wiedergabe-Funktion, womit sich auch eigene geistreiche Beiträge aufnehmen und abspielen lassen.
So toll ich den Fan-Kaktus bei der Übergabe auch fand, so schnell landete er nach dem bitteren Ausscheiden der deutschen Mannschaft im Schrank. Zu groß war der Frust über den nicht gegebenen Handelfmeter in der Verlängerung des Viertelfinals gegen Spanien. Beim Aufräumen im Oktober fiel mir das Fan-Utensil in die Hände. Schnell stieg der Ärger über das EM-Aus wieder in mir auf. Doch schnell war mir klar: Der Kaktus muss mit umziehen. Schließlich steht schon bald wieder eine Fußball-Weltmeisterschaft an.

Frank Lütt: Wenn man mal aufräumt, kommen so manches Mal echte Schätze zu Tage. Bei der untersten Schublade meines Schreibtisches fand ich ihn: 37 Pfennig! Beim Sinnieren ob des Fundes musste ich feststellen, dass mittlerweile Kollegen in der Redaktion sind, die sich zum Zeitpunkt der Währungsumstellung noch im Kindergarten befanden.
Für alle, die diese Währung nicht mehr kennen: Das waren vor 2002 zu D-Mark-Zeiten sozusagen die heutigen Cents des Euros - nur halb so viel wert. Mit 18 bis 19 Cents gibt es heute beim Einkaufen nicht mehr viel. Ein Stück Backhefe könnte drin sein.
Die Groschen sind aber besonders interessant. Bei intensiver Recherche stellt sich auch heraus, dass diese sogar im Wert deutlich gestiegen sind. Die 10-Pfennigmünzen des Jahrgangs 1949 wurden in den Prägestätten München (D), Stuttgart (F), Karlsruhe (G) und Hamburg (J) als eine runde Münze aus Stahl und Messing platt geprägt. Die Münze hat einen Durchmesser von 21,50 Millimetern und wiegt circa 4 Gramm bei einer Stärke von 1,70 Millimetern. Sammler sind ganz verrückt nach den Groschen aus dem Jahr 1949 mit der Prägung "Bank Deutscher Länder". Davon habe ich sogar zwei. Durchaus möglich, dass die paar Münzen dann doch eher den Gegenwert eines Abendessens für zwei in einem Restaurant haben.

Maren Reese-Winne: Es ist eine der lustigsten Zusendungen, die mich im Pressehaus jemals erreicht haben: Beim Umzug fiel mir der "Trierer Kalänner" aus dem Jahr 2010 wieder in die Hände, begleitet durch ein Schreiben der Absenderin Hanne Veit, das mit dem vielversprechenden Satz anfing: "Liebe Frau Reese-Winne, als Wahl-Cuxhavenerin mit Trierischen Wurzeln hole ich Stellung zu Ihrem heutigen Morgengruß."
In einem "Moin Cuxhaven" hatte ich für Norddeutsche sehr kurios anmutende sprachliche Eigenheiten auf die Schippe genommen. Eine davon: das Vertauschen der Begriffe "Nehmen" und "Holen"; eine Marotte, die Hanne Veit aus ihrer Heimat nur zu bekannt war. Ebenso wie die von mir ebenfalls erwähnte "ch"-Schwäche. Die Zusenderin erklärte dazu: "Als Kind lernt man neben der Prinzessin noch den Könisch kennen und findet das ganz normal, genauso wie Mil(s)ch und Fleisch und Wurscht. Rischtisch und nicht falsch klingen Kirschen, die ja sowieso nur in der Mehrzahl vorkommen, während das ,i‘ bei der ,Kirch‘ leicht ins ,ü‘ abdriftet und damit die Unterscheidung zwischen beiden Begriffen (also Kirsche und Kirche) ,klaor‘ ist. Evergreens wie ,Griechischer Wein‘ mitzusingen, kommt für echte Trierer einer gewaltigen Mutprobe gleich. Auf ein ,Ich liebe Dich‘ warten verliebte Trierer Pärchen vergeblich, weil die sprachliche Klippe viel zu hoch ist", schrieb sie und endete: "Bleiben Sie bitte nachsischtisch mit unbeabsichtigten Zischlauten, es könnte alles noch viel schlimmer sein."
Herrlich! Dazu gab es einen Kalender mit lustigen Karikaturen, der bereits auf dem Titel warnte: "Obacht! Trierisch macht sehr schnell abhängig: Fangen Sie gaor nit erst aon." Diese Einsendung war wirklich die Kirsche auf der Sahne! Und wurde natürlich beim Umzug auch nicht entsorgt.

Was hinter dem Umzug der CNV steckt
- Fast 100 Jahre lang war das Pressehaus am Kaemmererplatz in Cuxhaven Heimat für verschiedene Zeitungen. Im Jahr 1932 zog die Zeitung "Alte Liebe" in das Gebäude ein.
- Die Cuxhaven-Niederelbe Verlagsgesellschaft ist zum 1. November 2025 an die Abschnede 205a gezogen. Das neue Gebäude bietet der CNV Raum für moderne Verlagsarbeit.
- An nur einem einzigen Wochenende wurde ein Großteil des Umzugs bewältigt. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war es eine Mammutaufgabe, die aber mit Bravour und ohne größere Vorkommnisse bewältigt wurde.