Noch kann der bekannte „Wattenkieker“ in Sahlenburg über den etwa fünf Meter hohen Sturmflutschutzdamm schauen. Nach dem Deichbau wird er sich wohl etwas strecken müssen. Foto: Potschka
Noch kann der bekannte „Wattenkieker“ in Sahlenburg über den etwa fünf Meter hohen Sturmflutschutzdamm schauen. Nach dem Deichbau wird er sich wohl etwas strecken müssen. Foto: Potschka
Wolskermarsch: Lücke im Deich-Netz

Neuer Dünen-Deich in Cuxhaven-Sahlenburg: Der aktuelle Stand bei der Planung

von Jens Potschka | 19.04.2023

Schon länger war von offizieller Seite nichts mehr über den geplanten Neubau des Deiches für die Wolskermarsch im Cuxhavener Stadtteil Sahlenburg zu hören. Jetzt kam das Thema erneut auf den Tisch.

Stadtbaurat Andreas Eickmann und Schultheiß Jürgen Schubel vom Deichverband Cuxhaven berichteten im Ortsrat Sahlenburg über den aktuellen Sachstand. Denn hinter den Kulissen wird weiter intensiv an den ehrgeizigen Deichbauplänen gearbeitet.

Wie bereits mehrfach berichtet, soll in Sahlenburg die etwa 1,5 Kilometer lange Lücke im Deichnetz geschlossen werden. Denn die gesamte Wolskermarsch sowie das Areal des ehemaligen Seehospitals und Teile des Wernerwaldes sind nicht durch einen Deich geschützt. Lediglich eine vor Jahrzehnten künstlich angelegte Düne sichert die dortige Marsch vor Sturmfluten.

Intensität von Sturmfluten hat zugenommen

Mit dem stetigen Ansteigen der Meeresspiegel weltweit haben auch die Sturmfluten in den vergangenen Jahren an Intensität zugenommen. Bei der großen Sturmflut im Jahr 1976 wurden die Schwachstellen in der Wolskermarsch ganz offensichtlich: Seinerzeit wurden unter anderem 400 Wohnmobile zerstört.

Jürgen Schubel vom Cuxhavener Deichverband erinnerte am Montagabend im Sahlenburger Ortsrat an die Xavier-Strumflut im Jahr 2013. Damals habe Sahlenburg erneut erleben müssen, dass ein Damm von circa fünf Metern über Normalnull nicht ausreicht, um die Sicherheit der Bevölkerung in der Wolskermarsch zu gewähren. "Wären damals nicht die sogenannten Big Packs und Sandsäcke aufgefüllt worden, dann wäre das Wasser wie bereits 1976 wohl wieder über diesen Damm gelaufen", mutmaßte Jürgen Schubel.

Deichschutz für das "Straßen-Geviert" in der Wolskermarsch

Deichschutz für die Wolskermarsch, das bedeute einen unmittelbaren Schutz für das "Straßen-Geviert" aus Hans-Clausen-Straße, Am Sahlenburger Strand, Wernerwaldstraße und Oskar-von-Brock-Straße. Die dahinter befindlichen Straßenzüge liegen höher und bedürften von daher keinen extra Deichschutz.

Die viel gestellte Frage nach den Beitragsgebühren für den Deichverband stelle sich nach Aussagen des Fachmannes für den Großteil der Sahlenburger Bevölkerung gar nicht. Lediglich die Besitzer eines Grundstückes oder einer Ferienimmobilie im Bereich der vier genannten Straßen werden nach dem Bau eines Deiches beitragspflichtig. Diese Kosten seien zudem überschaubar. Jürgen Schubel verriet im Ortsrat, dass er selber ein 150 Jahre altes Haus im Stadtteil Grimmershörn besitzt. Dafür entrichte er pro Jahr lediglich rund 25 Euro Gebühr an den Deichverband.

Die Anmutung einer Düne in Cuxhaven-Sahlenburg

Der neue Deich soll, wie bereits mehrfach berichtet, so gebaut werden, dass er die Anmutung einer Düne hat. Im Herbst dieses Jahres sollen die Pläne bei der zuständigen Behörde, dem NLWKN in Lüneburg, eingereicht werden. Danach beginnt ein Planfeststellungsverfahren nach dem Wasserrecht, das natürlich auch eine öffentliche Beteiligung beinhaltet. Bürgerinnen und Bürger können dann ihre Bedenken und auch Anregungen äußern.

Schultheiß Jürgen Schubel rechnet frühestens im Jahr 2027 mit einem Baubeginn. Zur Beruhigung der Zuhörer verkündete er, dass in Ermangelung eines Deiches in Sahlenburg derzeit auch kein Deichrecht gelte. Deshalb könne der Neubau des Deiches auch im Winterhalbjahr fortgesetzt werden.

Auch touristische Belange berücksichtigen

Der neue Dünendeich wird sich über eine Gesamtlänge von circa 1,5 Kilometern erstrecken. Er wird wasserseitig vom Helios-Areal bis zum Wernerwald Höhe Spielplatz verlaufen. Die Deichhöhe soll circa 8,85 Meter über Normalhöhennull betragen. Die Standardhöhe für Deichbauwerke kann von aktuell 9,80 Meter auf circa 8,80 Meter unterschritten werden, weil in den Dünendeich sogenannte Rauheitselemente eingebaut werden. Diese massiven Betonteile schützen die Küste im Falle einer Sturmflut zusätzlich.

Stadtbaurat Andreas Eickmann gab seinerseits ein paar Details zum Stand der Planungen preis. Die seinerzeit vorgestellten Pläne der beauftragten Büros werden derzeit im Rathaus überarbeitet und konkretisiert. Einige der Deichübergänge, die sogenannten Tentakel, werden natürlich barrierefrei gestaltet. Das sei jedoch nicht bei allen Übergängen möglich, weil die Deichhöhe an einigen Stellen einfach zu hoch ist. Einige Übergänge sollen zudem eine Beleuchtung erhalten. 

Andreas Eickmann möchte den neuen Dünendeich flächendeckend mit Strandhafer und Strandroggen bepflanzen. "Das wird jedoch schwierig werden, weil diese Pflanzen teilweise nur auf den Inseln angebaut werden. Deshalb gibt es schon jetzt Überlegungen, die genannten Pflanzen zeitig in Cuxhaven anzubauen, um sie dann später in den fertigen Deich einzupflanzen zu können", erklärte Andreas Eickmann, der so Kosten reduzieren möchte. 

Stadt erstellt parallel Pläne für Wattwagenbahnhof & Co.

Auch für die Bereiche, die nicht unmittelbar mit dem Deich zu tun haben, wie der neue Wattwagen-Bahnhof oder die Platzgestaltung am anderen Ende des Deiches, entwickelt die Bauabteilung der Stadt parallel Pläne. Diese sollen "in einem Guss zeitgleich planfestgestellt werden".

Der neue Deich soll neben dem Hochwasserschutz auch touristische Belange berücksichtigen. So sollen Aufenthaltsbereiche auf dem Deich geschaffen werden, die Deichkrone wird begehbar sein. Das Bauwerk wird auf der Seite zum Watt ein Deckwerk aus Betonsteinen bekommen. Die unterschiedlichen Besucherströme - Strand, Wassersport, Reiter, Wattenkutschen - werden separat gelenkt, um einen reibungslosen Zugang zum Wattenmeer zu gewährleisten. 

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Jens Potschka

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Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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