
In den Fängen der Immobilien-Szene: Dilemma der Alpha-Real-Estate-Mieter in Cuxhaven
Die Alpha Real Estate lässt Wohnungen in Cuxhaven verkommen und trotzdem schwärmt die Branche weiter von den ach so attraktiven Beständen und Chancen. Das regt unsere Autorin Maren Reese-Winne auf.
Der Bericht über die skandalösen Wohnverhältnisse, die ein Cuxhavener Ehepaar im Hochhaus am John-Brinckman-Weg aushalten muss, schlägt Wellen. Mitgefühl und Entsetzen wechseln sich ab, wenn Außenstehende von dem wuchernden Schimmel und aus Rissen in der Decke tropfendem Wasser erfahren - eine Situation, die mutmaßlich nie so eskaliert wäre, wenn sich die Vermieterin, die inzwischen insolvente Alpha Real Estate, sich innerhalb der letzten elf Monate bequemt hätte, eine Reparatur zu beauftragen. Die allerdings wahrscheinlich beim bekannt schlechten Unterhaltungszustand des Gebäudes direkt in ein Loch ohne Boden geführt hätte.
Statt dessen befinden sich die Alpha Real Estate und all ihre Gesellschaften auf Tauchstation und mit ihr alle ihre angeblich so erfahrenen Berater. Verantwortung scheint nicht auf dem Stundenplan zu stehen. Statt dessen: Kein Handeln (woher soll das Geld auch kommen und wer nimmt einen solchen Auftrag an), keine Entschuldigung.
Und die Branche macht mit. Kein Wort war von Schrottimmobilien und im Stich gelassenen Mietern zu hören, als im März der Auftrag an die CR Investment Management GmbH vermeldet wurde, 1350 Wohnungen - darunter alle in Cuxhaven - bis zum Sommer bestmöglich zu verwerten. Blumige Worte von gepflegten Wohnanlagen und Entwicklungspotenzial belegen eine eindrucksvolle Entfremdung von der Realität. Es wird ja kaum so sein, dass all diesen Fachleuten die reichlich im Netz zu findenden Beiträge über verwahrloste Wohnanlagen von Alpha und zahlreichen anderen dubiosen Playern der Branche entgangen sind.
Aber man bleibt weiter in seiner schönen Blase und erzählt sich was von Wertschöpfung, komplexen Strukturen und strategischen Neuausrichtungen. Um den Rest dürfen sich die Bewohner kümmern, die ihr Zuhause verlieren und alleine mit der Suche nach einer neuen Wohnung und der Finanzierung von Umzug und Einrichtung dastehen.
Insbesondere im Fall eines laufenden Insolvenzverfahrens und wenn Unternehmen sich totstellen, scheinen die Gerichte zahnlos und die Schwellen für Behörden hoch. Im Fall Süderwisch sieht das Gesundheitsamt des Landkreises keinen Ansatzpunkt zum Eingreifen und kann den Betroffenen nur zum Auszug raten, während das Bauamt der Stadt Handlungsmöglichkeiten erörtert.
Im übrigen würde es einigen Akteuren der Politik gut zu Gesicht stehen, wenn sie sich neben dem Engagement für die Duldung illegaler Ferienvermietung auch an die Seite dieser so elementar bedrohten Mieter stellen würde.
Indes spricht die CR Investment Management auf ihrer Homepage davon, auch scheinbar Unmögliches möglich zu machen. Mal sehen, was für Cuxhaven herausspringt. Der nächste Investor kann jedenfalls nicht mehr sagen, dass er vorher nicht gewusst habe, was ihm da untergejubelt worden sei.