Nach einem Starkregenschaden im Haus der Jugend sind die baulichen Entwässerungsmaßnahmen stark ausgebaut worden. Foto: Reese-Winne
Nach einem Starkregenschaden im Haus der Jugend sind die baulichen Entwässerungsmaßnahmen stark ausgebaut worden. Foto: Reese-Winne
Anforderungen zur Klimaanpassung

Gefahr durch Starkregen wächst - Cuxhaven will Bevölkerung "mitnehmen und warnen"

von Maren Reese-Winne | 17.02.2025

Starkregenereignisse sind eine greifbare Folge des Klimawandels, auf die sich öffentliche Einrichtungen, aber auch Privatleute einzustellen haben. Grundstücksbesitzer trifft dabei eine hohe Verantwortung.

Denn für den Schutz ihres Besitzes müssen sie selber sorgen.

Am 4. September vergangenen Jahres ergoss sich schwerer Starkregen über die Stadt Cuxhaven. Binnen Minuten liefen Keller voll, Straßen bildeten Seenlandschaften, Gullys wurden angehoben. Allein 96 Notrufe registrierte die Berufsfeuerwehr der Stadt Cuxhaven. Alle Freiwilligen Feuerwehren waren im Einsatz.

Beginn mit Information gegen Starkregengefahren

Ereignisse, die vermutlich in Zukunft häufiger - manchmal auch auf sehr kleine Räume beschränkt - auftreten werden. Die Stadt Cuxhaven plant für alle Auswirkungen des Klimawandels mehr gezielte Bürgerinformation und hat dabei mit einer Ausführung über Starkregengefahren auf ihrer Homepage angefangen, über die Silas Wege, stellvertretender Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft, Abfall und Katastrophenschutz, im Ausschuss für Digitalisierung und technische Dienste berichtete.

Kanalnetz kann nicht auf alle Extreme eingestellt sein

Blick auf die nördlichen Stadtviertel Cuxhavens. Es kann fast bis zur Grundstücksgrenze herangezoomt werden. Screenshot: Geoportal des Landkreises

"Wir müssen die Bürger mitnehmen und warnen", so Wege. Da ein gesamtes Kanalnetz niemals auf Ereignisse eingestellt sein könne, die statistisch gesehen nur alle 100 Jahre einträten, nehme die Vorsorge eine umso größere Bedeutung ein. Die Geoportale des Bundes und des Landkreises stellten auch für die öffentliche Hand eine wichtige Grundlage bei Bebauungsplanverfahren, Bauprojekten, der Konzeptionierung von Entwässerungsmaßnahmen und für den Katastrophenschutz dar.

Eine ämterübergreifende Arbeitsgruppe der Stadt Cuxhaven beschäftigt sich gerade mit den erforderlichen  Reaktionen auf den Klimawandel.  Hitzeschutz und Stadtgrün sind zwei weitere Kernpunkte.

Erstes Ergebnis: Generalentwässserungsplan

Nach mehreren Starkregenereignissen im Sommer 2008 waren in Cuxhaven sogenannte Überstaupunkte (überlaufende Kanalisation) identifiziert und ein Generalentwässerungsplan aufgestellt worden, dessen Umsetzung mit den "HAsI" (=Hauptsammler Innenstadt)-Baumaßnahmen begonnen hat. Der Plan bildet auch die Basis für das geplante Regenrückhaltebecken in Groden.

Trocknungsmaschine in der Ritzebütteler Schule nach einem Wassereinbruch bei Starkregen. Foto: Reese-Winne

Mit einem Informationspaket möchte die Stadt nun das Bewusstsein der Bevölkerung für Starkregengefahren schärfen. Zu finden ist es unter dem Punkt "Klima und Nachhaltigkeit - Klimaanpassung -Starkregenmanagement" auf der Homepage www.cuxhaven.de. 

Was ist Starkregen?

Drei Stufen nennt der Deutsche Wetterdienst (DWD): 1. Starkregen: 15-25 Liter (l) pro Quadratmeter (qm) je Stunde oder 20-35 l/qm in sechs Stunden. 2. Heftiger Starkregen: 25-40 l/qm je Stunde oder 36-60 l/qm in sechs Stunden. 3. Extrem heftiger Starkregen: Mehr als 40 l/qm je Stunde oder mehr als 60 l/qm in sechs Stunden.

Aufräumarbeiten im Haus der Jugend nach einem Starkregenereignis, ds erheblichen Sachschaden angerichtet hatte. Foto: Reese-Winne
Lutz Rothermundt, Leiter der Abteilung Hochbau, zeigt, wie hoch das Wasser gestanden hatte. Foto: Reese-Winne

Langzeitfolgen können erheblich sein

Starkregenereignisse gefährden den Straßen- und Schienenverkehr, die Strömung kann Personen wegreißen; Feuchtigkeit gefährdet Bausubstanz und Sachwerte und kann Schimmelbildung auslösen. Hausbesitzerinnen und -besitzer werden daher einige Vorsorgemaßnahmen angeraten: 1. Rückstauklappen und Hebeanlagen gegen einbauen (gegen Rückstau aus dem Kanal). 2. Regenwasser vom Gebäude fortleiten. 3. Flächen entsiegeln. 4. Dach- und Fassadenbegrünung (aktuell durch die Stadt bezuschusst). 5. Erwägen einer Elementarschadenversicherung.

Starkregenschutz im Kleinen - doch auch die Bemühungen für den Schutz des eigenen Hauses sollten intensiviert werden. Foto: Reese-Winne

Warn-Apps installieren

Tipps zur Starkregenvorsorge gibt es auch beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). Die Katastrophenschutzapps BIWAPP und Nina sowie die Warnwetter-App des DWD können Extremwetter ankündigen.

Störungen im öffentlichen Entwässerungsnetz sollten der Stadtverwaltung über den Mängelmelder auf der Homepage gemeldet werden. Die EWE Wasser GmbH als Betreiberin der Kanalisation ist rund um die Uhr unter Telefon 0800 0800 808 erreichbar. Bei Gefahren für Leib oder Leben bitte direkt den Notruf wählen: Polizei (110) oder Feuerwehr (112).

Ein Fluttor schützt den Seiteneingang des Rathauses. Foto: Wildfang

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Maren Reese-Winne

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

mreese-winne@no-spamcuxonline.de

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