
Rückzug der "Corona-Gärtner" in Cuxhaven: Wie Vereine jetzt in die Kleingärten locken
Der Wunsch nach unbeschwertem Aufenthalt im Freien während der Coronazeit ließ das Kleingartenwesen aufblühen. Doch die Freude währte nur kurz. Die Arbeit wurde unterschätzt. Die Vereine in Cuxhaven setzen viele Projekte auf freien Parzellen um.
Während der Pandemie erlebten Kleingärten bundesweit einen regelrechten Boom - doch der Trend hielt nicht lange. Jetzt gehen vielerorts die Zahlen wieder zurück. Bei der letzten Klausursitzung des Landesverbands Niedersächsischer Gartenfreunde hieß es: "Wir wollen nicht verhehlen, dass die Mitgliederzahl des LNG bis 2024 deutlich zurückgegangen ist. Das betrachten wir mit Sorge." Doch wie sieht es in Cuxhaven aus?
Am zweiten Juni-Wochenende fand in der Stadt die jährliche Kleingartenbegehung statt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt, Vorstände der Kleingartenvereine und Vertreter des Bezirksverbands machten sich gemeinsam ein Bild von den Anlagen. In diesem Jahr standen unter anderem die Vereine "Edelweiß" und "Gartenfrieden" auf dem Plan. "Jedes Jahr werden drei verschiedene Vereine besucht und kontrolliert", erklärt Mirko Hagner, zweiter Vorsitzender des Bezirksverbands (BVC) der Kleingärtner in Cuxhaven und Vorsitzender des Kleingartenvereins Westerwisch.
Pandemie brachte nur kurzfristigen Zuwachs
Die Gartenbegehung dient der Überprüfung der Einhaltung der Gartenordnung und des Bundeskleingartengesetzes. Dabei werden der Zustand und die Nutzung der Parzellen bewertet, Missstände identifiziert und das Gespräch mit den Pächtern gesucht.
Die Anlage "Edelweiß" erstreckt sich über rund 38.000 Quadratmeter - das entspricht etwa sechs Fußballfeldern. Insgesamt gibt es dort 104 Parzellen, von denen aktuell 38 frei sind. Der Verein zählt 55 Mitglieder. Die Anlage "Gartenfrieden" ist sogar rund sieben Fußballfelder groß und verfügt über 122 Parzellen, von denen derzeit 34 ungenutzt sind.
"Corona hat nur kurzzeitig mehr Mitglieder gebracht", sagt Mirko Hagner und ergänzt: "Während der Pandemie wollten viele Familien einfach raus ins Grüne. Aber nach drei Monaten im Verein haben sie gemerkt, wie viel Arbeit es wirklich ist. Das führte auf vielen Anlagen zu einem munteren Hin und Her. Ich habe etliche Bewerber direkt abgelehnt, die nur wegen Corona einen Garten wollten."
Auch Wolfgang Evers, der 1. Vorsitzende des BVC, erinnert sich noch gut an die Coronazeit: "Viele Familien haben einfach nur ein Planschbecken aufgestellt oder andere eine Bank zum Biertrinken. Es muss auch der Spaß an Gartenarbeit dazugehören, und das bedarf eben auch Zeit. Ein paar Familien sind auch geblieben."
Viele Vorzeigeprojekte in den Gärten
Die Vereine unterscheiden sich teils stark in ihrer Struktur und Philosophie. Das Ende der Pandemie sei nur ein Faktor für leer stehende Parzellen. "Das hängt auch sehr vom Vorstand und dem Umgang mit den Mitgliedern ab", weiß Fachberater Michael Schröder vom Bezirksverband.
Ein Vorzeigeprojekt ist der sogenannte Lehrgarten im Verein Westerwisch. Zwar ist die Idee schon über 30 Jahre alt, doch Mirko Hagner hat das Projekt im vergangenen Jahr neu belebt. "Der Garten ist das Aushängeschild für unseren Verein", erklärt er. Wöchentlich besuchen Kindergartengruppen den Garten, um spielerisch den Umgang mit Pflanzen und Natur zu lernen.

Auch bei anderen Vereinen steht die soziale Nutzung im Vordergrund. So etwa im Kleingartenverein Schloßgarten. Hier soll ein sogenannter Wald-Essgarten angelegt werden. Es soll ein Bereich mit kleinen Bäumen, Beerensträuchern, Stauden und Wildpflanzen entstehen - "einmal vernünftig anlegen, und man kann lange ernten", wie Fachberater Schröder sagt. Also anders als bei saisonalem Gemüse wie Kartoffeln.
Während die meisten Vereine Leerstand haben, sieht es in Döse-Nord ganz anders aus: "Alle Parzellen sind verpachtet", berichtet Thomas Meyer, Vorsitzender des Vereins.
In Cuxhaven gibt es über 21 Kleingartenvereine, die dem Bezirksverband Cuxhaven der Kleingärtner e.V. angeschlossen sind. Auf die Vereine verteilt gibt es über 1400 Parzellen.