
Mit dem Klimawandel leben: Wie Cuxhaven sich gegen Wetterextreme rüsten kann
Wie wollen wir eigentlich unsere Umgebung gestalten, um mit den unweigerlich eintretenden Folgen des Klimawandels - Hitze, Extremwetter, Dürre, steigender Meeresspiegel - zurechtzukommen? Kein Thema nur für Naturwissenschaftler und Behörden.
In kleiner Runde ging es am vergangenen Mittwoch in der Bürgerhalle des Cuxhavener Rathauses um genau dieses Thema. Die Kommunen sind mittlerweile verpflichtet, Klimaanpassungskonzepte aufzustellen. Doch das wollen Klimaanpassungsmanager Daniel Baumgärtner und die Bau- und Umweltabteilungen der Stadt nicht unter sich diskutieren. Die Einladung für den vergangenen Mittwoch sollte die Bevölkerung einbeziehen; ein Prozess, der außerdem durch eine noch bis zum 4. Juli laufende Online-Umfrage flankiert wird.
Schutz des Klimas ist eine andere Baustelle
Rund 15 bis 20 Interessierte ließen sich durch Daniel Baumgärtner und Alina Austmann ("energielenker GmbH", Münster) über den Stand der Dinge in Cuxhaven ins Bild setzen. Beide machten deutlich, dass in dieser Aufgabe nicht Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels gesucht werden, sondern konkrete Reaktionen auf bereits auftretende und noch zu erwartende Auswirkungen.

Cuxhaven wird zum Zufluchtsort werden
Eine davon: Extreme Hitze in den Städten. Stadt und Landkreis Cuxhaven wird dabei voraussichtlich noch eine bedeutsame Rolle als Zufluchtsort zukommen, weil Menschen den Gesundheitsbeeinträchtigungen im Binnenland nicht mehr standhalten können.
Gemäßigt, aber doch immer wärmer
Jedoch spricht trotz der noch vergleichsweise gemäßigten Klimaprognosen für diese Region die Aufwärtsentwicklung der Temperaturen auch hier eine klare Sprache: 8,6 Grad betrug die Durchschnittstemperatur im Zeitraum von 1961 bis 1990; bei 9,7 Grad lag sie bereits in den Jahren 1991 bis 2020. Langzeitprognosen sagten Jahresmitteltemperaturen von 10 bis 13,4 Grad voraus, so Alina Austmann.

Die Tendenz beim Gesamtjahresniederschlag zeige leicht nach oben, vor allem im Winter. Deutlich erkennbar sei beim Vergleich der Zeiträume die Zunahme der warmen (ab 25 Grad) und heißen Tage (ab 30 Grad Tageshöchsttemperatur). Allein bei den Sommertagen über 25 Grad legte die Region um acht Tage von durchschnittlich 16,7 auf 24,6 Tage zu. Im Gegenzug gibt es im Winter kaum noch Dauerfrost.
Unwetterwarnung wegen extremer Hitze
Auch in dieser Region (für die am Mittwoch, 2. Juli, eine offizielle Unwetterwarnung wegen extremer Hitze gilt) müsse mit häufigeren und intensiveren Extremwetterereignissen, Dürreperioden und Risiken durch Orkanböen und Starkregen gerechnet werden. Hochwasserrisiken gingen nicht nur von der Erhöhung des Meeresspiegels (prognostiziert ist ein Anstieg von mehr als 50 Zentimetern), sondern auch durch Binnenhochwasser aus.
In einer Praxisphase ging es darum, Gefahren, aber auch Positiv-Beispiele zu identifizieren und Vorschläge für konkrete Maßnahmen zu sammeln. Die Beteiligten - mittendrin Baudezernent Andreas Eickmann - kamen sofort ins Gespräch und die Stellwände füllten sich mit Beiträgen.
Ganz konkrete Vorschläge
Sonnensegel über Spielplätzen und Wartezonen, Entsiegelung von Parkplätzen, Förderung von Baumschutz und Neuanpflanzungen, Anbringen von Trinkwasser- und Sonnenschutzmittelspendern, neue Bauvorschriften und mehr Fahrradstraßen gehörten zu den Anregungen. Weiter ging es um Gesundheitsrisiken, Anforderungen an den Bevölkerungs- und Arbeitsschutz sowie um Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt.

Abgefragt wurde außerdem das Interesse an Hilfen zu konkreten Themen wie Schutz des Eigentums, Regenwasserspeicherung, Dach- und Fassadenbegrünung, Tipps und Tricks an Hitzetagen oder Artenschutz im Garten.

Nicht an der Wucht der Gesamtaufgabe scheitern
Kleine Schritte, allen voran der Schutz des Bestehenden, wurden angeraten, um nicht an der Wucht der Gesamtaufgabe zu scheitern. Für Andreas Eickmann kann an diesem Punkt die Beteiligung der Bevölkerung an der Konzept-Erstellung noch nicht beendet sein.
Ratsherr Norbert Welker (Bündnis 90/Die Grünen) lobte die Qualität der Beiträge an dem Abend ("nur nachvollziehbare Gedanken") und auch die Online-Umfrage hat Vorschläge hervorgebracht, mit denen die Verwaltung zu tun bekommen wird. So wird beispielsweise die Steinwüste auf dem Kaemmererplatz hinterfragt, es werden Schattenplätze für die Strandpromenade vorgeschlagen und ein Vorgehen gegen Schottergärten gefordert.

