
Radinfrastruktur ausbaufähig: Cuxhaven dennoch offiziell "Fahrradfreundliche Kommune"
Cuxhaven ist erstmals als "Fahrradfreundliche Kommune" ausgezeichnet worden. Doch das Zertifikat wirft auch Fragen auf: Reicht der Einsatz der Stadt für den Radverkehr aus? Die Begründung für das Zertifikat.
Cuxhaven darf sich über eine Auszeichnung freuen: Das Land Niedersachsen hat die Stadt zum ersten Mal als fahrradfreundliche Kommune gewürdigt. Die Verleihung des Zertifikats, das von 2025 bis 2029 gilt, soll eine Anerkennung für die umfassenden Bemühungen und Fortschritte der Stadt in der Radverkehrsförderung sein. Voraussetzung für die Zertifizierung ist das umfassende Radverkehrskonzept, das in Cuxhaven im Dezember 2022 vom Rat beschlossen wurde.
"Die Auszeichnung als Fahrradfreundliche Kommune ist eine Bestätigung für unseren Einsatz in den letzten Jahren und ein Ansporn für die Zukunft", betont Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer. "Wir wollen nicht nur die Mobilität nachhaltig gestalten, sondern auch die Lebensqualität in unserer Stadt weiter verbessern. Der Radverkehr spielt dabei eine Schlüsselrolle für die Umwelt, die Wirtschaft und das gesellschaftliche Miteinander."
Kritik von Bürgerinnen und Bürgern
Unser Medienhaus erreichen allerdings häufig Zuschriften von Bürgerinnen und Bürgern, die die Stadt kritisieren und sagen, dass eben nicht genug für den Ausbau der Radinfrastruktur gemacht wird. Doch der im Februar eingereichte Antrag und eine Vor-Ort-Bewertung im August überzeugten die Jury. Sie war unter anderem mit den verkehrspolitischen Sprechern aller Landtagsfraktionen sowie mit Vertretern der kommunalen Spitzenverbände, des Vorstandes der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen, des ADFC Niedersachsen und des niedersächsischen Verkehrsministeriums besetzt.

Grund dafür ist, dass bei der Vergabe vom Zertifikat "Fahrradfreundliche Kommune" auch andere Parameter berücksichtigt werden. Welche das sind, weiß Rüdiger Henze Landesvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Niedersachen (ADFC), der bei der Vor-Ort-Bewertung in Cuxhaven dabei war.
"Auch viele kleine Schritte führen ans Ziel"
"Wir finden das Zertifikat sehr gut, wohl wissend, dass es nicht nur Punkte gibt, die gelobt werden können. Wir geben den Kommunen mit dem Zertifikat auch Hinweise, wo sie nachbessern müssen", erklärt Henze. Für die Förderung des Radverkehrs und die Sensibilisierung der Menschen dafür seien solche Auszeichnungen immens wichtig, auch wenn sie vielleicht auf Widerspruch stoßen", so Henze.
Es gehe eben auch darum, was die Gemeinde oder Stadt bisher getan hat. "Es wird bei der Zertifizierung auch berücksichtigt, wie viele Menschen in der Kommune mit der Entwicklung des Radverkehrs betraut sind oder wie viel Geld in diesen Bereich fließt", so der ADFC-Landesvorsitzende. Immer wieder werde der ADFC gefragt, wie man diese oder jene Kommune als fahrradfreundlich einstufen könne, doch was hinter den Kulissen geleistet werde, sei nach außen nicht immer sichtbar. "Ich war bei der Vor-Ort-Bewertung in Cuxhaven. Positiv ist mir aufgefallen, dass in der Verwaltung der Stadt Cuxhaven viele junge Leute arbeiten, die tolle Ideen haben und diese auch umsetzen wollen. Oft ist es aber auch das Thema Geld, das vielen Projekten einen Strich durch die Rechnung macht."
Henze betonte auch, dass sich in der Stadt in den vergangenen Jahren viel getan habe und sich viele kleine Schritte zu einem positiven Gesamtbild zusammenfügen würden. "Auch in der Schublade der Stadt liegen viele tolle Projekte für den Radverkehr, aber die Mühlen mahlen eben langsam." Mit der Auszeichnung sieht sich die Stadt Cuxhaven gut gerüstet, ihre Ziele zur Förderung des Radverkehrs in den kommenden Jahren umsetzen zu können - für ein klimafreundliches und zukunftsorientiertes Cuxhaven.