
Nach Wohnungsbrand: Nur Badelatschen und Socken bleiben Bewohnern - Altenwalde hilft
Die Folgen des Brands mitten in Cuxhaven-Altenwalde sind schlimm. Das Mehrfamilienhaus ist bis auf Weiteres unbewohnbar. Doch der Ort schaut nicht weg. Ortsbürgermeister Ingo Grahmann ist überwältigt von der Hilfsbereitschaft.
Die Folgen des Brands mitten im Cuxhavener Stadtteil Altenwalde sind schlimm. Das Mehrfamilienhaus, in dem in der Nacht zum Sonnabend ein Feuer ausgebrochen war, ist bis auf Weiteres unbewohnbar. Doch der Ort schaut nicht weg. Ortsbürgermeister Ingo Grahmann ist überwältigt.
Erfreut über die spontane Reaktion im Ort
Zunächst darüber, dass so schnell Hilfe für eine vierköpfige Familie mit zwei kleinen Kindern in Gang gebracht worden ist: "Ich kenne die Leute nicht persönlich und war natürlich erfreut über die spontane Reaktion im Ort", sagt er.

Es seien aber auch weitere Bewohner obdachlos geworden. Nach einer Nacht im Hotel in Altenwalde, wohin der Vermieter sie vermittelt habe, habe sich einer von ihnen am Morgen danach ins Sozialkaufhaus gleich gegenüber begeben, ohne Jacke und Schuhe. Das dortige Team habe ihm im vergangenen Jahr schon einmal geholfen, als er mit zwei Kollegen von Bremerhaven nach Altenwalde gekommen war.
Sozialkaufhaus war erste Anlaufstelle
Die Frauen des Kaufhaus-Teams hätten ihnen damals die Wohnung vermittelt und für eine Erstausstattung gesorgt. Daher sei das Kaufhaus auch jetzt in seiner Not die erste Anlaufstelle gewesen. Zu den Mitarbeiterinnen dort zählt auch Sonya Grahmann, Ehefrau des Ortsbürgermeisters. Ingo Grahmann hörte sich ihre Beschreibung der Situation an, griff zum Telefonhörer und rief Oberbürgermeister Uwe Santjer an. "Von ihm kam dann die Nachricht, dass der junge Mann vorerst in einem Hotel in der Stadt untergebracht werden könne", berichtet Grahmann.
Plötzlich war die Bleibe da
Hilfe nahte jedoch zu dem Zeitpunkt schon von ungeahnter Stelle: "Eine Kundin des Kaufhauses bot spontan an, den jungen Mann und gegebenenfalls auch seine Mitbewohner bei sich im Hause wohnen zu lassen. Eine ehemalige Ferienwohnung in ihrem Haus sei frei und sie könne helfen", berichtet Ingo Grahmann.

Daraufhin habe er den Mann aus dem Hotel zur Besichtigung der Wohnung abgeholt. Bei einem Abstecher zur Brandstätte durfte der Bewohner mit geliehenen Stiefeln und in Begleitung von Feuerwehrleuten für wenige Momente in die Wohnung, um zu versuchen, noch etwas Hab und Gut zu retten. Etwas Bekleidung, ein Paar Schuhe und Papiere habe er schnell an sich nehmen können.
Währenddessen begann eine Hilfsaktion aller Helfergruppen des Kaufhauses, die in kürzester Zeit für etwas Bargeld für den Lebensunterhalt, Kleidung, Handtücher, Körperpflege- und Lebensmittel sorgte. Der junge Mann wohnt jetzt zusammen mit zwei Kollegen in der angebotenen Wohnung.
Sogar mit Familie in Afrika telefoniert
Es war Jutta Gündchen aus dem Dürerweg in Franzenburg, die spontan handelte, als sie von der Notlage erfuhr. Sie berichtet, wie Sonya Grahmann förmlich aus allen Wolken fiel, als sie ihre Hilfe anbot: "Sie hatte schon den ganzen Vormittag versucht, die Männer unterzubringen."

Seit einigen Tagen passieren in ihrem Leben viele Dinge zum ersten Mal - inklusive eines Telefonats mit der Mutter eines der Gestrandeten in Afrika. Weiter erzählt sie: "Die Männer sind hier in Cuxhaven, um ihre Ausbildung zum examinierten Krankenpfleger zu machen. Sie sind im zweiten Lehrjahr und sprechen sehr gut Deutsch." Mobil sind die Pflegeschüler durch ihre Fahrräder.
Schuhe und Unterwäsche fehlen
Ganz besonders dringend bräuchten die Männer Schuhe - sie hätten derzeit lediglich Badelatschen mit Socken an den Füßen. Pullover und Sweatshirts seien auch durch die Hilfe einiger Freundinnen schon ausreichend zusammengekommen. Unterwäsche werde aber noch benötigt.
"In dieser Zeit muss man einfach Menschlichkeit zeigen", findet Jutta Gündchen. Der Vermieter und viele andere seien ebenfalls sehr engagiert.
Eine Notlage ist noch nicht gelöst
Ein weiterer Bewohner des Hauses ist laut Auskunft Ingo Grahmanns noch auf der Suche nach einer Bleibe. Nur für kurze Zeit könne er noch im Hotel bleiben. Grahmann: "Er ist schon neun Jahre hier, spricht sehr gut Deutsch und ist berufstätig in der Gastronomie. Wir sind noch nicht fündig geworden und sorgen uns um eine kurzfristige Lösung, damit er nicht in eine Notunterkunft wechseln muss."
Schon jetzt habe sich ihm mal wieder bewiesen, dass Altenwalde humanitäre Hilfe kann: "Das stellen unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger immer wieder unter Beweis. Ich bin sehr dankbar für so viel Engagement für Menschen in Not!"