Der Haus- und Facharztmangel wird sich in den kommenden Jahren im Cuxland weiter verschärfen. Symbolfoto: dpa/Benjamin Ulmer
Der Haus- und Facharztmangel wird sich in den kommenden Jahren im Cuxland weiter verschärfen. Symbolfoto: dpa/Benjamin Ulmer
Mehr Studienplätze wären ein Ansatz

Gesundheitsversorgung in Cuxhaven: 8,5 Hausärzte könnten sofort kommen

von Maren Reese-Winne | 23.03.2024

Praxisschließungen in Cuxhaven und Umgebung machen Fachleuten und Bevölkerung Sorge. Dass rund 35 Prozent der niedergelassenen Ärzte und Ärztinnen über 60 sind und in den nächsten Jahren aufhören werden, zeigt das Ausmaß, das noch zu erwarten ist.

Wie sich der Bedarf errechnet, erklärt der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen in Hannover, Detleff Haffke. Als rechtliche Grundlage für die Verteilung von Ärztinnen und Ärzte diene die Bedarfsplanung. Die hausärztliche Versorgung werde dabei in den kleinsten Raumeinheiten - sogenannten Mittelbereichen - geplant; für Fachärzte der Grundversorgung (wie Kinderärzte, Frauenärzte, HNO-Ärzte und andere) werde die Ebene der Landkreise beziehungsweise kreisfreien Städte betrachtet.

Für bestimmte Facharztrichtungen gelten größere Räume

Für Anästhesisten, Radiologen, Kinder- und Jugendpsychiater und Facharztinternisten gelte hingegen die Ebene der  sogenannten Raumordnungsregionen; das sind  Zusammenschlüsse von mehreren Landkreisen.  Zu den Facharztinternisten wiederum gehörten Rheumatologen, Kardiologen, Gastroenterologen, Pneumologen und Nephrologen. Für sie werde innerhalb der Gruppe der Facharztinternisten noch einmal gesondert geplant.

Zur Raumordnungsregion Bremerhaven-Niedersachsen gehörten die Landkreise Cuxhaven, Wesermarsch und die Stadt Bremerhaven mit insgesamt rund 291.307 Menschen, erklärt Haffke. Ein Facharztinternist solle 13.966 Bürgerinnen und Bürger versorgen; 24 von ihnen, sechs davon Kardiologen, seien in der Region niedergelassen. Der Versorgungsgrad betrage 108 Prozent. Ein Kardiologe könne sich in der Region noch niederlassen.

Termine über die Nummer 116 117 erhalten

Der jetzt in Cuxhaven freigewordene Sitz der kardiologischen Praxis von Dr. Andreas Müntze (MVZ Cuxhaven im GesundheitsNetzwerk Cuxland) sei in dieser Statistik vom Januar 2024 noch nicht erfasst. Da der Versorgungsgrad keine Unterversorgung darstelle, könnte dieser womöglich auch wegfallen. Ob das Medizinische Versorgungszentrum GesundheitsNetzwerk Cuxland GmbH eine offizielle Ausschreibung des Sitzes durch die Kassenärztliche Vereinigung beantrage, liege in dessen Hand. Kardiologisch unversorgte Patientinnen und Patienten könnten über die zentrale Rufnummer 116 117 mit einer Überweisung vom Hausarzt mit einem Überweisungscode Termine bei Kardiologen erhalten.

So sieht es in und rund um Cuxhaven aus

Die aktuelle Lage bei der hausärztlichen Versorgung im Mittelbereich Cuxhaven (Stadt Cuxhaven, Ihlienworth, Neuenkirchen, Nordleda, Odisheim, Osterbruch,  Otterndorf,  Steinau und  Wanna) ist schon längst nicht mehr rosig:   Bei einer Anzahl von 63.964 Einwohnerinnen und Einwohnern soll ein Hausarzt 1541 Bürgerinnen und Bürger versorgen; 38 sind in der Region niedergelassen. Der Versorgungsgrad beträgt 90,4  Prozent. Haffke: "8,5 Hausärzte können sich ad hoc in der Region niederlassen." Hausärzte in MVZ hätten dabei keine Sonderstellung.

Schleppende Ausbildung wirkt wie ein Bremsklotz

Niederlassungswillige könnten sich der Unterstützung der Kassenärztlichen Vereinigung Stade sicher sein, sagt der Vorsitzende des Bezirksausschusses, Dr. Stephan Brune und verweist auf die Niederlassungsberatung für Haus- und Fachärzte. Ihnen könnten reichlich vakante oder bald frei werdende Praxissitze vorgeschlagen werden. Leider sei die Zahl der Abgänge deutlich höher als die der Interessierten.

Facharztausbildung an Kliniken ist Voraussetzung für Niederlassung

Der Grund sei allseits bekannt: "Seit Jahren befinden sich zu wenige Ärzte in Ausbildung. Nicht einmal der Bedarf der Kliniken kann ausreichend gedeckt werden. Wir sind aber darauf angewiesen, dass Ärztinnen und Ärzte ihre Facharztausbildung an Kliniken erhalten, damit sie sich überhaupt niederlassen können." Die Vereinigung fordere seit Jahren vom Land Niedersachsen, die Zahl der Studienplätze zu erhöhen.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

(1 Stern: Nicht gut | 5 Sterne: Sehr gut)

Feedback senden

CNV-Nachrichten-Newsletter

Hier können Sie sich für unseren CNV-Newsletter mit den aktuellen und wichtigsten Nachrichten aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven anmelden.

Die wichtigsten Meldungen aktuell


Bild von Maren Reese-Winne
Maren Reese-Winne

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

mreese-winne@no-spamcuxonline.de

Lesen Sie auch...
Finanzminister Gerald Heere

Zukunftsinvestitionen in Cuxhaven: Finanzminister sieht großes Potenzial

von Ulrich Rohde

Den Finanzminister hat man nicht alle Tage im Haus. Aber beim niedersächsischen Amtsträger ist das anders. Denn für Gerald Heere ist der Besuch in Cuxhaven fast ein Heimspiel, er ist hier aufgewachsen und hat Familie in der Stadt.

In eigener Sache

Kein Verkauf im CNV-Kundencenter am Kaemmererplatz in Cuxhaven mehr möglich

von Redaktion

Letzte Gelegenheit: Das Kundencenter der CNV am Kaemmererplatz öffnet am Donnerstag, 6. November, ein letztes Mal seine Türen. Technische Probleme lassen aber keinen Verkauf zu. Weiter geht es am neuen Standort an der Abschnede 205a in Cuxhaven.

Tradition trifft Technik

Cuxhavens Feuerwehr wächst zusammen: Richtfest für Neubau in Duhnen/Stickenbüttel

von Jens Potschka

In der Abenddämmerung im Eingangsbereich zum Fort Thomsen in Duhnen/Stickenbüttel vereinen sich Tradition und Moderne beim Richtfest des neuen Feuerwehrhauses. Während der Richtspruch erklingt, wird klar, dass hier mehr als nur ein Gebäude entsteht.

Projektchor zum Mare-Musik-Festival

"Seit Jahren nicht öffentlich gesungen": Aber bei Carmina Burana in Cuxhaven geht es

von Jens Potschka

Im Stadttheater Cuxhaven verschmelzen Stimmen, die seit Jahren nicht erklangen, mit jugendlicher Neugier zu einem einzigartigen Klangkörper. Das erste Treffen für das Carmina-Burana-Projekt wird zur lebendigen Erfahrung für alle Beteiligten.