
Neue Namen für Bushaltestellen in Cuxhaven: In Sahlenburg gefällt das nicht jedem
Cuxhaven plant eine neue Ordnung im Busnetz. Alteingesessene Haltestellennamen wie "Seehospital" verschwinden, während neue Bezeichnungen Einzug halten. Doch der Wandel stößt nicht überall auf Zustimmung - besonders in Sahlenburg.
Wer in Cuxhaven künftig auf den Bus wartet, darf sich ab Mitte 2027 an einigen Haltestellen auf neue Namen einstellen. Die Stadtverwaltung hat beschlossen, die Bezeichnungen zahlreicher Haltestellen im Stadtgebiet zu ändern - ein Schritt, der zunächst unscheinbar klingt, aber durchaus emotionales Gewicht trägt. Besonders im Ortsteil Sahlenburg, wo Haltestellennamen wie "Seehospital" und "Abzw. Seehospital" seit Jahrzehnten zum Sprachgebrauch gehören, sorgt die Neuregelung für Gesprächsstoff.
Die Umbenennung ist Teil des neuen Nahverkehrsplans, der ab dem 1. Januar 2026 in Kraft treten soll. Ab dem 1. August 2027 wird die Stadt Cuxhaven - erstmals in eigener Verantwortung - die Namen der Haltestellen festlegen. Bislang hatten diese Entscheidungen die Verkehrsunternehmen in Abstimmung mit der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) getroffen. Nun soll Klarheit und Einheitlichkeit in die bislang gewachsene, teils willkürliche Namenslandschaft kommen.
"Wir wollen, dass Fahrgäste sich besser zurechtfinden. Straßennamen sind eindeutig - Firmennamen oder historische Begriffe dagegen oft nicht mehr aktuell", heißt es dazu aus dem Rathaus.
Vom "Seehospital" zum "WattBZ"
Konkret betrifft die Änderung auch die Sahlenburger Haltestellen rund um das frühere Seehospital. Künftig soll eine Haltestelle "WattBZ" heißen. Die Verkehrsplaner haben sich dafür an dem Wattenmeer-Besucherzentrum orientiert. Folgerichtig wird aus der Station "Sahlenburg, Seehospital" künftig "Sahlenburg, WattBZ", und die Haltestelle "Sahlenburg, Abzw. Seehospital" wird zu "Sahlenburg, Abzw. WattBZ". Damit folgt die Stadt einem klaren Prinzip: Haltestellen sollen sich an Straßennamen und markanten öffentlichen Einrichtungen orientieren - nicht an Geschäften oder ehemaligen Institutionen.

Gleichzeitig verschwinden auch Haltestellennamen, die auf Apotheken verweisen. Aus der "West Apotheke" an der Beethovenallee wird künftig die Haltestelle "Fröbelstraße", aus der "Apotheke Altenwalde" die "An der Schonung". Die Stadt folgt damit der Empfehlung des Landesnahverkehrsplans, wonach kommerzielle Bezüge im ÖPNV künftig vermieden werden sollen.
In Sahlenburg trifft diese Regelung allerdings auf gewachsene Strukturen - und vereinzelt auch auf Gefühle. Viele Einheimische verbinden mit dem Begriff "Seehospital" nicht nur eine Bushaltestelle, sondern auch ein Stück Ortsgeschichte. Jahrzehntelang prägte die Einrichtung das Bild des Ortsteils und war Orientierungspunkt für Einheimische wie Urlauber.
Auch Ortsbürgermeisterin Claudia Bönnen (CDU) sieht die Notwendigkeit klarer Bezeichnungen, mahnt aber zugleich mehr Gespür für Geschichte an: "Der Ortsrat war mit den Vorschlägen grundsätzlich einverstanden. Doch ich hätte mir gewünscht, dass wenigstens die Haltestelle 'Nordheimstraße 60‘ künftig 'Mathilde-Emden-Weg‘ heißt - zu Ehren des denkmalgeschützten Hauses, das für Sahlenburg eine besondere Bedeutung hat", sagt Bönnen.

Die Stadtverwaltung will die Anregung prüfen, betont aber zugleich, dass der Fokus künftig auf der eindeutigen Orientierung für Fahrgäste liegt. "Das hilft besonders Touristen, Pendlern und Gästen, die den Ort nicht kennen", heißt es aus dem Rathaus.
Kunst am Haltepunkt - ein Stück Sahlenburg bleibt bunt
Während über Namen diskutiert wird, bleibt eines bestehen: das bunte Bushäuschen an der künftigen Haltestelle "Sahlenburg, Abzweig WattBZ". Die beiden Cuxhavener Kreativen Jimmy Albrand und Niels Hertel hatten das in die Jahre gekommene Wartehäuschen vor einiger Zeit künstlerisch gestaltet - eine kleine Hommage an die maritime Seele Sahlenburgs.
Das leuchtende Blau, die geschwungenen Wellenlinien und die Möwenmotive haben aus dem nüchternen Haltepunkt einen Ort mit Charakter gemacht. Viele Sahlenburger verbinden mit ihm mehr als nur eine Busverbindung: ein Stück Identität, das an den Wandel erinnert - und an die Menschen, die ihn gestalten.
Dass der öffentliche Nahverkehr sich verändert, ist keine neue Entwicklung. Doch die Namensänderungen zeigen exemplarisch, wie Verwaltung und Bürgernähe in Einklang gebracht werden müssen. Es geht um mehr als Buchstaben auf einem Schild: Es geht um Orientierung, Geschichte und Zugehörigkeit.
Am Ende bleibt die Hoffnung, dass Cuxhaven beides schafft - klare Wege für Fahrgäste und Raum für Geschichten, die an den Haltestellen weiterleben. Denn was wäre eine Stadt ohne ihre vertrauten Namen? Nur Linien und Halte. Aber keine Heimat.