Nach dem Asbest-Fund am LiG in Cuxhaven: Wenigstens Ist-Zustand erträglicher machen
Die Sanierung des Lichtenberg-Gymnasiums war ohnehin schon im Verzug, als am Dienstag die nächste Hiobsbotschaft eintraf: Asbest im Altbau verzögert die Sanierung auf unbestimmte Zeit. Was bedeutet das für die Schulgemeinschaft und was erwartet sie?
Mit dem Moment der Gewissheit war klar: Bevor der gefährliche Baustoff nicht entfernt ist, darf nicht weiter saniert werden. Der ohnehin schon mehrfach nach hinten verschobene Fertigstellungstermin ist dahin.
Für die Schulgemeinschaft bedeutet es, dass sie noch länger mit dem auf drei Standorte aufgeteilten Provisorium leben muss. Was das mit dem Schulleben macht, hatte Direktor Martin Rehrmann bereits bei der Grundsteinlegung Anfang Oktober, also eineinhalb Jahre nach dem eiligen Auszug aus dem Hauptgebäude, geschildert. Die Stimmung war danach - gelinde gesagt - frostig.

"Sicherheit in der gebotenen Schnelligkeit"
Natürlich ist dem Schulleiter klar, dass Sicherheit vor Schnelligkeit geht und dass es beim Thema Asbest kein Risiko einzugehen gilt. "Wir wollen in eine sanierte Schule ohne Schadstoffe zurückziehen. Dazu gehört, dass alle Gebäudeteile, die auf die 30er-Jahre zurückgehen, untersucht werden. Wir erwarten vom Schulträger aber auch, dass er diese Sicherheit in der gebotenen Schnelligkeit schafft."


Im Mittelpunkt steht für ihn nun der Anspruch, dass nun wenigstens die aktuellen Gegebenheiten erträglicher gestaltet werden. Das beginne bereits mit dem Betreten des Schulgeländes. Derzeit müssen Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Gäste und Lieferanten auf unbefestigten Wegen um zahlreiche Pfützen und schlammiges Gelände herumbalancieren.
Kreuz und quer auf unbefestigten Wegen
"Baufahrzeuge fahren dort dann auch noch", berichtet Schülersprecher Jan Emil Affeldt (9 a). Die Wege würden immer schmaler; ein Plattenweg würde schon eine deutliche Verbesserung darstellen. Derzeit führt der Fußweg aufs Gelände durch die Fahrradabstellanlage.

Seit auch noch auf dem Dach des Klassentrakts gearbeitet wird und der dort entlang führende Weg gesperrt ist, muss auch noch ein Schlenker über den Parkplatz der Realschule eingelegt werden, bis endlich die Containeranlage auf dem Jahnplatz erreicht ist. Ansprüche an Barrierefreiheit - auch ein Schüler im Rollstuhl und eine blinde Schülerin besuchen das Lichtenberg-Gymnasium -seien damit in keinster Weise erfüllt.

Auch die Schulhofsituation beeinträchtigt den Schulalltag. Der Mittelstufe bleibt meist nichts anderes übrig als die nackte Fläche vor den Containern, nachdem vom Ost-Schulhof (Richtung Realschule) nur das Rondell übrig geblieben ist. Weil auch der andere Schulhof (Richtung Rundturnhalle) halbiert ist und sich hier der Spielbereich für die jüngeren Jahrgänge befindet, ballt sich in den Pausen alles im Forum.
Liste soll dem Landkreis übergeben werden
Für Martin Rehermann nennt weitere Anforderungen von einer Liste, die gerade zusammengestellt wird: Ein anständiges Tor statt eines wackeligen Zaunelements. Gemeinschaftsräume für größere Veranstaltungen und die Fertigstellung der Brandschutzvorkehrungen in den nutzbaren Gebäudeteilen. Aus den offenen Decken im Klassentrakt und auf dem Weg zum naturwissenschaftlichen Trakt baumelten seit zweieinhalb Jahren die Kabel.

Nicht über Jahre von der Schulentwicklung abkoppeln
Es gehe hier nicht um Luxus-Ausstattung, sondern um Mindestvorkehrungen, betont Martin Rehermann. Auch eine Schule, die saniert werde, dürfe nicht über Jahre von der Schulentwicklung und dem Anspruch an Bildungsgerechtigkeit abgekoppelt werden. Als Beteiligter am Cuxland-Schulraummodell (Förderung anderer Lernformen auch durch Veränderung von Räumen) habe er den Anspruch, individuelles Lernen auch jetzt schon möglich zu machen.
Anspruch auf angemessene Lernumgebung
"Wir haben ganz viele Ideen und wollen uns auf den Weg machen." Dabei müsse aber auch die Ausstattung mithalten. Außerdem dürfe eine Ganztagsschule wie das Lichtenberg-Gymnasium durchaus den Anspruch auf eine angemessene Lernumgebung anmelden: Das habe die Schule nicht nur verdient, sondern das sei auch die Aufgabe jedweden Schulträgers in Niedersachsen.
Erforderlich sei dafür aber auch das unbedingte Ja der Politik. "Bildung ist unsere einzige Ressource. Das muss endlich zu einem gesellschaftspolitischen Thema werden."



