Nina Hoger und Ulla van Daelen entführen das Publikum in eine Welt aus Klangwellen und Wortschimmern. Foto: Tonn
Nina Hoger und Ulla van Daelen entführen das Publikum in eine Welt aus Klangwellen und Wortschimmern. Foto: Tonn
Nina Hoger und Ulla van Daelen

Konzertlesung im WattBz in Cuxhaven-Sahlenburg: Poesie und Musik vereinen sich

10.10.2025

Einen Abend voller Poesie und Musik haben die Besucher im Wattenmeer-Besucherzentrum (WattBz) in Cuxhaven-Sahlenburg erlebt, als Nina Hoger und Ulla van Daelen das Meer in Klang und Wort einfingen.

Draußen schäumte das Meer, die Luft schmeckte nach Salz und der Himmel hing schwer über dem Watt. Drinnen, im hell erleuchteten Saal des Wattenmeer-Besucherzentrums (WattBz), entfaltete sich ein anderes Meer - eines aus Klang, Poesie und Erinnerung. Mit ihrer Konzertlesung "Der alte Klang und das Meer" mit literarischen Texten von Kästner bis Ringelnatz schufen Nina Hoger und Ulla van Daelen einen Abend, der die Seele salzig schmecken ließ.

Es ist, als hätten beide Künstlerinnen das Meer im Blut. Nina Hoger steht seit Jahrzehnten für eine ganz eigene Bühnenpräsenz - warm, geerdet, manchmal herb, immer durchdrungen von feinem Humor. Ihre Stimme, tief und samtig, trägt Geschichten mit einer Glaubwürdigkeit, die keine großen Gesten benötigt. Bekannt aus unzähligen Film- und Fernsehproduktionen, wie "Um Himmels Willen", offenbart sie in solchen Rezitationsabenden jene stille Kraft, die aus dem Zuhören kommt.

An ihrer Seite: Ulla van Daelen, Harfenistin, Komponistin und Grenzgängerin zwischen Klassik, Jazz und Pop. Ihre Karriere begann in der Welt der großen Orchester mit Engagements an der Deutschen Oper am Rhein oder beim WDR-Rundfunkorchester. Doch van Daelen hat der Harfe längst ein neues Klanggewand gegeben. Sie lässt sie tanzen, flirren, atmen; manchmal klingt sie wie Regen, manchmal wie ein Lächeln über den Wellen. Ihre Musik trägt jene Offenheit, die entsteht, wenn man das Meer nicht nur sieht, sondern hört: einfach zauberhaft.

Eine Reise ins Innerste des Meeres

Gemeinsam führten Hoger und van Daelen das Publikum auf eine Reise - nicht nur ans Meer, sondern in dessen Innerstes. Zwischen Lyrik und Musik entsteht ein Wechselspiel, das mal feinsinnig und leise, dann wieder verspielt und überraschend ist. Texte über Sehnsucht, Fernweh, Nähe und Freiheit verweben sich mit Tönen, die das Wasser nachzeichnen: fließend, unvorhersehbar, unendlich. Ein Meeresrausch-Potpourri, das lacht, träumt und still wird. "Wenn man ans Meer fährt, sollte man schweigen", so Nina Hoger in ihren Eingangsworten. "Einatmen und Ausatmen und nicht mehr wollen. Nur Meer, nur Meer."

Wer an diesem Abend im WattBZ saß, spürte: Das Meer ist nicht nur eine Landschaft - es ist ein Zustand. Ein Atem, der kommt und geht, ein Spiegel des Lebens: wandelbar, fordernd, tröstlich. Die Worte schmeckten nach Salz auf der Zunge, klangen wie Wellen, und für einen Moment schien die Zeit selbst Ebbe zu werden - zurückgezogen, frei.

Zum Ausklang erhoben sich - gemeinsam mit den Künstlerinnen - auch die Stimmen des Publikums, zunächst zaghaft, dann selbstbewusster, wie ein leiser Atem, der den Raum füllt. Seemannslieder wie "My Bonnie is over the ocean" breiteten sich aus wie eine stille Flut, trugen Weite, Abschied und Heimkehr in den Saal. Dazwischen schwebte Nina Hogers Sprechgesang bei "Junge, komm bald wieder" wie ein zartes Echo, das sich sanft an die Seele schmiegte.

Die Konzertlesung bildete den Höhepunkt und zugleich den Abschluss des Jubiläumsjahres "10 Jahre UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer-Besucherzentrum Cuxhaven". Es war ein Abend, der zeigte, wie eng Kunst und Meer miteinander verwoben sind - wie die Wellen die Worte tragen und der Wind den Klang weiterführt. Der Applaus war mehr als verdient. Und als der letzte Ton verklang, blieb etwas in der Luft: ein Hauch von Meer - und das leise Versprechen einer Wiederkehr.

Von Joachim Tonn

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