
Lichtenberg-Gymnasium Cuxhaven muss noch lange warten: Bauzeit verlängert sich
Seit mehr als einem Jahr ist der Haupttrakt des LiG in Cuxhaven geräumt. Erneuert ist in den Räumen aber noch nichts, nachdem der Umfang der Baumaßnahme immer größer geworden ist und neu geplant und genehmigt werden musste. So geht es jetzt weiter.
Vor gut einem Jahr zu Ostern hat das Lichtenberg-Gymnasium mit mehreren Hundert Schülerinnen und Schülern einen aus 74 Containern bestehenden Modulbau auf dem Jahnplatz bezogen. Bis zum Herbst 2025 sollte die Sanierung des Hauptgebäudes dauern. Diese Zeitschätzung ist inzwischen von den Realitäten eingeholt worden.
Die Sanierung des denkmalgeschützten Haupttrakts hat nach immer neuen Herausforderungen und Verhandlungen noch nicht einmal begonnen. Schul- und Baubehörde des Landkreises fassen nun den August 2026 als Fertigstellungstermin ins Auge.
Fördermittel gehen nun nach Warstade
Die für die Fassadensanierung eingeplanten letzten KIP II-Mittel (Kommunalinvestitionsprogramm des Bundes für Baumaßnahmen an Schulen) in Höhe von zwei Millionen Euro fließen nun in die Erweiterung des Gymnasiums Warstade. Für das LiG haben Christina Radke, Leiterin des Fachbereichs Hochbau beim Kreis, und Dezernent Friedhelm Ottens schon andere Förderprogramme ins Auge gefasst.
Sascha Wege, Technischer Leiter beim Kreis, erklärt den bislang schleppenden Fortschritt im LiG: Die Auslagerung habe sich in dem Moment abgezeichnet, in dem deutlich wurde, dass es mit einer bloßen Fassadensanierung nicht getan sein würde. Kaum seien dann die Räume leer gewesen, sei immer mehr Sanierungsbedarf zutage getreten.

Abstimmungsprozesse haben Zeit gekostet
Diese Entscheidung zog ausgedehnte Untersuchungen, Prüfungen, Abstimmungen mit der Feuerwehr und der Denkmalbehörde sowie Genehmigungsverfahren nach sich. In Kürze soll nun der beauftragte Rohbauer die Baustelle einrichten.
Somit muss die Schulgemeinschaft noch lange zusammenrücken. "Nicht einfach vermittelbar, wenn sich in den leeren Räumen nichts tut", erklärt Schulleiter Martin Rehermann. Das Schulleben erstreckt sich derzeit über drei Gebäude: den Klassentrakt, den Modulbau und die 1. Etage der alten Realschule. Mit den heute gemachten Erfahrungen wäre vielleicht ein kompletter Umzug in ein alternatives Gebäude - auch in Modulbauweise - einfacher gewesen.
"Wir wissen, dass dies eine total schwierige Situation ist, gerade jetzt wieder während der Abiturprüfungen", gestand Friedhelm Ottens ein und dankte Martin Schulleiter Rehermann und der Schulgemeinschaft für deren Verständnis.
Schulleiter hat sich zeitweilig ausgebootet gefühlt
Rehermann hält es für höchste Zeit, die Schule endlich in die Prozesse einzubinden. Bei der Kommunikation habe es bisher gehapert. Über eine so bedeutsame Maßnahme wie die plötzliche Sperrung der Aula und der Sporthalle sei er lediglich ins Benehmen gesetzt worden. Rehermann will jetzt die Chance genutzt sehen, andere Plätze zum Lernen zu schaffen - für kleine Lerngruppen, unabhängiges Lernen und Differenzierung.
"Lernbedingungen dürfen nicht von Kassenlage der Kreise abhängig sein"
Erfreulicherweise solle jetzt im Kreis über Mindeststandards und Aussehen von Schulneubauten gesprochen werden (der Kreis will dazu eine breit besetzte Arbeitsgruppe mit rund 50 Personen einberufen), so Rehermann. Vom Fortschritt dürften aber Schulen, die nur umgebaut würden, nicht abgekoppelt werden. Gleiche Lernbedingungen stünden Schülerinnen und Schülern im gesamten Landkreis und in ganz Niedersachsen zu und dürften nicht von der Kassenlage der Kreisverwaltungen abhängig sein.

"Ich leite eine Schule und kein Museum"
Die Vorgaben des Denkmalschutzes seien nachvollziehbar, aber müssten sich auch mit den Ansprüchen an gutes Lernen verbinden lassen. "Ich leite eine Schule und kein Museum", verdeutlichte er, "und es soll eine erfolgreiche Schule sein, die Lernraum bietet." Neben den pädagogischen Vorteilen werde eine Schule so auch attraktiver für junge Lehrkräfte.
Bei allem Verständnis für die Sorgen der durch Personalnot und Kostenzwänge gebeutelten Verwaltung müssten Wege gefunden werden, dies schneller zu erreichen: "Bildung muss priorisiert werden, anderes können wir uns als Gesellschaft nicht leisten", betonte Rehermann.
Unter Personaldruck und Kostenstau noch viele Projekte umgesetzt
Das Aufholen der Versäumnisse der Vergangenheit erzeuge im Kreis einen Riesendruck, erklärte Friedhelm Ottens angesichts eines Investitionsstaus von rund 780 Millionen Euro bei den Kreisliegenschaften. Dafür werde noch sehr viel gleichzeitig bewältigt, meinte Ottens mit Hinweis etwa auf die Cuxland-Halle, die Schule am Meer und zahlreiche Schulneubauten im Kreis. Alle Neubauten seien sehr gut geworden. Das von Martin Rehermann vorgeschlagene Outsourcing an externe Firmen im Rahmen von ÖPP-Projekten werde bereits umgesetzt, so Christina Radtke.

Bauen im Bestand sei immer eine Riesen-Herausforderung, so Ottens. Bei der Besichtigung anderer Standorte sei die Nutzung der Flure ebenfalls ein Thema gewesen. "Die können wir tatsächlich nicht leerstehen lassen", pflichtete er Martin Rehermann sei. Einig sind sich Verwaltung und Schule bei den Ansprüchen an die Sicherheit.
Viele nackte Wände und Fußböden
Ein Rundgang über die Baustelle zeigte rohe Böden ohne Estrich (ein Teil davon muss aber erhalten bleiben) und viele nackte Wände mit freiliegenden Rohren und Kabeln. Komplett erneuert werden sollen die Fensterfronten. Dabei werden die zwischenzeitlich durch die Stadt eingebauten Kunststoff- wieder durch Holzrahmen ersetzt. Von außen wird eine Beschattungsanlage mit Lamellen eingeplant.

Sascha Wege kündigte außerdem einen Außen-Treppenturm als zweiten Fluchtweg für die Aula sowie die Errichtung eines Lifts an, der die Aula und alle anderen Stockwerke erschließen wird. Für die Neuverkleidung der Fassade wird ein Wärmedämm-Verbundsystem mit Riemchen in dunkler Klinker-Optik zum Einsatz kommen.