
Nach "Operation Hermine" in Cuxhaven: Sanierung oder Abbau? Entscheidung steht bevor
Es ist ruhig geworden um die Hermine in Cuxhaven. Wie eine Schildkröte, die den Kopf eingezogen hat, liegt sie da, an ihrem schön gestalteten Stammplatz am Schleusenpriel mitten in der City.
Einen Tag vor Weihnachten wurden dem historischen Gaffelschoner in einer "Notoperation" die beiden stattlichen Masten und der Klüverbaum amputiert. Die Takelage wurde aus Sicherheitsgründen gleich mit entfernt.
Wie seinerzeit ausführlich berichtet, musste die Stadtverwaltung schnell handeln, nachdem ein Gutachter die Sicherheit der Masten für die bevorstehende Sturmsaison nicht mehr als gewährleistet ansah. Lutz Rothermundt und seine Kollegen von der Bauverwaltung hatten sich eigentlich auf einen ruhigen Start ins Weihnachtsfest 2022 eingestellt. Doch der Brief des Gutachters erforderte so kurz vor den Feiertagen unmittelbares Handeln.
"Ich muss zugeben, die schon länger geplante Sanierung der Masten kommt am Tag vor Weihnachten etwas holprig, doch der Gutachter hat uns in seinem Schreiben mitgeteilt, dass die Masten vom Einsturz gefährdet sind. Von ihnen geht definitiv eine Gefahr aus", erklärte Lutz Rothermundt Ende Dezember auf Anfrage unseres Medienhauses.
"Hermine" mit schwerem Gerät beschnitten
Der Fachmann beauftragte daraufhin den Maschinenhof Niemczyk, die Masten zu entfernen. Die Alternative, das stark frequentierte Areal um die Hermine weiträumig abzusperren, kam aus Sicht der Entscheidungsträger nicht infrage. Das traurige "Spektakel" wurde von zahlreichen Passanten aus nächster Nähe verfolgt. Vielen tat sichtlich weh, mitansehen zu müssen, wie die "Hermine" mit schwerem Gerät beschnitten wurde und dabei zusehends schrumpfte.
Doch da Weihnachten unmittelbar bevorstand, hatte die Stadt noch eine frohe Botschaft zu verkünden: Die Mittel für die Sanierung der Hermine seien schon bewilligt. Insgesamt 142.000 Euro inklusive Eigenmittel der Stadt würden für die Sanierung zur Verfügung stehen. Das Geld stamme aus dem Landesprogramm Perspektive Innenstadt und solle schnellstmöglich im Jahr 2023 für die angekündigte Sanierung der Hermine verwendet werden.
"Operation Hermine" liegt schon fünf Monate zurück
In wenigen Tagen liegt die "Operation Hermine" fünf Monate zurück. Seitdem hat sich der beauftragte Gutachter den Gaffelschoner noch ein weiteres Mal genau unter die Lupe genommen. Das Gutachten liegt der Verwaltung jetzt vor. Die Stadtverwaltung mag sich zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht öffentlich über die Ergebnisse des Gutachtens äußern. In Kürze sollen sich deshalb die Fachausschüsse mit der "Hermine" befassen.
Auf einer nicht öffentlichen Sitzung wurde der Sachverhalt allerdings schon einmal im Verwaltungsausschuss der Stadt Cuxhaven vorbesprochen. Die bereitgestellten Mittel für die Sanierung, so ist aus gut informierten Kreisen zu erfahren, dürften jedoch bei Weitem nicht ausreichen, um den Gaffelschoner wieder fit für die Zukunft zu machen.
Bürgerveranstaltung am 10. Mai im Rathaus
Wer dieser Tage an dem einst stolzen Holzschiff vorbeiläuft und es etwas genauer beäugt, dem fallen etliche blaue Kreuze auf dem schwarz gestrichenen Schiffsrumpf auf. Dass es sich dabei nicht um die Kreuze auf einem Lottoschein handelt, sondern um marode Holzplanken liegt auf der Hand. Doch wenn man aktuellen Gerüchten Glauben schenken mag, könnte ein Lotto-Gewinn nötig sein, um die vermuteten Sanierungskosten von über einer Million Euro stemmen zu können.
Am Mittwochabend, 10. Mai, hat die Stadt Cuxhaven um 18 Uhr in die Bürgerhalle ins Rathaus eingeladen. Wie angekündigt, sollen die Bürgerinnen und Bürger darüber informiert werden, wie die Attraktivität und Nachhaltigkeit in der Innenstadt zu steigern ist. Auch um die Umgestaltung des Wasserturmparks und der Grünanlage beim Schleusenpriel soll es dabei gehen. Vielleicht können die Bürger der Verwaltung bei dieser günstigen Gelegenheit auch ein paar Informationen zur Hermine abringen.