Nicht nur insolventer Bäcker Buck: Bäckern im Norden steht das Wasser bis zum Hals
Kürzlich sorgte die Nachricht über die Insolvenz von Bäcker Buck aus Cadenberge, mit Filialen von Cuxhaven bis Hemmoor, für ein großes Echo aus der Gesellschaft. Doch dabei handelt es sich nicht um einen Einzelfall, wie die Landestagung nun zeigte.
Bäcker Buck aus Cadenberge hat Insolvenz anmelden müssen. Der Familienbetrieb führt Filialen von Cuxhaven bis Hemmoor. Einen "Aufstand der Anständigen" gegen die Politik der Berliner Ampelkoalition postuliert der Landesinnungsmeister der Bäcker in Niedersachsen und Bremen, Dietmar Baalk. Die Delegierten trafen sich zur Landestagung im Hotel "Das Donners" in Cuxhaven.
Einer großen Zahl der Betriebe des Handwerks stehe das Wasser bis zum Hals, machte der Verdener Baalk deutlich. In einigen Gebieten des Verbandes habe es bis Februar mehr Insolvenzen gegeben als im ganzen letzten Jahr. Der Landesinnungsmeister führt dies direkt auf die gestiegenen Energiekosten, hohe Abgaben und Steuern sowie auf überbordende Bürokratie zurück. Zu den großen Existenzsorgen trage auch der Fachkräftemangel bei.
Das belegte der Bericht aus dem Berufsbildungsausschuss von Matthias Zieseniß. So gebe es derzeit in Niedersachsen nur 389 Auszubildende im Bäckerhandwerk und 1261 im Verkauf. Das Leistungsniveau sei zum Teil erschreckend schwach. Dabei sei das Bäckerhandwerk gerade bei der beruflichen Integration von Migranten vorbildlich vorangegangen. Doch mangele es an staatlicher Unterstützung bei der sprachlichen Integration. Der Innungsverband spricht sich für eine zentrale Blockbeschulung der verbliebenen Auszubildenden aus. Er sorgt sich zudem um die Betriebsnachfolgen aufgrund des fehlenden Nachwuchses und fordert, dass auch Verkaufsleiter auf Meisterniveau angehoben werden können, um Betriebe zu übernehmen.
"Wenn nichts geschieht, geht bald der Ofen aus"
Die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann, Vorsitzende des MIT-Bundesverbandes und noch bis Mai Botschafterin des deutschen Brotes, lobte, dass das Bäckerhandwerk in die Offensive gegangen sei, um auf die Probleme hinzuweisen. Vielen Betrieben, die in die Zukunft investiert hätten, fehle es aufgrund der Energiekosten an Liquidität, was zu einer hohen Anzahl an Insolvenzen in Eigenregie geführt habe. "Die Betriebe haben nichts falsch gemacht. Und doch geht bald der Ofen aus, wenn nichts geschieht."
In einer Umfrage unter den norddeutschen Innungsbäckern drückt sich die Verunsicherung der Branche aus. Trotz des Anstiegs von Energie- und Lohnkosten bei hoher Inflationsrate lag 2022 die durchschnittliche Steigerung der Verkaufspreise bei lediglich zehn bis 15 Prozent. Vor allem kleinere Betriebe könnten diese Lücke kaum abfedern, so Babette Lichtenstein van Lengerich, im Verband für Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Bei fast der Hälfte der Betriebe habe sich die wirtschaftliche Situation verschlechtert.
Dabei werde aufgrund der politischen Unwägbarkeiten kaum in erneuerbare Energien investiert. Die meisten Bäcker setzen weiter auf Gas, obwohl nur Stromöfen umweltfreundlich betrieben werden können. Der Grund: Viel zu hohe Strompreise. Das von der Bundesregierung für 2022 vorgegebene Ziel, 20 Prozent Energie zu sparen, hat im Bäckerhandwerk laut Umfrage kaum ein Betrieb erreicht. Auch E-Mobilität ist für die Branche kein Thema, weil sie keine wirtschaftlich sinnvolle Option für die Betriebe sei. Das große Thema der vergangenen Jahre, Mehrweg, sei am Kundenverhalten gescheitert.
Dreiviertel der befragten Betriebe bieten, wie von der Politik gefordert, "Coffee to go" im Mehrwegbecher an. Doch die Akzeptanz bei den Kunden sei minimal. Mehrweg werde erst dann zur Müllvermeidung beitragen, wenn Einwegbecher gesetzlich verboten würden.