
Klima- und Wolfsschutz: Nur zwei der Herausforderungen der Bauern im Kreis Cuxhaven
Beim CDU-Ortsverband Lüdingworth gab es nun Einblicke in die Zukunft der Landwirtschaft. Im Fokus stehen Herausforderungen wie Klimaschutz, Wolfsschutz und die Regulierung durch die Politik. Kann Augenmaß den Wandel meistern?
"Ran an die Stangen", hieß im "Norddeutschen Hof". Traditionell zum Ende der Spargelsaison hatte der CDU-Ortsverband Lüdingworth seine Mitglieder, Partner und Freunde zum großen Spargelessen eingeladen. "Landwirtschaft in der Zeitenwende", lautete der Gastbeitrag des Vorsitzenden des Kreisbauernverbandes Land Hadeln im Landvolk Niedersachsen, Heino Klintworth.
In einer spannenden Ausführung gab der Armstorfer Landwirt interessante Einblicke in die Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz-Bemühungen der Landwirtschaft allgemein, aber auch in deren Probleme vor Ort, beispielsweise die Wiedervernässung der Moore und die Bedrohung durch den Wolf. Durch den Abend führte der Ortsverbandsvorsitzende Hagen Friedrichs.
Das Grußwort hielt der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph Frauenpreiß. Europa warte jetzt auf starke Antworten, flankierte er die ersten Taten der neuen Regierung. Frauenpreiß sei der richtige Mann in Berlin, um die Interessen der hiesigen Landwirtschaft in Berlin zu vertreten, ist sich Klintworth sicher.

Wettbewerbsfähigkeit fange immer da an, wo die Regierung und Brüssel versuchten, zu regulieren, gab er zu bedenken. Als Beispiel führte er den Pflanzenschutz an, bei dem man die Konkurrenz aus dem Ausland nicht aus dem Auge verlieren dürfe. In den vergangenen Jahren habe man vernachlässigt, die Voraussetzungen für eine starke regionale Landwirtschaft zu schaffen. Dafür brauche man eine vernünftige politische Unterstützung. Vordringlich sei, die Gesetzgebung zu entschlacken. "Was will man eigentlich erreichen, wenn man alles verbietet?", stellte er in den Raum. Nun sei es Zeit, tätig zu werden.
Mit Augenmaß gegensteuern
Den Wolf sieht er ganz oben auf der Agenda. Maß und Mitte seien hier gefragt. Der Landwirt forderte dringend Maßnahmen, um die Entnahmen von Problemwölfen zu forcieren und er frage sich, wer die Verantwortung für den Schutz der Weidetiere übernimmt. Die Situation werde immer schlimmer und bedrohlicher, kam es aus den Reihen der Landwirte. Die Behörden und politischen Instanzen zeigten jedoch ein Höchstmaß an Ignoranz und Untätigkeit, wurde aus der Runde beklagt. Nun hoffe man, dass die neue Regierung das Thema konsequent in Angriff nimmt.

Auch an der Saatkrähe scheiden sich die Geister. In Otterndorf tobt der Grundsatzstreit zu den Vögeln schon seit vielen Jahren. Anwohner sind zunehmend genervt von den lautstarken Rabenvögeln, die sich im Amtsgerichtsgarten eingenistet haben. Wenn man schon mit dem Regenschirm zum Amtsgericht müsse, sei das peinlich, warf Klintworth ein. Man habe Flächen von bis zu 20 Hektar, die wieder neu besät werden müssen, führte ein Landwirt an. An dem Problem Saatkrähen sei man dran, versprach Klintworth: "Wenn zu viel, dann zu viel." Schützen nur um des Schützens wegen, ginge nicht. Man müsse gegensteuern. Jetzt sei der Landkreis gefragt.
Tausende Hektar Moorflächen zu vernässen
Auch das Reizthema Klima wurde nicht ausgespart. Um die Klimaziele zu erreichen, müssen tausende Hektar Moorflächen wiedervernässt werden. Das hat elementare Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Weidetiere verschwinden von den Wiesen, Menschen verlieren ihre Arbeitsplätze, Vermögensverluste durch Wertminderung der Flächen entstehen. Ein Zurück gebe es allerdings nicht mehr, so Klintworth. Man werde an Diskussionen nicht vorbeikommen, aber nicht jeder Argumentation hinterherlaufen, sagte er kämpferisch. Noch gäbe es viele Fragezeichen. Das Moor zu vernässen, um die Klimaziele zu erreichen, könne aber nur mit Augenmaß erreicht werden, betonte er.
Anschließend bot die Veranstaltung Raum für Fragen. Der ländliche Raum müsse wieder etwas mit Heimat zu tun haben, wünschte sich Diskussionsteilnehmer Hans-Hermann Ropers aus Nordleda. "Ein landwirtschaftlicher Betrieb muss wieder das warme Nest für die Familie, Kinder und Enkelkinder werden." Jetzt müsse die Regierung mit einer vernünftigen Agrarpolitik umsteuern. Neuen Ideen gegenüber zeige man sich aufgeschlossen und werde sie gemeinsam weiterentwickeln. "Landwirtschaft war immer da. Und bleibt auch", setzte Heino Klintworth den Schlusspunkt.
Von Joachim Tonn