
Nach Abriss in Cuxhaven: Brücke am Slippen im Rückblick - mit historischen Bildern
Die geschwungene Brücke am Slippen ist Geschichte. Mit ihrem Abriss beginnt eine neue Ära, in deren Mittelpunkt das Prestigeprojekt "Deichband Cuxhaven" steht. Wir blicken auf die wechselvolle Geschichte des Areals rund um den Slippen.
Die Kulisse am Ende der Deichstraße hat sich in dieser Woche nachhaltig verändert: Die geschwungene Fußgängerbrücke aus grauem Beton über den Slippen wurde abgerissen. Die Arbeiten, die wie bereits ausführlich berichtet noch einige Tage andauern werden, markieren das Ende einer Ära und laden dazu ein, auf die lange Geschichte dieses viel befahrenen Ortes zurückzublicken - einem Ort, der stets eng mit der Entwicklung des Hafens und dem Puls der Stadt Cuxhaven verbunden war.

Bereits in der Zeitung "Alte Liebe" vom 2. Juli 1929 wurde der "Neubau des Slippen" als bedeutendes Infrastrukturprojekt hervorgehoben. Damals erhielt die Anlage erstmals eine eiserne Fußgängerbrücke, die den Übergang von beiden Seiten des Deiches für Anwohner und Hafenarbeiter erleichtern sollte.

Bedürfnisanstalt mitten im Deich
Das grün gestrichene Bauwerk ist vielen älteren Cuxhavenern sicherlich noch in Erinnerung. Nur wenige Wochen später, am 31. August 1929, vermeldete die "Cuxhavener Zeitung" feierlich die Freigabe des Slippen für den öffentlichen Verkehr. Der Bau galt als Zeichen des Fortschritts und als wichtiger Schritt zur besseren Verbindung des Hafengebiets mit der Innenstadt.

Ein weiteres Kapitel dieser Entwicklung folgte im Dezember desselben Jahres: Am 15. Dezember 1929 nahm die Stadt die Bedürfnisanstalt am Slippen in Betrieb - eine damals unverzichtbare Einrichtung an diesem hochfrequentierten Knotenpunkt. Jahrzehntelang erfüllte die Toilettenanlage im Deich ihren Zweck, ehe sie im Zuge städtebaulicher Veränderungen erneut in den Fokus rückte.
Sanitäre Einrichtung war und ist für den Standort von Bedeutung
Am 16. September 1982 berichteten die Cuxhavener Nachrichten unter der Überschrift "Toilettenanlage soll bei Instandsetzung verschwinden" über die Pläne zur Sanierung des Areals. Die Nachricht löste Unmut aus: Die Stadt Cuxhaven wehrte sich entschieden gegen den Abriss der Toilettenanlage und protestierte bei der Bezirksregierung. Der Grund lag auf der Hand: In unmittelbarer Nähe zur "Alten Liebe", einem der zentralen touristischen Anlaufpunkte, fehlte es bereits damals nicht an Besuchern - eine solche sanitäre Einrichtung war und ist für den Standort von erheblicher Bedeutung.

Da im Zuge der Umgestaltung des Slippen allein die Sanierung der WC-Anlage seinerzeit mit mehreren 100.000 Mark zu Buche geschlagen hätte und die Verantwortlichen im Hafenamt mit Blick auf die sanitäre Anlage von einem "Schwachkörper im Deich" sprachen, wurde sie aller Proteste zum Trotz aus dem Deichkörper entfernt.
Einige Jahre später, am 26. September 1986, berichtete die Tageszeitung von der Errichtung der neuen, geschwungenen Fußgängerbrücke. Mit einem Gewicht von 50 Tonnen und einer Länge von 32 Metern wurde die Brücke direkt vor Ort aus Beton gegossen. Die Cuxhavener Firma Lüdke führte seinerzeit die Arbeiten aus. Mithilfe zweier Autokräne setzten Bauarbeiter das moderne Bauwerk auf die vorbereiteten Pfeiler. Die markante Brücke fügte sich seitdem harmonisch in die Umgebung des Hafenareals ein und wurde zu einem festen Bestandteil der Szenerie am Deich.

Zukunftsmusik "Deichband Cuxhaven"
Nun, über 40 Jahre später, ist es abermals ein Umbruch, der den Ort neu definieren wird. Im Zuge des innerstädtischen Großprojektes "Deichband Cuxhaven" wurde mit dem Abriss der Brücke aus dem Jahr 1986 ein neues Kapitel in der wechselvollen Geschichte dieses Knotenpunktes aufgeschlagen.
Während die Arbeiten am Slippen voranschreiten, bleibt der Platz ein Symbol für den ständigen Wandel, den die Stadt Cuxhaven im Laufe der Jahrzehnte erlebt hat. Und die Erinnerungen an die ursprünglichen Bauwerke, an Fortschritt und Proteste leben in den Geschichten der Stadt weiter. Teile der jüngst ebenfalls entfernten ausgedienten alten Fluttore sollen übrigens in die Neugestaltung des Platzes am Slippen einbezogen werden. Der Verkehr über die Straßen rund um den Slippen soll noch vor Weihnachten wieder fließen können.


