Wölfe waren jahrelang in Deutschland ausgerottet, breiten sich aber heute vermehrt im ländlichen Niedersachsen aus. Was die einen als Erfolg für die Artenvielfalt feiern, stellt für andere eine Bedrohung dar. Foto: dpa/Schuldt
Wölfe waren jahrelang in Deutschland ausgerottet, breiten sich aber heute vermehrt im ländlichen Niedersachsen aus. Was die einen als Erfolg für die Artenvielfalt feiern, stellt für andere eine Bedrohung dar. Foto: dpa/Schuldt
Video schlägt hohe Wellen

Nach möglichem Wolfs-Video aus Cuxhaven: Kritik an "Lotto"-Aussage von Wolfsberater

von Christian Mangels | 14.10.2024

Das Video einer mutmaßlichen Wolfssichtung in Cuxhaven-Döse schlägt hohe Wellen. Der Vorfall heizt die Diskussion über die Gefährlichkeit der Tiere und die Sinnhaftigkeit ihres Schutzes an. Auch die Aussagen eines Wolfsberaters sorgen für Diskussion.

In dem Video, das in den Abendstunden am Döser Feldweg in Cuxhaven gedreht wurde, ist ein wolfsähnliches Tier zu sehen, das über eine Weide läuft. Der Video-Urheber versucht, den Vierbeiner anzulocken und eine weibliche Stimme fragt: "Ist das ein Wolf?" Der kurze Film wurde im Netz bereits hundertfach angeklickt.

Der Wolfsberater Heiko Hellmann aus Cuxhaven-Oxstedt kann die Frage, ob in dem Video ein Wolf zu sehen ist, nicht mit hundertprozentiger Sicherheit beantworten. "Es gibt einige Hunderassen, die dem Wolf sehr ähnlich sind", sagt Hellmann. "Ich kann nicht ausschließen, dass es sich bei dem Tier auf dem Video um einen Wolf handelt, doch leider ist das Wildtier nicht so richtig scharf zu erkennen." Auch Olaf Kuball, Wolfsberater aus der Samtgemeinde Börde Lamstedt, dem wir das Video zur Begutachtung gezeigt haben, kann einen Wolf nicht zweifelsfrei identifizieren. "Das Tier in dem Video zeigt farblich die Merkmale eines Wolfes. Allerdings bin ich mir bei der Schwanzhaltung, die leicht aufschwingend ist, nicht ganz sicher", so Kuball.

Rinder-Riss im Bereich Holte-Spangen

Auffällig am Fall der vermeintlichen Wolfssichtung am Feldweg ist, dass sie in zeitlicher Nähe zu einem weiteren Vorfall im Bereich Holte-Spangen steht. Nach Informationen unserer Zeitung wurde dort am Wochenende auf einer Weide ein Rind gerissen. Eine offizielle Bestätigung dazu gibt es noch nicht. Ein DNA-Test soll darüber Auskunft geben, ob das tote Rind aufs Konto eines Wolfes oder eines anderen Tiers geht.

Wolfsberater Heiko Hellmann weiß, dass es aktuell eine Wölfin gibt, die sich überwiegend westlich der Autobahn 27 aufhält und des Öfteren auch schon im Bereich der Cuxhavener Küstenheiden gesichtet worden ist. Ist dieses Tier für den Rinderriss in Holte-Spangen verantwortlich? Zudem gebe es einen sogenannten Wolf-Familienverband, der im Bereich Schiffdorf verortet wird.

Wolfsbegegnung in Cuxhaven wie "Sechser im Lotto"

Hellmann hatte im Gespräch mit unserem Medienhaus betont, dass der Mensch nicht zum Beutespektrum des Wolfes zähle. Er bezeichnete die Begegnung mit einem Wolf als einen "Sechser im Lotto". Wer einem Wolf begegnet, solle ruhig stehen bleiben und die "Situation genießen".

Kritik an dieser Aussage kommt jetzt von Dr. Dirk Timmermann, dem Kreisvorsitzenden der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT). Angesichts der jüngsten Wolfsattacken könne man keineswegs von einem "Sechser im Lotto" sprechen. Die Wolfspopulation habe stark zugenommen und bedrohe die Nutztiere im Kreis Cuxhaven, etwa die Schafe am Deich. Die MIT habe deshalb schon vor Jahren die Einrichtung einer 70 Kilometer breiten wolfsfreien Zone entlang der Küste gefordert.

Timmermann ist froh, dass die 27 EU-Mitgliedstaaten dafür gestimmt haben, den besonderen Schutzstatus des Wolfs herabzusetzen. Vorgesehen ist, dass der Schutzstatus des Wolfs von "streng geschützt" auf "geschützt" gesenkt wird. "Ich hoffe, dass die Bundesumweltministerin jetzt ganz schnell handelt", so Timmermann.

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Christian Mangels

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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